Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.Nervenerregung. gleiche Zusammensetzung erlangen. Diese ununterbrochene Dauer desStroms schliesst aber natürlich ein Steigen oder Fallen in seiner Ge- schwindigkeit nicht aus, im Gegentheil, es verhält sich aus verschie- denartigen Gründen die mittlere Geschwindigkeit der Diffusionsströme sehr wechselvoll. -- 3) Die Flüssigkeit, welche sich in dem Strom bewegt, kann niemals die Zusammensetzung des Blutes haben; denn es besitzen die einzelnen Blutbestandtheile eine ganz ausserordent- lich ungleiche Diffusionsgeschwindigkeit, ein Unterschied, der namentlich zu gross zu sein scheint, als dass er durch die ungleichen Prozentge- halte wieder compensirt werden könnte. -- 4) Die Ströme, welche an verschiedenen Orten des thierischen Körpers vorkommen, werden Flüs- sigkeiten von ganz abweichender Zusammensetzung führen. Dieses ge- schieht nachweislich darum, weil die auf der äussern Gefässfläche dem Blute entgegengesetzten Stoffe nicht überall dieselben sind. So ist z. B. an dem einen Orte das Gefäss von Luft, an dem andern aber von wäs- seriger Feuchtigkeit umgeben und demnach tritt dort eine Gas- und hier eine Hydrodiffusion ein. Dabei bleibt aber der Unterschied nicht be- stehen, sondern es finden sich auch bedeutende Abweichnungen in den die Gefässhaut umgebenden wässerigen Lösungen. Je nachdem also der eine oder andere Stoff in der Lösung vorkommt, wird auch bald dieser oder jener Blutbestandtheil lebhafter angezogen werden oder auf seinem Wege durch die Haut mehr oder weniger Widerstand finden. -- Zu die- sen nachweislichen Gründen für eine grosse Mannigfaltigkeit in der Zu- sammensetzung der aus dem Blute tretenden Säfte fügt man vermuthungs- weise noch einen andern, den nemlich, dass die verschiedenen thierischen Häute wegen der ursprünglichen Abweichung in ihrer Zusammensetzung oder in ihrer sonstigen molekularen Anordnung eine ungleiche Durch- gangsfähigkeit für dieselben Flüssigkeiten besitzen sollen. Diese Vermu- thung stützt man auf die im I. Bd. p. 67. 3. angeführten Versuche, welche allerdings noch einer weitern Bestätigung bedürfen. -- 5) Die auf Diffu- sion beruhenden Absonderungen sind jedesmal mit einem Strom im um- gekehrten Sinn, mit einer Resorption, verbunden. c. Nervenerregung*). Eine beschränkte Zahl von Drüsen brin- *) C. Ludwig in Henle's und Pfeufer's Zeitschrift. N. F. I. Bd.
Nervenerregung. gleiche Zusammensetzung erlangen. Diese ununterbrochene Dauer desStroms schliesst aber natürlich ein Steigen oder Fallen in seiner Ge- schwindigkeit nicht aus, im Gegentheil, es verhält sich aus verschie- denartigen Gründen die mittlere Geschwindigkeit der Diffusionsströme sehr wechselvoll. — 3) Die Flüssigkeit, welche sich in dem Strom bewegt, kann niemals die Zusammensetzung des Blutes haben; denn es besitzen die einzelnen Blutbestandtheile eine ganz ausserordent- lich ungleiche Diffusionsgeschwindigkeit, ein Unterschied, der namentlich zu gross zu sein scheint, als dass er durch die ungleichen Prozentge- halte wieder compensirt werden könnte. — 4) Die Ströme, welche an verschiedenen Orten des thierischen Körpers vorkommen, werden Flüs- sigkeiten von ganz abweichender Zusammensetzung führen. Dieses ge- schieht nachweislich darum, weil die auf der äussern Gefässfläche dem Blute entgegengesetzten Stoffe nicht überall dieselben sind. So ist z. B. an dem einen Orte das Gefäss von Luft, an dem andern aber von wäs- seriger Feuchtigkeit umgeben und demnach tritt dort eine Gas- und hier eine Hydrodiffusion ein. Dabei bleibt aber der Unterschied nicht be- stehen, sondern es finden sich auch bedeutende Abweichnungen in den die Gefässhaut umgebenden wässerigen Lösungen. Je nachdem also der eine oder andere Stoff in der Lösung vorkommt, wird auch bald dieser oder jener Blutbestandtheil lebhafter angezogen werden oder auf seinem Wege durch die Haut mehr oder weniger Widerstand finden. — Zu die- sen nachweislichen Gründen für eine grosse Mannigfaltigkeit in der Zu- sammensetzung der aus dem Blute tretenden Säfte fügt man vermuthungs- weise noch einen andern, den nemlich, dass die verschiedenen thierischen Häute wegen der ursprünglichen Abweichung in ihrer Zusammensetzung oder in ihrer sonstigen molekularen Anordnung eine ungleiche Durch- gangsfähigkeit für dieselben Flüssigkeiten besitzen sollen. Diese Vermu- thung stützt man auf die im I. Bd. p. 67. 3. angeführten Versuche, welche allerdings noch einer weitern Bestätigung bedürfen. — 5) Die auf Diffu- sion beruhenden Absonderungen sind jedesmal mit einem Strom im um- gekehrten Sinn, mit einer Resorption, verbunden. c. Nervenerregung*). Eine beschränkte Zahl von Drüsen brin- *) C. Ludwig in Henle’s und Pfeufer’s Zeitschrift. N. F. I. Bd.
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Nervenerregung.
gleiche Zusammensetzung erlangen. Diese ununterbrochene Dauer des
Stroms schliesst aber natürlich ein Steigen oder Fallen in seiner Ge-
schwindigkeit nicht aus, im Gegentheil, es verhält sich aus verschie-
denartigen Gründen die mittlere Geschwindigkeit der Diffusionsströme
sehr wechselvoll. — 3) Die Flüssigkeit, welche sich in dem Strom
bewegt, kann niemals die Zusammensetzung des Blutes haben; denn
es besitzen die einzelnen Blutbestandtheile eine ganz ausserordent-
lich ungleiche Diffusionsgeschwindigkeit, ein Unterschied, der namentlich
zu gross zu sein scheint, als dass er durch die ungleichen Prozentge-
halte wieder compensirt werden könnte. — 4) Die Ströme, welche an
verschiedenen Orten des thierischen Körpers vorkommen, werden Flüs-
sigkeiten von ganz abweichender Zusammensetzung führen. Dieses ge-
schieht nachweislich darum, weil die auf der äussern Gefässfläche dem
Blute entgegengesetzten Stoffe nicht überall dieselben sind. So ist z. B.
an dem einen Orte das Gefäss von Luft, an dem andern aber von wäs-
seriger Feuchtigkeit umgeben und demnach tritt dort eine Gas- und hier
eine Hydrodiffusion ein. Dabei bleibt aber der Unterschied nicht be-
stehen, sondern es finden sich auch bedeutende Abweichnungen in den
die Gefässhaut umgebenden wässerigen Lösungen. Je nachdem also der
eine oder andere Stoff in der Lösung vorkommt, wird auch bald dieser
oder jener Blutbestandtheil lebhafter angezogen werden oder auf seinem
Wege durch die Haut mehr oder weniger Widerstand finden. — Zu die-
sen nachweislichen Gründen für eine grosse Mannigfaltigkeit in der Zu-
sammensetzung der aus dem Blute tretenden Säfte fügt man vermuthungs-
weise noch einen andern, den nemlich, dass die verschiedenen thierischen
Häute wegen der ursprünglichen Abweichung in ihrer Zusammensetzung
oder in ihrer sonstigen molekularen Anordnung eine ungleiche Durch-
gangsfähigkeit für dieselben Flüssigkeiten besitzen sollen. Diese Vermu-
thung stützt man auf die im I. Bd. p. 67. 3. angeführten Versuche, welche
allerdings noch einer weitern Bestätigung bedürfen. — 5) Die auf Diffu-
sion beruhenden Absonderungen sind jedesmal mit einem Strom im um-
gekehrten Sinn, mit einer Resorption, verbunden.
c. Nervenerregung *). Eine beschränkte Zahl von Drüsen brin-
gen die Absonderung ihrer Säfte zu Stande unter Mitwirkung der in sie
eintretenden Nerven. Der Mechanismus, durch welchen der erregte
Nerv die Absonderung einleitet, ist unbekannt; keines Falls aber ist
der Nerv dadurch wirksam, dass er den Blutdruck innerhalb der Ge-
fässe, welche die Drüse durchsetzen, partiell steigert, indem er die
Durchmesser jener Gefässe verändert. Dieses wird darum zur Gewiss-
heit, weil der Druck, unter welchem der abgesonderte Saft in den Drü-
sengang einströmt, weit grösser ist, als der, unter welchem gleichzeitig
*) C. Ludwig in Henle’s und Pfeufer’s Zeitschrift. N. F. I. Bd.
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