der Inhalt der Blutgefässe gespannt ist; ja noch mehr, es kann der er- regte Nerv auch noch zu einer Zeit die Absonderung hervorrufen, in welcher das in der Drüse enthaltene Blut weder strömt, noch überhaupt gespannt ist.
[Abbildung]
Fig. 52.
Der Absonderungsdruck wird dadurch gemessen, dass man in den Ausführungsgang einer Drüse A (in der sche- matischen Fig. 52.) ein Manometer B einbindet. Dringt Flüssigkeit durch die Poren der Drüsenwand hh in das In- nere des Drüsenbläschens, so wird sie allmählig auch in das den Ausführungsgang verschliessende Manometer drin- gen und das Quecksilber desselben so lange emporhe- ben, bis der Druck, den die Quecksibersäule ausübt, gross genug ist, um der Gewalt, mit welcher der Drü- sensaft durch die Poren strömt, das Gleichgewicht zu halten. Der Absonderungsdruck ist also nichts anderes, als die in einer beliebigen Flüssigkeit ausgedrückte Druckhöhe, unter welcher die abgesonderten Säfte in die Drüse gepresst werden.
Den Eigenschaften der Nerven entsprechend wird die von ihnen abhängige Absonderung keine stetige, sondern eine durch längere oder kürzere Zeiten unterbrochene sein, sie wird nur ein- treten, wenn der Nerv erregbar ist. In der That tritt sie aber, die Er- regbarkeit der Nerven vorausgesetzt, nur dann ein, wenn der Drüsennerv wirklich erregt wird; dieses geschieht aber, soweit wir wissen, ganz unter denselben Umständen, unter denen auch der Muskelnerv zur Erregung kommt. -- Besteht nun einmal die Absonderung, so wächst, alles andere gleichgesetzt, die Geschwindigkeit derselben mit der gerade vorhandenen Intensität der Erregung.
Die Säfte, welche durch dieses Hilfsmittel dem Blute entzo- gen werden, sind erfahrungsgemäss durchaus anders zusammengesetzt, als die Blutflüssigkeit. Ob sie aber in allen dem Nerveneinfluss unterworfenen Drüsen gleich oder ungleich sind, lässt sich nicht angeben. Allerdings weicht die Zusammensetzung der einzelnen Ner- vensekrete, wie zum Beispiel Thränen und Speichel, von einander ab, aber es kann diese Thatsache nicht als ein Beweis dafür angesehen werden, dass durch Vermittelung des Nerven in die beiden Drüsen ver- schiedenartige Säfte geführt worden seien, und zwar darum nicht, weil es sich nicht darthun lässt, ob nicht noch andere Sekretionsursachen, z. B. eine Diffusion, sich an der Bildung von Thränen oder Speichel be- theiligt haben.
3. Weitere Veränderungen der abgeschiedenen Säfte. -- Die Flüssig- keiten, welche durch irgend eine der bezeichneten Kräfte aus dem Blut- strom auf die äussere Fläche der Gefässhaut befördert sind, gelangen nun, je nach dem Organ, in welchem die Absonderung vor sich ging, unter besondere Bedingungen, welche bei aller sonstigen Verschiedenheit
Messung des Absonderungsdruckes.
der Inhalt der Blutgefässe gespannt ist; ja noch mehr, es kann der er- regte Nerv auch noch zu einer Zeit die Absonderung hervorrufen, in welcher das in der Drüse enthaltene Blut weder strömt, noch überhaupt gespannt ist.
[Abbildung]
Fig. 52.
Der Absonderungsdruck wird dadurch gemessen, dass man in den Ausführungsgang einer Drüse A (in der sche- matischen Fig. 52.) ein Manometer B einbindet. Dringt Flüssigkeit durch die Poren der Drüsenwand hh in das In- nere des Drüsenbläschens, so wird sie allmählig auch in das den Ausführungsgang verschliessende Manometer drin- gen und das Quecksilber desselben so lange emporhe- ben, bis der Druck, den die Quecksibersäule ausübt, gross genug ist, um der Gewalt, mit welcher der Drü- sensaft durch die Poren strömt, das Gleichgewicht zu halten. Der Absonderungsdruck ist also nichts anderes, als die in einer beliebigen Flüssigkeit ausgedrückte Druckhöhe, unter welcher die abgesonderten Säfte in die Drüse gepresst werden.
Den Eigenschaften der Nerven entsprechend wird die von ihnen abhängige Absonderung keine stetige, sondern eine durch längere oder kürzere Zeiten unterbrochene sein, sie wird nur ein- treten, wenn der Nerv erregbar ist. In der That tritt sie aber, die Er- regbarkeit der Nerven vorausgesetzt, nur dann ein, wenn der Drüsennerv wirklich erregt wird; dieses geschieht aber, soweit wir wissen, ganz unter denselben Umständen, unter denen auch der Muskelnerv zur Erregung kommt. — Besteht nun einmal die Absonderung, so wächst, alles andere gleichgesetzt, die Geschwindigkeit derselben mit der gerade vorhandenen Intensität der Erregung.
Die Säfte, welche durch dieses Hilfsmittel dem Blute entzo- gen werden, sind erfahrungsgemäss durchaus anders zusammengesetzt, als die Blutflüssigkeit. Ob sie aber in allen dem Nerveneinfluss unterworfenen Drüsen gleich oder ungleich sind, lässt sich nicht angeben. Allerdings weicht die Zusammensetzung der einzelnen Ner- vensekrete, wie zum Beispiel Thränen und Speichel, von einander ab, aber es kann diese Thatsache nicht als ein Beweis dafür angesehen werden, dass durch Vermittelung des Nerven in die beiden Drüsen ver- schiedenartige Säfte geführt worden seien, und zwar darum nicht, weil es sich nicht darthun lässt, ob nicht noch andere Sekretionsursachen, z. B. eine Diffusion, sich an der Bildung von Thränen oder Speichel be- theiligt haben.
3. Weitere Veränderungen der abgeschiedenen Säfte. — Die Flüssig- keiten, welche durch irgend eine der bezeichneten Kräfte aus dem Blut- strom auf die äussere Fläche der Gefässhaut befördert sind, gelangen nun, je nach dem Organ, in welchem die Absonderung vor sich ging, unter besondere Bedingungen, welche bei aller sonstigen Verschiedenheit
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0165"n="149"/><fwplace="top"type="header">Messung des Absonderungsdruckes.</fw><lb/>
der Inhalt der Blutgefässe gespannt ist; ja noch mehr, es kann der er-<lb/>
regte Nerv auch noch zu einer Zeit die Absonderung hervorrufen, in<lb/>
welcher das in der Drüse enthaltene Blut weder strömt, noch überhaupt<lb/>
gespannt ist.</p><lb/><figure><head>Fig. 52.</head></figure><lb/><p>Der Absonderungsdruck wird dadurch gemessen, dass<lb/>
man in den Ausführungsgang einer Drüse <hirendition="#i">A</hi> (in der sche-<lb/>
matischen Fig. 52.) ein Manometer <hirendition="#i">B</hi> einbindet. Dringt<lb/>
Flüssigkeit durch die Poren der Drüsenwand <hirendition="#i">hh</hi> in das In-<lb/>
nere des Drüsenbläschens, so wird sie allmählig auch in das<lb/>
den Ausführungsgang verschliessende Manometer drin-<lb/>
gen und das Quecksilber desselben so lange emporhe-<lb/>
ben, bis der Druck, den die Quecksibersäule ausübt,<lb/>
gross genug ist, um der Gewalt, mit welcher der Drü-<lb/>
sensaft durch die Poren strömt, das Gleichgewicht zu<lb/>
halten. Der Absonderungsdruck ist also nichts anderes,<lb/>
als die in einer beliebigen Flüssigkeit ausgedrückte<lb/>
Druckhöhe, unter welcher die abgesonderten Säfte in<lb/>
die Drüse gepresst werden.</p><lb/><p>Den Eigenschaften der Nerven entsprechend<lb/>
wird die von ihnen abhängige Absonderung keine stetige, sondern eine<lb/>
durch längere oder kürzere Zeiten unterbrochene sein, sie wird nur ein-<lb/>
treten, wenn der Nerv erregbar ist. In der That tritt sie aber, die Er-<lb/>
regbarkeit der Nerven vorausgesetzt, nur dann ein, wenn der Drüsennerv<lb/>
wirklich erregt wird; dieses geschieht aber, soweit wir wissen, ganz unter<lb/>
denselben Umständen, unter denen auch der Muskelnerv zur Erregung<lb/>
kommt. — Besteht nun einmal die Absonderung, so wächst, alles andere<lb/>
gleichgesetzt, die Geschwindigkeit derselben mit der gerade vorhandenen<lb/>
Intensität der Erregung.</p><lb/><p>Die Säfte, welche durch dieses Hilfsmittel dem Blute entzo-<lb/>
gen werden, sind erfahrungsgemäss durchaus anders zusammengesetzt,<lb/>
als die Blutflüssigkeit. Ob sie aber in allen dem Nerveneinfluss<lb/>
unterworfenen Drüsen gleich oder ungleich sind, lässt sich nicht<lb/>
angeben. Allerdings weicht die Zusammensetzung der einzelnen Ner-<lb/>
vensekrete, wie zum Beispiel Thränen und Speichel, von einander ab,<lb/>
aber es kann diese Thatsache nicht als ein Beweis dafür angesehen<lb/>
werden, dass durch Vermittelung des Nerven in die beiden Drüsen ver-<lb/>
schiedenartige Säfte geführt worden seien, und zwar darum nicht, weil<lb/>
es sich nicht darthun lässt, ob nicht noch andere Sekretionsursachen,<lb/>
z. B. eine Diffusion, sich an der Bildung von Thränen oder Speichel be-<lb/>
theiligt haben.</p><lb/><p><hirendition="#b">3.</hi> Weitere Veränderungen der abgeschiedenen Säfte. — Die Flüssig-<lb/>
keiten, welche durch irgend eine der bezeichneten Kräfte aus dem Blut-<lb/>
strom auf die äussere Fläche der Gefässhaut befördert sind, gelangen<lb/>
nun, je nach dem Organ, in welchem die Absonderung vor sich ging,<lb/>
unter besondere Bedingungen, welche bei aller sonstigen Verschiedenheit<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[149/0165]
Messung des Absonderungsdruckes.
der Inhalt der Blutgefässe gespannt ist; ja noch mehr, es kann der er-
regte Nerv auch noch zu einer Zeit die Absonderung hervorrufen, in
welcher das in der Drüse enthaltene Blut weder strömt, noch überhaupt
gespannt ist.
[Abbildung Fig. 52.]
Der Absonderungsdruck wird dadurch gemessen, dass
man in den Ausführungsgang einer Drüse A (in der sche-
matischen Fig. 52.) ein Manometer B einbindet. Dringt
Flüssigkeit durch die Poren der Drüsenwand hh in das In-
nere des Drüsenbläschens, so wird sie allmählig auch in das
den Ausführungsgang verschliessende Manometer drin-
gen und das Quecksilber desselben so lange emporhe-
ben, bis der Druck, den die Quecksibersäule ausübt,
gross genug ist, um der Gewalt, mit welcher der Drü-
sensaft durch die Poren strömt, das Gleichgewicht zu
halten. Der Absonderungsdruck ist also nichts anderes,
als die in einer beliebigen Flüssigkeit ausgedrückte
Druckhöhe, unter welcher die abgesonderten Säfte in
die Drüse gepresst werden.
Den Eigenschaften der Nerven entsprechend
wird die von ihnen abhängige Absonderung keine stetige, sondern eine
durch längere oder kürzere Zeiten unterbrochene sein, sie wird nur ein-
treten, wenn der Nerv erregbar ist. In der That tritt sie aber, die Er-
regbarkeit der Nerven vorausgesetzt, nur dann ein, wenn der Drüsennerv
wirklich erregt wird; dieses geschieht aber, soweit wir wissen, ganz unter
denselben Umständen, unter denen auch der Muskelnerv zur Erregung
kommt. — Besteht nun einmal die Absonderung, so wächst, alles andere
gleichgesetzt, die Geschwindigkeit derselben mit der gerade vorhandenen
Intensität der Erregung.
Die Säfte, welche durch dieses Hilfsmittel dem Blute entzo-
gen werden, sind erfahrungsgemäss durchaus anders zusammengesetzt,
als die Blutflüssigkeit. Ob sie aber in allen dem Nerveneinfluss
unterworfenen Drüsen gleich oder ungleich sind, lässt sich nicht
angeben. Allerdings weicht die Zusammensetzung der einzelnen Ner-
vensekrete, wie zum Beispiel Thränen und Speichel, von einander ab,
aber es kann diese Thatsache nicht als ein Beweis dafür angesehen
werden, dass durch Vermittelung des Nerven in die beiden Drüsen ver-
schiedenartige Säfte geführt worden seien, und zwar darum nicht, weil
es sich nicht darthun lässt, ob nicht noch andere Sekretionsursachen,
z. B. eine Diffusion, sich an der Bildung von Thränen oder Speichel be-
theiligt haben.
3. Weitere Veränderungen der abgeschiedenen Säfte. — Die Flüssig-
keiten, welche durch irgend eine der bezeichneten Kräfte aus dem Blut-
strom auf die äussere Fläche der Gefässhaut befördert sind, gelangen
nun, je nach dem Organ, in welchem die Absonderung vor sich ging,
unter besondere Bedingungen, welche bei aller sonstigen Verschiedenheit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/165>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.