mehren a) wenn die Temperatur der Cutis steigt; dieses geschieht bei Annahme einer constanten Temperatur des Blutes mit der Ausdehnung der Gefässe und der Geschwindigkeit des Blutstromes. -- b) Mit der ab- nehmenden Dicke der Epidermis, welche, als ein schlechter Wärmeleiter, dem Durchgange der Blutwärme einen um so grössern Widerstand ent- gegensetzt, je stärker die Schicht ist, die über den Gefässen liegt. -- c) Mit dem Temperaturunterschied zwischen der Epidermis und der um- gebenden Luft, und darum mit dem Luftwechsel. Denn die Luft, als ein schlechter Wärmeleiter, würde, wenn sie ruhig auf der Oberhaut läge, ähnlich der Epidermis wirken.
Die Menge des Wasserdunstes, welche in der Zeiteinheit aus der Oberhaut tritt, wird sich mehren a) mit der relativen Sättigung der At- mosphäre durch Wasserdampf; im Allgemeinen verlieren wir aus diesem Grunde durch die Haut mehr Wasser im Sommer, als im Winter. -- b) Mit dem Luftwechsel, indem dieser die schon dem Sättigungspunkte näher stehende Luft durch andere weniger gesättigte ersetzt. -- c) Mit dem abnehmenden Barometerstand, indem ein niedriger Luftdruck die Dampfbildung beschleunigt. -- d) Mit der Ausbreitung des Blutstromes in der Cutis, indem hiervon die Feuchtigkeit und der Temperaturgrad der Oberhaut abhängt. -- e) Mit der abnehmenden Dicke der Oberhaut, weil dieselbe dem Durchgange der Feuchtigkeit, welche auf ihrer Ober- fläche die Dunstform annehmen soll, einen Widerstand entgegensetzt.
Eine experimentelle Prüfung der theoretischen Forderungen ist noch nicht unternommen worden, da alle die zahlreichen Versuche, die bis dahin über Wasserverdunstung durch die Haut angestellt wurden, auch zugleich die Schweissbildung berücksichtigt haben. Jedenfalls ist der Wasserverlust, den der menschliche Körper auf diesem Wege erleidet, beträchtlich.
Die in der Zeiteinheit, z. B. in der Stunde, von der Haut der unter- suchten Thiere gelieferte CO2menge fanden Regnault und Reiset, im Vergleich zu der während derselben Zeit aus der Lunge ausgehauchten, gering und zugleich bei demselben Thiere, das sich scheinbar unter den- selben Verhältnissen befand, wechselnd; sie sind darum geneigt, die Annahme zu machen, dass in den Fällen, in welchen der CO2gehalt der Luft in den oben beschriebenen Säcken reichlicher als gewöhnlich aus- fiel, zugleich durch den After eine Entleerung dieses Gases statt ge- funden habe. -- Scharling's Untersuchungen am Menschen stimmen annähernd mit den vorhin genannten, was das Verhältniss zwischen dem Verlust der CO2 durch Lungen und Haut anlangt. Wird der CO2verlust aus der Lunge zu 1 gesetzt, so schwankt der aus der Haut zwischen 0,016 und 0,031. Die höheren Zahlen beobachtete er bei Erwachsenen, die niederen bei Kindern. Wir geben hier die absoluten Werthe, welche er für 1 Stunde gefunden hat; sie beziehen sich auf dieselben Menschen, die in der
Hautathmen.
mehren a) wenn die Temperatur der Cutis steigt; dieses geschieht bei Annahme einer constanten Temperatur des Blutes mit der Ausdehnung der Gefässe und der Geschwindigkeit des Blutstromes. — b) Mit der ab- nehmenden Dicke der Epidermis, welche, als ein schlechter Wärmeleiter, dem Durchgange der Blutwärme einen um so grössern Widerstand ent- gegensetzt, je stärker die Schicht ist, die über den Gefässen liegt. — c) Mit dem Temperaturunterschied zwischen der Epidermis und der um- gebenden Luft, und darum mit dem Luftwechsel. Denn die Luft, als ein schlechter Wärmeleiter, würde, wenn sie ruhig auf der Oberhaut läge, ähnlich der Epidermis wirken.
Die Menge des Wasserdunstes, welche in der Zeiteinheit aus der Oberhaut tritt, wird sich mehren a) mit der relativen Sättigung der At- mosphäre durch Wasserdampf; im Allgemeinen verlieren wir aus diesem Grunde durch die Haut mehr Wasser im Sommer, als im Winter. — b) Mit dem Luftwechsel, indem dieser die schon dem Sättigungspunkte näher stehende Luft durch andere weniger gesättigte ersetzt. — c) Mit dem abnehmenden Barometerstand, indem ein niedriger Luftdruck die Dampfbildung beschleunigt. — d) Mit der Ausbreitung des Blutstromes in der Cutis, indem hiervon die Feuchtigkeit und der Temperaturgrad der Oberhaut abhängt. — e) Mit der abnehmenden Dicke der Oberhaut, weil dieselbe dem Durchgange der Feuchtigkeit, welche auf ihrer Ober- fläche die Dunstform annehmen soll, einen Widerstand entgegensetzt.
Eine experimentelle Prüfung der theoretischen Forderungen ist noch nicht unternommen worden, da alle die zahlreichen Versuche, die bis dahin über Wasserverdunstung durch die Haut angestellt wurden, auch zugleich die Schweissbildung berücksichtigt haben. Jedenfalls ist der Wasserverlust, den der menschliche Körper auf diesem Wege erleidet, beträchtlich.
Die in der Zeiteinheit, z. B. in der Stunde, von der Haut der unter- suchten Thiere gelieferte CO2menge fanden Regnault und Reiset, im Vergleich zu der während derselben Zeit aus der Lunge ausgehauchten, gering und zugleich bei demselben Thiere, das sich scheinbar unter den- selben Verhältnissen befand, wechselnd; sie sind darum geneigt, die Annahme zu machen, dass in den Fällen, in welchen der CO2gehalt der Luft in den oben beschriebenen Säcken reichlicher als gewöhnlich aus- fiel, zugleich durch den After eine Entleerung dieses Gases statt ge- funden habe. — Scharling’s Untersuchungen am Menschen stimmen annähernd mit den vorhin genannten, was das Verhältniss zwischen dem Verlust der CO2 durch Lungen und Haut anlangt. Wird der CO2verlust aus der Lunge zu 1 gesetzt, so schwankt der aus der Haut zwischen 0,016 und 0,031. Die höheren Zahlen beobachtete er bei Erwachsenen, die niederen bei Kindern. Wir geben hier die absoluten Werthe, welche er für 1 Stunde gefunden hat; sie beziehen sich auf dieselben Menschen, die in der
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Hautathmen.
mehren a) wenn die Temperatur der Cutis steigt; dieses geschieht bei
Annahme einer constanten Temperatur des Blutes mit der Ausdehnung
der Gefässe und der Geschwindigkeit des Blutstromes. — b) Mit der ab-
nehmenden Dicke der Epidermis, welche, als ein schlechter Wärmeleiter,
dem Durchgange der Blutwärme einen um so grössern Widerstand ent-
gegensetzt, je stärker die Schicht ist, die über den Gefässen liegt. —
c) Mit dem Temperaturunterschied zwischen der Epidermis und der um-
gebenden Luft, und darum mit dem Luftwechsel. Denn die Luft, als
ein schlechter Wärmeleiter, würde, wenn sie ruhig auf der Oberhaut
läge, ähnlich der Epidermis wirken.
Die Menge des Wasserdunstes, welche in der Zeiteinheit aus der
Oberhaut tritt, wird sich mehren a) mit der relativen Sättigung der At-
mosphäre durch Wasserdampf; im Allgemeinen verlieren wir aus diesem
Grunde durch die Haut mehr Wasser im Sommer, als im Winter. —
b) Mit dem Luftwechsel, indem dieser die schon dem Sättigungspunkte
näher stehende Luft durch andere weniger gesättigte ersetzt. — c) Mit
dem abnehmenden Barometerstand, indem ein niedriger Luftdruck die
Dampfbildung beschleunigt. — d) Mit der Ausbreitung des Blutstromes
in der Cutis, indem hiervon die Feuchtigkeit und der Temperaturgrad
der Oberhaut abhängt. — e) Mit der abnehmenden Dicke der Oberhaut,
weil dieselbe dem Durchgange der Feuchtigkeit, welche auf ihrer Ober-
fläche die Dunstform annehmen soll, einen Widerstand entgegensetzt.
Eine experimentelle Prüfung der theoretischen Forderungen ist noch
nicht unternommen worden, da alle die zahlreichen Versuche, die bis
dahin über Wasserverdunstung durch die Haut angestellt wurden, auch
zugleich die Schweissbildung berücksichtigt haben. Jedenfalls ist der
Wasserverlust, den der menschliche Körper auf diesem Wege erleidet,
beträchtlich.
Die in der Zeiteinheit, z. B. in der Stunde, von der Haut der unter-
suchten Thiere gelieferte CO2menge fanden Regnault und Reiset, im
Vergleich zu der während derselben Zeit aus der Lunge ausgehauchten,
gering und zugleich bei demselben Thiere, das sich scheinbar unter den-
selben Verhältnissen befand, wechselnd; sie sind darum geneigt, die
Annahme zu machen, dass in den Fällen, in welchen der CO2gehalt der
Luft in den oben beschriebenen Säcken reichlicher als gewöhnlich aus-
fiel, zugleich durch den After eine Entleerung dieses Gases statt ge-
funden habe. — Scharling’s Untersuchungen am Menschen stimmen
annähernd mit den vorhin genannten, was das Verhältniss zwischen dem
Verlust der CO2 durch Lungen und Haut anlangt. Wird der CO2verlust
aus der Lunge zu 1 gesetzt, so schwankt der aus der Haut zwischen 0,016
und 0,031. Die höheren Zahlen beobachtete er bei Erwachsenen, die
niederen bei Kindern. Wir geben hier die absoluten Werthe, welche er für 1
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/370>, abgerufen am 26.06.2024.
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