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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Zusammensetzung des Chylus.
chen Werthes wird. -- Der Chylus, welcher aus der Darmschleimhaut
in die Chylusgefässe eingeht, erleidet auf seinem Wege bis zum ductus
thoracicus Veränderungen in den Drüsen, theils durch die Berührung mit
dem Blute und theils durch die in den Drüsen selbst vorgehenden Um-
setzungen; also wird mit der Geschwindigkeit seines Stromes mit der
Zahl und dem Umfange der eingelegten Drüsen die Grösse der Um-
wandelung Hand in Hand gehen. -- In den ductus thoracicus münden
ausser den Chylusgefässen die Lymphgefässe der unteren Extremitäten,
der Bauch- und Brustwandungen, des Beckens, der Brust, der Milz, der
Leber, des Pankreas u. s. w. Abgesehen davon, dass es schon unwahr-
scheinlich ist, eine Gleichartigkeit in der Zusammensetzung der verschie-
denen Lympharten anzunehmen, besteht aber sicher ein Unterschied
zwischen Lymphe und Chylus; mit dem Uebergewicht der einen oder
anderen Flüssigkeit muss also jedenfalls der Inhalt des ductus thor.
seiner Zusammensetzung nach veränderlich sein.

Aus diesen Angaben erhellt die unendliche Variation, welche sich
zu verschiedenen Zeiten an demselben Orte und zu derselben Zeit an
verschieden gelegenen Chylusgefässen ereignen kann; die Theorie ver-
hält sich den Einzelheiten gegenüber noch stumm, und die Erfahrung ist
sehr beschränkt, da ihr, abgesehen von allen anderen Mängeln, nicht
einmal die Kenntniss des primitiven Chylus aus der Schleimhaut zu Ge-
bote steht. -- Das Wenige, was die Beobachtung erworben, ist folgendes:

Der Chylus kann, wie Blut und Lymphe, in einen flüssigen und
aufgeschwemmten Theil geschieden werden; der letztere besteht seiner
Gestalt nach bald aus aufgeschwemmten Fettpartikelchen, bald aus die-
sen und Zellen sehr verschiedener Art, die zum grossen Theile den Cha-
rakter der Körnchenzellen an sich tragen, und endlich aus Blutkörper-
chen. -- Die chemischen Bestandtheile des Chylus, welche bis dahin
aufgefunden werden konnten, sind Faserstoff, gerinnbares Eiweiss, ein
durch starke Essigsäure fällbarer Eiweissstoff, Fette, zuweilen Zucker,
Verbindungen von Kali, Natron und Kalk mit Milch-, Salz- und Phos-
phorsäure. Demnach fehlen dem Chylus von den im gelösten Darmin-
halte nachweisbaren Stoffen: Leimarten, meist der Zucker, gallensaure
und schwefelsaure Salze, während ihm Faserstoff und gerinnbares Ei-
weiss zukommen, die dem Chymus fehlen.

a. Einfluss der Nahrung *). Die blossgelegten Chylusgefässe hun-
gernder Thiere sieht man von einer durchsichtigen Flüssigkeit erfüllt;
die Durchsichtigkeit des Inhaltes bezeugt den Mangel an aufgeschwemm-
ten Fetten; eine Analyse dieser Flüssigkeit liegt noch nicht vor. -- Wie-
derholt ist dagegen der Inhalt des ductus thoracicus bei Menschen
(L'heritier), Hunden (Chevreul), Pferden (Gmelin), die vor dem

*) Simon, Med. Chemie. II. Bd. p. 244. -- Nasse, Handwörterbuch d. Physiologie. I. Bd. Chy-
lus. II. Bd. Lymphe.

Zusammensetzung des Chylus.
chen Werthes wird. — Der Chylus, welcher aus der Darmschleimhaut
in die Chylusgefässe eingeht, erleidet auf seinem Wege bis zum ductus
thoracicus Veränderungen in den Drüsen, theils durch die Berührung mit
dem Blute und theils durch die in den Drüsen selbst vorgehenden Um-
setzungen; also wird mit der Geschwindigkeit seines Stromes mit der
Zahl und dem Umfange der eingelegten Drüsen die Grösse der Um-
wandelung Hand in Hand gehen. — In den ductus thoracicus münden
ausser den Chylusgefässen die Lymphgefässe der unteren Extremitäten,
der Bauch- und Brustwandungen, des Beckens, der Brust, der Milz, der
Leber, des Pankreas u. s. w. Abgesehen davon, dass es schon unwahr-
scheinlich ist, eine Gleichartigkeit in der Zusammensetzung der verschie-
denen Lympharten anzunehmen, besteht aber sicher ein Unterschied
zwischen Lymphe und Chylus; mit dem Uebergewicht der einen oder
anderen Flüssigkeit muss also jedenfalls der Inhalt des ductus thor.
seiner Zusammensetzung nach veränderlich sein.

Aus diesen Angaben erhellt die unendliche Variation, welche sich
zu verschiedenen Zeiten an demselben Orte und zu derselben Zeit an
verschieden gelegenen Chylusgefässen ereignen kann; die Theorie ver-
hält sich den Einzelheiten gegenüber noch stumm, und die Erfahrung ist
sehr beschränkt, da ihr, abgesehen von allen anderen Mängeln, nicht
einmal die Kenntniss des primitiven Chylus aus der Schleimhaut zu Ge-
bote steht. — Das Wenige, was die Beobachtung erworben, ist folgendes:

Der Chylus kann, wie Blut und Lymphe, in einen flüssigen und
aufgeschwemmten Theil geschieden werden; der letztere besteht seiner
Gestalt nach bald aus aufgeschwemmten Fettpartikelchen, bald aus die-
sen und Zellen sehr verschiedener Art, die zum grossen Theile den Cha-
rakter der Körnchenzellen an sich tragen, und endlich aus Blutkörper-
chen. — Die chemischen Bestandtheile des Chylus, welche bis dahin
aufgefunden werden konnten, sind Faserstoff, gerinnbares Eiweiss, ein
durch starke Essigsäure fällbarer Eiweissstoff, Fette, zuweilen Zucker,
Verbindungen von Kali, Natron und Kalk mit Milch-, Salz- und Phos-
phorsäure. Demnach fehlen dem Chylus von den im gelösten Darmin-
halte nachweisbaren Stoffen: Leimarten, meist der Zucker, gallensaure
und schwefelsaure Salze, während ihm Faserstoff und gerinnbares Ei-
weiss zukommen, die dem Chymus fehlen.

a. Einfluss der Nahrung *). Die blossgelegten Chylusgefässe hun-
gernder Thiere sieht man von einer durchsichtigen Flüssigkeit erfüllt;
die Durchsichtigkeit des Inhaltes bezeugt den Mangel an aufgeschwemm-
ten Fetten; eine Analyse dieser Flüssigkeit liegt noch nicht vor. — Wie-
derholt ist dagegen der Inhalt des ductus thoracicus bei Menschen
(L’heritier), Hunden (Chevreul), Pferden (Gmelin), die vor dem

*) Simon, Med. Chemie. II. Bd. p. 244. — Nasse, Handwörterbuch d. Physiologie. I. Bd. Chy-
lus. II. Bd. Lymphe.
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[423/0439] Zusammensetzung des Chylus. chen Werthes wird. — Der Chylus, welcher aus der Darmschleimhaut in die Chylusgefässe eingeht, erleidet auf seinem Wege bis zum ductus thoracicus Veränderungen in den Drüsen, theils durch die Berührung mit dem Blute und theils durch die in den Drüsen selbst vorgehenden Um- setzungen; also wird mit der Geschwindigkeit seines Stromes mit der Zahl und dem Umfange der eingelegten Drüsen die Grösse der Um- wandelung Hand in Hand gehen. — In den ductus thoracicus münden ausser den Chylusgefässen die Lymphgefässe der unteren Extremitäten, der Bauch- und Brustwandungen, des Beckens, der Brust, der Milz, der Leber, des Pankreas u. s. w. Abgesehen davon, dass es schon unwahr- scheinlich ist, eine Gleichartigkeit in der Zusammensetzung der verschie- denen Lympharten anzunehmen, besteht aber sicher ein Unterschied zwischen Lymphe und Chylus; mit dem Uebergewicht der einen oder anderen Flüssigkeit muss also jedenfalls der Inhalt des ductus thor. seiner Zusammensetzung nach veränderlich sein. Aus diesen Angaben erhellt die unendliche Variation, welche sich zu verschiedenen Zeiten an demselben Orte und zu derselben Zeit an verschieden gelegenen Chylusgefässen ereignen kann; die Theorie ver- hält sich den Einzelheiten gegenüber noch stumm, und die Erfahrung ist sehr beschränkt, da ihr, abgesehen von allen anderen Mängeln, nicht einmal die Kenntniss des primitiven Chylus aus der Schleimhaut zu Ge- bote steht. — Das Wenige, was die Beobachtung erworben, ist folgendes: Der Chylus kann, wie Blut und Lymphe, in einen flüssigen und aufgeschwemmten Theil geschieden werden; der letztere besteht seiner Gestalt nach bald aus aufgeschwemmten Fettpartikelchen, bald aus die- sen und Zellen sehr verschiedener Art, die zum grossen Theile den Cha- rakter der Körnchenzellen an sich tragen, und endlich aus Blutkörper- chen. — Die chemischen Bestandtheile des Chylus, welche bis dahin aufgefunden werden konnten, sind Faserstoff, gerinnbares Eiweiss, ein durch starke Essigsäure fällbarer Eiweissstoff, Fette, zuweilen Zucker, Verbindungen von Kali, Natron und Kalk mit Milch-, Salz- und Phos- phorsäure. Demnach fehlen dem Chylus von den im gelösten Darmin- halte nachweisbaren Stoffen: Leimarten, meist der Zucker, gallensaure und schwefelsaure Salze, während ihm Faserstoff und gerinnbares Ei- weiss zukommen, die dem Chymus fehlen. a. Einfluss der Nahrung *). Die blossgelegten Chylusgefässe hun- gernder Thiere sieht man von einer durchsichtigen Flüssigkeit erfüllt; die Durchsichtigkeit des Inhaltes bezeugt den Mangel an aufgeschwemm- ten Fetten; eine Analyse dieser Flüssigkeit liegt noch nicht vor. — Wie- derholt ist dagegen der Inhalt des ductus thoracicus bei Menschen (L’heritier), Hunden (Chevreul), Pferden (Gmelin), die vor dem *) Simon, Med. Chemie. II. Bd. p. 244. — Nasse, Handwörterbuch d. Physiologie. I. Bd. Chy- lus. II. Bd. Lymphe.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/439>, abgerufen am 22.11.2024.