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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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der einen oder andern Formfolge sind aber noch wenig befriedigend.
Es wäre wünschenswerth, die Epithelialbildung auf vernarbenden Wunden
genauer zu studiren. -- Die Zellen der Hornschicht gehen unzweifelhaft
aus denen der Kugelschicht hervor, was sich ohne Weiteres durch die
Lagerungsverhältnisse beweisen lässt. Man stellt sich das Zustandekom-
men der Abplattung in der Weise vor, dass die im Zellenraume enthal-
tenen löslichen Bestandtheile allmählig unlöslich würden, und das Wasser
durch Diffusion oder Verdunstung entfernt würde. Gesetzt, diese Mei-
nung wäre bewiesen, so müsste nun noch gezeigt werden, warum das
Zusammenfallen der Wand in der Richtung des Dickendurchmessers der
Oberhaut erfolgt. -- Unerklärt ist es ferner, woher der Zusammenhang
der Zellen rührt; nachweislich schuppen sich (durch Verlust dieses Zu-
sammenhangs) unter gewissen, nicht näher bestimmten Umständen die
oberflächlichsten Lagen leichter ab. Aus dem Verhältniss zwischen Neu-
bildung und Abschuppung ist natürlich auch die Dicke der Epidermis
an den verschiedenen Körperregionen zu erklären. In diesem Sinne ist
es auch bemerkenswerth, dass aller Orten eine Grenze für die Dicke der
Epidermis besteht, und dass eine über das Normale gehende Dicke der-
selben, wie wir sie bei Schwielenbildung beobachten, wieder auf den
gewöhnlichen Werth herabsinkt, wenn die Ursachen verschwinden, welche
eine reichlichere Absonderung des Muttersaftes veranlassten. -- Ob in
der ausgewachsenen Plattenzelle auch Stoffumsatz geschieht, wissen wir
nicht; es ist aber kaum wahrscheinlich, da die Plättchen so schwer und
nur unter ganz besondern Bedingungen der Fäulniss anheimfallen.

Nägel.

1. Anatomische Eigenschaften. Der Nagel ist ein Gebilde aus Zel-
len von derselben Form und Anordnung wie in den geschichteten Pflaster-
häuten. Vor diesen ist er ausgezeichnet einmal durch das Verhältniss
zwischen der Dicke der Horn- und Schleimschicht, indem an den Nägeln
die erstere die letztere ganz ausserordentlich übertrifft, und dann da-
durch, dass die Zellen in der Hornschicht des Nagels noch trockner,
fester und inniger mit einander vereinigt sind.

2. Chemische Eigenschaften. Am Nagel ist bis dahin nur die Horn-
schicht untersucht; ihre Eigenthümlichkeiten stimmen im Allgemeinen
mit denen der Pflasterhaut überein.

Der sog. Hornstoff des Nagels besteht nach Scherer und Mulder in 100 Thei-
len aus C 51,0; H 6,9; N 17,5; O 21,7; S 2,8. Sein Sgehalt ist also dem der Epi-
dermis überlegen; verbrannt hinterlässt er 1 pCt. Asche aus 3 CaO PO5.

3. Von der Ernährung. -- Die Bildung des Nagels geht nur dann
vor sich, wenn ein besonders geformter Boden der Cutis, der Nagelfalz
und das Nagelbett, vorhanden ist. Diese Einrichtung, worin auch sonst
noch ihre Wirkungen bestehen mögen, hat jedenfalls die Folge, dass die
neugebildeten Zellen sich durch das Entgegenwachsen von zwei verschie-

Nagel.
der einen oder andern Formfolge sind aber noch wenig befriedigend.
Es wäre wünschenswerth, die Epithelialbildung auf vernarbenden Wunden
genauer zu studiren. — Die Zellen der Hornschicht gehen unzweifelhaft
aus denen der Kugelschicht hervor, was sich ohne Weiteres durch die
Lagerungsverhältnisse beweisen lässt. Man stellt sich das Zustandekom-
men der Abplattung in der Weise vor, dass die im Zellenraume enthal-
tenen löslichen Bestandtheile allmählig unlöslich würden, und das Wasser
durch Diffusion oder Verdunstung entfernt würde. Gesetzt, diese Mei-
nung wäre bewiesen, so müsste nun noch gezeigt werden, warum das
Zusammenfallen der Wand in der Richtung des Dickendurchmessers der
Oberhaut erfolgt. — Unerklärt ist es ferner, woher der Zusammenhang
der Zellen rührt; nachweislich schuppen sich (durch Verlust dieses Zu-
sammenhangs) unter gewissen, nicht näher bestimmten Umständen die
oberflächlichsten Lagen leichter ab. Aus dem Verhältniss zwischen Neu-
bildung und Abschuppung ist natürlich auch die Dicke der Epidermis
an den verschiedenen Körperregionen zu erklären. In diesem Sinne ist
es auch bemerkenswerth, dass aller Orten eine Grenze für die Dicke der
Epidermis besteht, und dass eine über das Normale gehende Dicke der-
selben, wie wir sie bei Schwielenbildung beobachten, wieder auf den
gewöhnlichen Werth herabsinkt, wenn die Ursachen verschwinden, welche
eine reichlichere Absonderung des Muttersaftes veranlassten. — Ob in
der ausgewachsenen Plattenzelle auch Stoffumsatz geschieht, wissen wir
nicht; es ist aber kaum wahrscheinlich, da die Plättchen so schwer und
nur unter ganz besondern Bedingungen der Fäulniss anheimfallen.

Nägel.

1. Anatomische Eigenschaften. Der Nagel ist ein Gebilde aus Zel-
len von derselben Form und Anordnung wie in den geschichteten Pflaster-
häuten. Vor diesen ist er ausgezeichnet einmal durch das Verhältniss
zwischen der Dicke der Horn- und Schleimschicht, indem an den Nägeln
die erstere die letztere ganz ausserordentlich übertrifft, und dann da-
durch, dass die Zellen in der Hornschicht des Nagels noch trockner,
fester und inniger mit einander vereinigt sind.

2. Chemische Eigenschaften. Am Nagel ist bis dahin nur die Horn-
schicht untersucht; ihre Eigenthümlichkeiten stimmen im Allgemeinen
mit denen der Pflasterhaut überein.

Der sog. Hornstoff des Nagels besteht nach Scherer und Mulder in 100 Thei-
len aus C 51,0; H 6,9; N 17,5; O 21,7; S 2,8. Sein Sgehalt ist also dem der Epi-
dermis überlegen; verbrannt hinterlässt er 1 pCt. Asche aus 3 CaO PO5.

3. Von der Ernährung. — Die Bildung des Nagels geht nur dann
vor sich, wenn ein besonders geformter Boden der Cutis, der Nagelfalz
und das Nagelbett, vorhanden ist. Diese Einrichtung, worin auch sonst
noch ihre Wirkungen bestehen mögen, hat jedenfalls die Folge, dass die
neugebildeten Zellen sich durch das Entgegenwachsen von zwei verschie-

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[170/0186] Nagel. der einen oder andern Formfolge sind aber noch wenig befriedigend. Es wäre wünschenswerth, die Epithelialbildung auf vernarbenden Wunden genauer zu studiren. — Die Zellen der Hornschicht gehen unzweifelhaft aus denen der Kugelschicht hervor, was sich ohne Weiteres durch die Lagerungsverhältnisse beweisen lässt. Man stellt sich das Zustandekom- men der Abplattung in der Weise vor, dass die im Zellenraume enthal- tenen löslichen Bestandtheile allmählig unlöslich würden, und das Wasser durch Diffusion oder Verdunstung entfernt würde. Gesetzt, diese Mei- nung wäre bewiesen, so müsste nun noch gezeigt werden, warum das Zusammenfallen der Wand in der Richtung des Dickendurchmessers der Oberhaut erfolgt. — Unerklärt ist es ferner, woher der Zusammenhang der Zellen rührt; nachweislich schuppen sich (durch Verlust dieses Zu- sammenhangs) unter gewissen, nicht näher bestimmten Umständen die oberflächlichsten Lagen leichter ab. Aus dem Verhältniss zwischen Neu- bildung und Abschuppung ist natürlich auch die Dicke der Epidermis an den verschiedenen Körperregionen zu erklären. In diesem Sinne ist es auch bemerkenswerth, dass aller Orten eine Grenze für die Dicke der Epidermis besteht, und dass eine über das Normale gehende Dicke der- selben, wie wir sie bei Schwielenbildung beobachten, wieder auf den gewöhnlichen Werth herabsinkt, wenn die Ursachen verschwinden, welche eine reichlichere Absonderung des Muttersaftes veranlassten. — Ob in der ausgewachsenen Plattenzelle auch Stoffumsatz geschieht, wissen wir nicht; es ist aber kaum wahrscheinlich, da die Plättchen so schwer und nur unter ganz besondern Bedingungen der Fäulniss anheimfallen. Nägel. 1. Anatomische Eigenschaften. Der Nagel ist ein Gebilde aus Zel- len von derselben Form und Anordnung wie in den geschichteten Pflaster- häuten. Vor diesen ist er ausgezeichnet einmal durch das Verhältniss zwischen der Dicke der Horn- und Schleimschicht, indem an den Nägeln die erstere die letztere ganz ausserordentlich übertrifft, und dann da- durch, dass die Zellen in der Hornschicht des Nagels noch trockner, fester und inniger mit einander vereinigt sind. 2. Chemische Eigenschaften. Am Nagel ist bis dahin nur die Horn- schicht untersucht; ihre Eigenthümlichkeiten stimmen im Allgemeinen mit denen der Pflasterhaut überein. Der sog. Hornstoff des Nagels besteht nach Scherer und Mulder in 100 Thei- len aus C 51,0; H 6,9; N 17,5; O 21,7; S 2,8. Sein Sgehalt ist also dem der Epi- dermis überlegen; verbrannt hinterlässt er 1 pCt. Asche aus 3 CaO PO5. 3. Von der Ernährung. — Die Bildung des Nagels geht nur dann vor sich, wenn ein besonders geformter Boden der Cutis, der Nagelfalz und das Nagelbett, vorhanden ist. Diese Einrichtung, worin auch sonst noch ihre Wirkungen bestehen mögen, hat jedenfalls die Folge, dass die neugebildeten Zellen sich durch das Entgegenwachsen von zwei verschie-

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/186>, abgerufen am 24.11.2024.