Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.Niere; Harn. ständen. Man hat sich darum bestimmt, denjenigen Harn als den nor-malen anzusehen, welcher entleert wird bei gänzlichem Enthalten von Nahrung, oder bei Aufnahme einer solchen, welche wesentlich aus eiweiss- artigen Körpern, Fetten, Amylon, den gewöhnlichen Blutsalzen und Wasser besteht. Unter dieser Voraussetzung erscheinen im Harn: Harnstoff, Kreatinin, Harnsäure, Hippursäure, Farbstoffe, Zucker, Fette, Ammoniak, NaO, KO, CaO, MgO, ClH, CO2, PO5, SO3 und dazu eine geringe Menge organischer Stoffe von unbekannter Zusammensetzung (Extrakte). Da die quantitative Zusammensetzung des Harns zu verschiedenen Damit ist also zugleich eine Beziehung der Absonderungsmenge zur Harnstoff. Wahrscheinlich ist dieser Körper im Harn im freien *) Lehmann, Physiolog. Chemie. II. Bd. 167. -- Frerichs, Müller's Archiv. 1848. 467. --
Bidder u. Schmidt, Die Verdauungssäfte und der Stoffwechsel. 1852. p. 292 u. f. -- Sche- rer, Würzburger Verhandlungen. II. Bd. 180. -- Bischoff, Der Harnstoff als Maass des Stoff- wechsels. Giessen 1853. -- Barral, Statique chim. des animaux. Paris 1850. 437. -- E. Becher, Studien über Respiration. Zürich 1855. -- J. Lehmann, Liebig's Annalen. 87. Bd. 205. -- Bischoff, Liebig's Annalen. 88. Bd. 102. Niere; Harn. ständen. Man hat sich darum bestimmt, denjenigen Harn als den nor-malen anzusehen, welcher entleert wird bei gänzlichem Enthalten von Nahrung, oder bei Aufnahme einer solchen, welche wesentlich aus eiweiss- artigen Körpern, Fetten, Amylon, den gewöhnlichen Blutsalzen und Wasser besteht. Unter dieser Voraussetzung erscheinen im Harn: Harnstoff, Kreatinin, Harnsäure, Hippursäure, Farbstoffe, Zucker, Fette, Ammoniak, NaO, KO, CaO, MgO, ClH, CO2, PO5, SO3 und dazu eine geringe Menge organischer Stoffe von unbekannter Zusammensetzung (Extrakte). Da die quantitative Zusammensetzung des Harns zu verschiedenen Damit ist also zugleich eine Beziehung der Absonderungsmenge zur Harnstoff. Wahrscheinlich ist dieser Körper im Harn im freien *) Lehmann, Physiolog. Chemie. II. Bd. 167. — Frerichs, Müller’s Archiv. 1848. 467. —
Bidder u. Schmidt, Die Verdauungssäfte und der Stoffwechsel. 1852. p. 292 u. f. — Sche- rer, Würzburger Verhandlungen. II. Bd. 180. — Bischoff, Der Harnstoff als Maass des Stoff- wechsels. Giessen 1853. — Barral, Statique chim. des animaux. Paris 1850. 437. — E. Becher, Studien über Respiration. Zürich 1855. — J. Lehmann, Liebig’s Annalen. 87. Bd. 205. — Bischoff, Liebig’s Annalen. 88. Bd. 102. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0274" n="258"/><fw place="top" type="header">Niere; Harn.</fw><lb/> ständen. Man hat sich darum bestimmt, denjenigen Harn als den nor-<lb/> malen anzusehen, welcher entleert wird bei gänzlichem Enthalten von<lb/> Nahrung, oder bei Aufnahme einer solchen, welche wesentlich aus eiweiss-<lb/> artigen Körpern, Fetten, Amylon, den gewöhnlichen Blutsalzen und Wasser<lb/> besteht. Unter dieser Voraussetzung erscheinen im Harn: Harnstoff,<lb/> Kreatinin, Harnsäure, Hippursäure, Farbstoffe, Zucker, Fette, Ammoniak,<lb/> NaO, KO, CaO, MgO, ClH, CO<hi rendition="#sub">2</hi>, PO<hi rendition="#sub">5</hi>, SO<hi rendition="#sub">3</hi> und dazu eine geringe Menge<lb/> organischer Stoffe von unbekannter Zusammensetzung (Extrakte).</p><lb/> <p>Da die quantitative Zusammensetzung des Harns zu verschiedenen<lb/> Stunden des Tags ungemein veränderlich ist, während bei gleicher Lebens-<lb/> weise die des mittleren täglichen Harns sich von einem Tag zum andern<lb/> annähernd gleich bleibt, so haben es die meisten Experimentatoren vor-<lb/> gezogen, den in <hi rendition="#b">24</hi> Stunden gelassenen Harn zu vereinigen und ihn zu<lb/> analysiren.</p><lb/> <p>Damit ist also zugleich eine Beziehung der Absonderungsmenge zur<lb/> Zeit gegeben, aus der sich ein Ausdruck für die Absonderungsgeschwin-<lb/> digkeit ermitteln lässt. Die physiologischen Chemiker sind nun überein<lb/> gekommen, als Absonderungsgeschwindigkeit den Quotienten zu betrach-<lb/> ten, welcher gewonnen wird durch Division der Kilogramme des gesammten<lb/> Körpergewichts in die Gramme der während der Zeiteinheit abgesonderten<lb/> Harnbestandtheile. Bei dieser Stellung des Begriffs geht man von der<lb/> Voraussetzung aus, dass die zuletzt genannten Stoffe in allen oder we-<lb/> nigstens in der dem Gewicht nach überwiegenden Mehrheit der Organe<lb/> des thierischen Körpers gebildet und nur durch die Nieren ausgeschie-<lb/> den werden. Diese Annahme ist, so weit wir wissen, unverfänglich für<lb/> eine grössere Zahl der Harnbestandtheile.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Harnstoff</hi>. Wahrscheinlich ist dieser Körper im Harn im freien<lb/> Zustand gelöst; man vermuthet jedoch auch die Anwesenheit einer Ver-<lb/> bindung von Harnstoff mit Kochsalz. Das Gewicht des in <hi rendition="#b">24</hi> Stunden<lb/> entleerten Harnstoffs ist veränderlich: <hi rendition="#b">1</hi>) Mit der Menge und Art der<lb/> Lebensmittel <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Lehmann</hi>, Physiolog. Chemie. II. Bd. 167. — <hi rendition="#g">Frerichs, Müller’s</hi> Archiv. 1848. 467. —<lb/><hi rendition="#g">Bidder u. Schmidt</hi>, Die Verdauungssäfte und der Stoffwechsel. 1852. p. 292 u. f. — <hi rendition="#g">Sche-<lb/> rer</hi>, Würzburger Verhandlungen. II. Bd. 180. — <hi rendition="#g">Bischoff</hi>, Der Harnstoff als Maass des Stoff-<lb/> wechsels. Giessen 1853. — <hi rendition="#g">Barral</hi>, Statique chim. des animaux. Paris 1850. 437. — E. <hi rendition="#g">Becher</hi>,<lb/> Studien über Respiration. Zürich 1855. — J. <hi rendition="#g">Lehmann, Liebig’s</hi> Annalen. 87. Bd. 205. —<lb/><hi rendition="#g">Bischoff, Liebig’s</hi> Annalen. 88. Bd. 102.</note>. Eine gänzliche Entziehung aller Nahrungsmittel verrin-<lb/> gert die tägliche Harnstoffausscheidung in den ersten Tagen des Hungerns<lb/> rascher, als in den spätern; so dass namentlich bis zum eintretenden<lb/> Hungertode noch Harnstoff ausgeschieden wird. (<hi rendition="#g">Lassaigne, Sche-<lb/> rer, Becher</hi> am Menschen), (<hi rendition="#g">Schmidt, Frerichs, Bischoff</hi> am<lb/> Thier). — Die Harnstoffmengen, welche ein und derselbe Hund während<lb/> des Hungerns lieferte, sind grösser, wenn derselbe vor Beginn der Hunger-<lb/> kur gemästet, geringer, wenn er nur so weit gefüttert war, dass sich sein<lb/> Körpergewicht unverändert erhielt (<hi rendition="#g">Bischoff</hi>). — b) Der Genuss von<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0274]
Niere; Harn.
ständen. Man hat sich darum bestimmt, denjenigen Harn als den nor-
malen anzusehen, welcher entleert wird bei gänzlichem Enthalten von
Nahrung, oder bei Aufnahme einer solchen, welche wesentlich aus eiweiss-
artigen Körpern, Fetten, Amylon, den gewöhnlichen Blutsalzen und Wasser
besteht. Unter dieser Voraussetzung erscheinen im Harn: Harnstoff,
Kreatinin, Harnsäure, Hippursäure, Farbstoffe, Zucker, Fette, Ammoniak,
NaO, KO, CaO, MgO, ClH, CO2, PO5, SO3 und dazu eine geringe Menge
organischer Stoffe von unbekannter Zusammensetzung (Extrakte).
Da die quantitative Zusammensetzung des Harns zu verschiedenen
Stunden des Tags ungemein veränderlich ist, während bei gleicher Lebens-
weise die des mittleren täglichen Harns sich von einem Tag zum andern
annähernd gleich bleibt, so haben es die meisten Experimentatoren vor-
gezogen, den in 24 Stunden gelassenen Harn zu vereinigen und ihn zu
analysiren.
Damit ist also zugleich eine Beziehung der Absonderungsmenge zur
Zeit gegeben, aus der sich ein Ausdruck für die Absonderungsgeschwin-
digkeit ermitteln lässt. Die physiologischen Chemiker sind nun überein
gekommen, als Absonderungsgeschwindigkeit den Quotienten zu betrach-
ten, welcher gewonnen wird durch Division der Kilogramme des gesammten
Körpergewichts in die Gramme der während der Zeiteinheit abgesonderten
Harnbestandtheile. Bei dieser Stellung des Begriffs geht man von der
Voraussetzung aus, dass die zuletzt genannten Stoffe in allen oder we-
nigstens in der dem Gewicht nach überwiegenden Mehrheit der Organe
des thierischen Körpers gebildet und nur durch die Nieren ausgeschie-
den werden. Diese Annahme ist, so weit wir wissen, unverfänglich für
eine grössere Zahl der Harnbestandtheile.
Harnstoff. Wahrscheinlich ist dieser Körper im Harn im freien
Zustand gelöst; man vermuthet jedoch auch die Anwesenheit einer Ver-
bindung von Harnstoff mit Kochsalz. Das Gewicht des in 24 Stunden
entleerten Harnstoffs ist veränderlich: 1) Mit der Menge und Art der
Lebensmittel *). Eine gänzliche Entziehung aller Nahrungsmittel verrin-
gert die tägliche Harnstoffausscheidung in den ersten Tagen des Hungerns
rascher, als in den spätern; so dass namentlich bis zum eintretenden
Hungertode noch Harnstoff ausgeschieden wird. (Lassaigne, Sche-
rer, Becher am Menschen), (Schmidt, Frerichs, Bischoff am
Thier). — Die Harnstoffmengen, welche ein und derselbe Hund während
des Hungerns lieferte, sind grösser, wenn derselbe vor Beginn der Hunger-
kur gemästet, geringer, wenn er nur so weit gefüttert war, dass sich sein
Körpergewicht unverändert erhielt (Bischoff). — b) Der Genuss von
*) Lehmann, Physiolog. Chemie. II. Bd. 167. — Frerichs, Müller’s Archiv. 1848. 467. —
Bidder u. Schmidt, Die Verdauungssäfte und der Stoffwechsel. 1852. p. 292 u. f. — Sche-
rer, Würzburger Verhandlungen. II. Bd. 180. — Bischoff, Der Harnstoff als Maass des Stoff-
wechsels. Giessen 1853. — Barral, Statique chim. des animaux. Paris 1850. 437. — E. Becher,
Studien über Respiration. Zürich 1855. — J. Lehmann, Liebig’s Annalen. 87. Bd. 205. —
Bischoff, Liebig’s Annalen. 88. Bd. 102.
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