A. Die freie Kohlensäure ist in den, im thierischen Körper enthaltenen Luftarten und in den meisten Flüssigkeiten desselben dif- fundirt. Ob in allen Flüssigkeiten, aus denen CO2 durch Anwendung von physikalischen Mitteln (Verminderung des Luftdruckes, Erwär- mung u. s. w.) in Gasform entfernt werden kann, die CO2 nur diffun- dirt oder in chem. Verbindungen enthalten ist, steht noch dahin.
Sie unterstützt das Leben durch ihr Vermögen, sich in dem Was- ser des Organismus leicht aufzulösen und durch ihre Fähigkeit in der Atmosphäre zu verdunsten.
Sie wird zum kleinsten Theil in den Organismus mit den Nah- rungsmitteln eingeführt, zum grössten Theil in ihm durch die langsame Verbrennung kohlenstoffhaltiger Bestandtheile gebildet.
B. Kohlensaure Natronsalze. Nach den im thierischen Kör- per gegebenen Bedingungen, dürften alle drei Verbindungen der CO2 mit NaO in ihm vorkommen. Denn da sich häufig mit CO2 gesättigte Räume finden, so muss sich in diesen das etwa vorhandene NaO CO2 und 2 NaO 3 CO2 in NaO 2 CO2 umwandeln; da dieses aber dann wie- der in eine fast kohlensäurefreie Atmosphäre gelangt, so wird dasselbe in 2 NaO 3 CO2 zurückgewandelt. NaO CO2 wird sich aber bilden, wenn CO2 mit dreibasisch-phosphorsaurem Natron in Berührung kommt.
Diese Salze greifen nachweislich in den Lebensprozess ein: a) durch ihr Verhalten gegen CO2; indem innerhalb einer Atmosphäre dieser Säure sich das anderthalb und einfach kohlensaure Natron in doppelt kohlensaures umwandelt, und das doppelt kohlensaure inner- halb anderer Gasarten einen Theil seiner CO2 verliert, sind sie geeignet die CO2 aus den mit dieser Luftart geschwängerten Geweben in die äussere Luft überzuführen, ein Hergang, welcher bei der Athmung ge- nauer verfolgt werden wird. b) Durch die Einwirkung auf die Eiweiss- körper bewerkstelligen sie die allmälige Umsetzung derselben, na- mentlich bedingen sie, dass das Eiweiss, das in der Blutflüssigkeit ge- lösst ist, (unter Abscheidung von Schwefel und Ammoniak?) in ein dem sogenannten Protein ähnliches Produkt umgesetzt wird; die alka- lisch reagirenden einfach und anderthalbfach kohlensauren Natronsalze wirken ähnlich aber milder als das kaustische Natron. c) Ferner liefert es das Material zur Bindung der im thierischen Körper entstehenden oder in ihn gebrachten organischen oder mineralischen Säuren; die ersteren (milchsauren, essigsauren etc.) Salze werden unter dem Einfluss der im Organismus vorhandenen Oxydationsmittel in kohlen- saure Salze umgebildet. d) Ferner erhält seine Gegenwart mehrere wichtige eiweissartige Körper, namentlich Faserstoff und Käsestoff in Lösung.
Die kohlensauren Natronsalze werden theils mit den Nahrungs- mitteln eingeführt, zum überwiegenden Theil aber aus Salzen des Na- trons mit einer organ. Säure gebildet.
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Kohlensäure, Kohlensaure Salze.
A. Die freie Kohlensäure ist in den, im thierischen Körper enthaltenen Luftarten und in den meisten Flüssigkeiten desselben dif- fundirt. Ob in allen Flüssigkeiten, aus denen CO2 durch Anwendung von physikalischen Mitteln (Verminderung des Luftdruckes, Erwär- mung u. s. w.) in Gasform entfernt werden kann, die CO2 nur diffun- dirt oder in chem. Verbindungen enthalten ist, steht noch dahin.
Sie unterstützt das Leben durch ihr Vermögen, sich in dem Was- ser des Organismus leicht aufzulösen und durch ihre Fähigkeit in der Atmosphäre zu verdunsten.
Sie wird zum kleinsten Theil in den Organismus mit den Nah- rungsmitteln eingeführt, zum grössten Theil in ihm durch die langsame Verbrennung kohlenstoffhaltiger Bestandtheile gebildet.
B. Kohlensaure Natronsalze. Nach den im thierischen Kör- per gegebenen Bedingungen, dürften alle drei Verbindungen der CO2 mit NaO in ihm vorkommen. Denn da sich häufig mit CO2 gesättigte Räume finden, so muss sich in diesen das etwa vorhandene NaO CO2 und 2 NaO 3 CO2 in NaO 2 CO2 umwandeln; da dieses aber dann wie- der in eine fast kohlensäurefreie Atmosphäre gelangt, so wird dasselbe in 2 NaO 3 CO2 zurückgewandelt. NaO CO2 wird sich aber bilden, wenn CO2 mit dreibasisch-phosphorsaurem Natron in Berührung kommt.
Diese Salze greifen nachweislich in den Lebensprozess ein: a) durch ihr Verhalten gegen CO2; indem innerhalb einer Atmosphäre dieser Säure sich das anderthalb und einfach kohlensaure Natron in doppelt kohlensaures umwandelt, und das doppelt kohlensaure inner- halb anderer Gasarten einen Theil seiner CO2 verliert, sind sie geeignet die CO2 aus den mit dieser Luftart geschwängerten Geweben in die äussere Luft überzuführen, ein Hergang, welcher bei der Athmung ge- nauer verfolgt werden wird. b) Durch die Einwirkung auf die Eiweiss- körper bewerkstelligen sie die allmälige Umsetzung derselben, na- mentlich bedingen sie, dass das Eiweiss, das in der Blutflüssigkeit ge- lösst ist, (unter Abscheidung von Schwefel und Ammoniak?) in ein dem sogenannten Protein ähnliches Produkt umgesetzt wird; die alka- lisch reagirenden einfach und anderthalbfach kohlensauren Natronsalze wirken ähnlich aber milder als das kaustische Natron. c) Ferner liefert es das Material zur Bindung der im thierischen Körper entstehenden oder in ihn gebrachten organischen oder mineralischen Säuren; die ersteren (milchsauren, essigsauren etc.) Salze werden unter dem Einfluss der im Organismus vorhandenen Oxydationsmittel in kohlen- saure Salze umgebildet. d) Ferner erhält seine Gegenwart mehrere wichtige eiweissartige Körper, namentlich Faserstoff und Käsestoff in Lösung.
Die kohlensauren Natronsalze werden theils mit den Nahrungs- mitteln eingeführt, zum überwiegenden Theil aber aus Salzen des Na- trons mit einer organ. Säure gebildet.
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[19/0033]
Kohlensäure, Kohlensaure Salze.
A. Die freie Kohlensäure ist in den, im thierischen Körper
enthaltenen Luftarten und in den meisten Flüssigkeiten desselben dif-
fundirt. Ob in allen Flüssigkeiten, aus denen CO2 durch Anwendung
von physikalischen Mitteln (Verminderung des Luftdruckes, Erwär-
mung u. s. w.) in Gasform entfernt werden kann, die CO2 nur diffun-
dirt oder in chem. Verbindungen enthalten ist, steht noch dahin.
Sie unterstützt das Leben durch ihr Vermögen, sich in dem Was-
ser des Organismus leicht aufzulösen und durch ihre Fähigkeit in der
Atmosphäre zu verdunsten.
Sie wird zum kleinsten Theil in den Organismus mit den Nah-
rungsmitteln eingeführt, zum grössten Theil in ihm durch die langsame
Verbrennung kohlenstoffhaltiger Bestandtheile gebildet.
B. Kohlensaure Natronsalze. Nach den im thierischen Kör-
per gegebenen Bedingungen, dürften alle drei Verbindungen der CO2
mit NaO in ihm vorkommen. Denn da sich häufig mit CO2 gesättigte
Räume finden, so muss sich in diesen das etwa vorhandene NaO CO2
und 2 NaO 3 CO2 in NaO 2 CO2 umwandeln; da dieses aber dann wie-
der in eine fast kohlensäurefreie Atmosphäre gelangt, so wird dasselbe
in 2 NaO 3 CO2 zurückgewandelt. NaO CO2 wird sich aber bilden,
wenn CO2 mit dreibasisch-phosphorsaurem Natron in Berührung kommt.
Diese Salze greifen nachweislich in den Lebensprozess ein:
a) durch ihr Verhalten gegen CO2; indem innerhalb einer Atmosphäre
dieser Säure sich das anderthalb und einfach kohlensaure Natron in
doppelt kohlensaures umwandelt, und das doppelt kohlensaure inner-
halb anderer Gasarten einen Theil seiner CO2 verliert, sind sie geeignet
die CO2 aus den mit dieser Luftart geschwängerten Geweben in die
äussere Luft überzuführen, ein Hergang, welcher bei der Athmung ge-
nauer verfolgt werden wird. b) Durch die Einwirkung auf die Eiweiss-
körper bewerkstelligen sie die allmälige Umsetzung derselben, na-
mentlich bedingen sie, dass das Eiweiss, das in der Blutflüssigkeit ge-
lösst ist, (unter Abscheidung von Schwefel und Ammoniak?) in ein
dem sogenannten Protein ähnliches Produkt umgesetzt wird; die alka-
lisch reagirenden einfach und anderthalbfach kohlensauren Natronsalze
wirken ähnlich aber milder als das kaustische Natron. c) Ferner liefert
es das Material zur Bindung der im thierischen Körper entstehenden
oder in ihn gebrachten organischen oder mineralischen Säuren; die
ersteren (milchsauren, essigsauren etc.) Salze werden unter dem
Einfluss der im Organismus vorhandenen Oxydationsmittel in kohlen-
saure Salze umgebildet. d) Ferner erhält seine Gegenwart mehrere
wichtige eiweissartige Körper, namentlich Faserstoff und Käsestoff
in Lösung.
Die kohlensauren Natronsalze werden theils mit den Nahrungs-
mitteln eingeführt, zum überwiegenden Theil aber aus Salzen des Na-
trons mit einer organ. Säure gebildet.
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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