Wirbelgelenke; lig. longitudinalia u. flava; processus obliqui.
wirbel durch dasselbe Gewicht beträchtlicher gedreht und geknickt werden können, als die der Lendenwirbel und diese beträchtlicher als die der Brustwirbel.
Ed. Weber hat, um die Vorstellung über die Beweglichkeit der Wirbelsäule, insofern sie von den Intervertebralknorpeln abhängt, noch schärfer zu fassen, sämmtliche Knorpel der Halswirbelsäule und ebenso die des Rücken- und die des Lendentheils zu einem einzigen addirt. Indem er jedes dieser drei Stücke als Cy- linder von gleichartiger Struktur und gleichen accessorischen Spannungen be- trachtete, und annahm, dass eine sie beugende Kraft parallel der Achse dieses Cylinders wirke, fand er, dass für gleiche Kräfte der Beugungswinkel der Hals-, Brust- und Lendensäule sich verhalten würde nahe wie 846 : 297 : 298. Selbstverständlich sind diese Zahlen kein Ausdruck für das Verhältniss der Beweglichkeit an den zu- gehörigen Wirbelsäulestücken.
Die ligamenta longitudinale anterius und posterius, welche die hin- tere und vordere Fläche der Wirbelkörper überziehen sind als Ver- stärkungen der ligamenta intervertebralia anzusehen und zu beurthei- len. Das ligamentum flavum, das sich bekanntlich zwischen die Bogen legt, ist als eine Verstärkung des ligam. long. posterius zu betrachten, welche an einem längern Hebelarm wirkt.
Die Bewegung der Wirbelsäule würde, wenn sie nur von den Intervertebralknorpeln abhängig wäre, an allen Orten ungefähr mit gleicher Leichtigkeit nach allen Richtungen hin geschehen; die ein- zige Ungleichheit, die hier vorkommen könnte, würde bedingt sein durch die bald mehr hinten, bald mehr vorn gesteigerte Spannung der Wandungen, und durch das Gegenübertreten des steifen Brust- beins und der Brustwirbel. Da nun aber in der That an verschie- denen Stellen der Wirbelsäule die Bewegung mit ungleicher Leich- tigkeit nach verschiedenen Richtungen hin stattfindet, so müssen sich noch andere Beschränkungen finden. Diese letzteren liegen in den Gelenkflächen der schiefen Fortsätze, welche ausser dieser Be- stimmung auch noch darum von Bedeutung sind, weil sie als steife Körper die Intervertebralknorpel vor einer Zusammenpressung durch
[Abbildung]
Fig. 99.
das Körpergewicht schützen. Um eine Vorstellung von der Gelenk- fläche zu erhalten, schneiden wir dieselbe nach drei aufeinander senk- rechten Richtungen. Ein Schnitt ge- führt parallel mit der Längenachse der Wirbelsäule von vorn nach hin- ten, ergibt, dass in den oberen Halswirbeln, Fig. 99, die Gelenk- fläche AA einen sehr kleinen Win- kel mit dem Horizont bildet, während ein gleicher durch die Lendenwirbel,
Wirbelgelenke; lig. longitudinalia u. flava; processus obliqui.
wirbel durch dasselbe Gewicht beträchtlicher gedreht und geknickt werden können, als die der Lendenwirbel und diese beträchtlicher als die der Brustwirbel.
Ed. Weber hat, um die Vorstellung über die Beweglichkeit der Wirbelsäule, insofern sie von den Intervertebralknorpeln abhängt, noch schärfer zu fassen, sämmtliche Knorpel der Halswirbelsäule und ebenso die des Rücken- und die des Lendentheils zu einem einzigen addirt. Indem er jedes dieser drei Stücke als Cy- linder von gleichartiger Struktur und gleichen accessorischen Spannungen be- trachtete, und annahm, dass eine sie beugende Kraft parallel der Achse dieses Cylinders wirke, fand er, dass für gleiche Kräfte der Beugungswinkel der Hals-, Brust- und Lendensäule sich verhalten würde nahe wie 846 : 297 : 298. Selbstverständlich sind diese Zahlen kein Ausdruck für das Verhältniss der Beweglichkeit an den zu- gehörigen Wirbelsäulestücken.
Die ligamenta longitudinale anterius und posterius, welche die hin- tere und vordere Fläche der Wirbelkörper überziehen sind als Ver- stärkungen der ligamenta intervertebralia anzusehen und zu beurthei- len. Das ligamentum flavum, das sich bekanntlich zwischen die Bogen legt, ist als eine Verstärkung des ligam. long. posterius zu betrachten, welche an einem längern Hebelarm wirkt.
Die Bewegung der Wirbelsäule würde, wenn sie nur von den Intervertebralknorpeln abhängig wäre, an allen Orten ungefähr mit gleicher Leichtigkeit nach allen Richtungen hin geschehen; die ein- zige Ungleichheit, die hier vorkommen könnte, würde bedingt sein durch die bald mehr hinten, bald mehr vorn gesteigerte Spannung der Wandungen, und durch das Gegenübertreten des steifen Brust- beins und der Brustwirbel. Da nun aber in der That an verschie- denen Stellen der Wirbelsäule die Bewegung mit ungleicher Leich- tigkeit nach verschiedenen Richtungen hin stattfindet, so müssen sich noch andere Beschränkungen finden. Diese letzteren liegen in den Gelenkflächen der schiefen Fortsätze, welche ausser dieser Be- stimmung auch noch darum von Bedeutung sind, weil sie als steife Körper die Intervertebralknorpel vor einer Zusammenpressung durch
[Abbildung]
Fig. 99.
das Körpergewicht schützen. Um eine Vorstellung von der Gelenk- fläche zu erhalten, schneiden wir dieselbe nach drei aufeinander senk- rechten Richtungen. Ein Schnitt ge- führt parallel mit der Längenachse der Wirbelsäule von vorn nach hin- ten, ergibt, dass in den oberen Halswirbeln, Fig. 99, die Gelenk- fläche AA einen sehr kleinen Win- kel mit dem Horizont bildet, während ein gleicher durch die Lendenwirbel,
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Wirbelgelenke; lig. longitudinalia u. flava; processus obliqui.
wirbel durch dasselbe Gewicht beträchtlicher gedreht und geknickt
werden können, als die der Lendenwirbel und diese beträchtlicher als
die der Brustwirbel.
Ed. Weber hat, um die Vorstellung über die Beweglichkeit der Wirbelsäule,
insofern sie von den Intervertebralknorpeln abhängt, noch schärfer zu fassen,
sämmtliche Knorpel der Halswirbelsäule und ebenso die des Rücken- und die des
Lendentheils zu einem einzigen addirt. Indem er jedes dieser drei Stücke als Cy-
linder von gleichartiger Struktur und gleichen accessorischen Spannungen be-
trachtete, und annahm, dass eine sie beugende Kraft parallel der Achse dieses Cylinders
wirke, fand er, dass für gleiche Kräfte der Beugungswinkel der Hals-, Brust- und
Lendensäule sich verhalten würde nahe wie 846 : 297 : 298. Selbstverständlich
sind diese Zahlen kein Ausdruck für das Verhältniss der Beweglichkeit an den zu-
gehörigen Wirbelsäulestücken.
Die ligamenta longitudinale anterius und posterius, welche die hin-
tere und vordere Fläche der Wirbelkörper überziehen sind als Ver-
stärkungen der ligamenta intervertebralia anzusehen und zu beurthei-
len. Das ligamentum flavum, das sich bekanntlich zwischen die Bogen
legt, ist als eine Verstärkung des ligam. long. posterius zu betrachten,
welche an einem längern Hebelarm wirkt.
Die Bewegung der Wirbelsäule würde, wenn sie nur von den
Intervertebralknorpeln abhängig wäre, an allen Orten ungefähr mit
gleicher Leichtigkeit nach allen Richtungen hin geschehen; die ein-
zige Ungleichheit, die hier vorkommen könnte, würde bedingt sein
durch die bald mehr hinten, bald mehr vorn gesteigerte Spannung
der Wandungen, und durch das Gegenübertreten des steifen Brust-
beins und der Brustwirbel. Da nun aber in der That an verschie-
denen Stellen der Wirbelsäule die Bewegung mit ungleicher Leich-
tigkeit nach verschiedenen Richtungen hin stattfindet, so müssen
sich noch andere Beschränkungen finden. Diese letzteren liegen in
den Gelenkflächen der schiefen Fortsätze, welche ausser dieser Be-
stimmung auch noch darum von Bedeutung sind, weil sie als steife
Körper die Intervertebralknorpel vor einer Zusammenpressung durch
[Abbildung Fig. 99.]
das Körpergewicht schützen. Um
eine Vorstellung von der Gelenk-
fläche zu erhalten, schneiden wir
dieselbe nach drei aufeinander senk-
rechten Richtungen. Ein Schnitt ge-
führt parallel mit der Längenachse
der Wirbelsäule von vorn nach hin-
ten, ergibt, dass in den oberen
Halswirbeln, Fig. 99, die Gelenk-
fläche AA einen sehr kleinen Win-
kel mit dem Horizont bildet, während
ein gleicher durch die Lendenwirbel,
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/386>, abgerufen am 26.06.2024.
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