sehr schwer durchgängig zu sein (Buchheim) und in noch viel höherem Grade scheint dieses für das Gummi zu gelten (Boussingault) *).
2. Die absoluten Mengen einfacher Nahrungsstoffe, welche von der Flächeneinheit des Magens, Dünn- und Dickdarmes in der Zeiteinheit aufgesogen werden können, sind bis dahin nur für Eiweiss und Zucker in dem Dünndarme des Kaninchens auf Veranlassung Lehmann's durch Knapp und Becker untersucht worden. Wie vorauszusehen, sind diese Werthe sehr veränderlich gefunden worden. In vier Stunden nahm der Quadratcentimeter aus einer 9 pCt. Eiweisslösung 0,001 bis 0,002 Gr. Eiweiss auf, während aus einer 4,5 pCt. haltenden Lösung nur höch- stens 0,0005 Gr. übergingen. Diese Versuche lassen schliessen, dass die aufgesaugte Menge mit der Conzentration anwächst. Die Beobach- tungen, welche Becker mit Zucker anstellte, geben durchaus andere Resultate. In 4 Stunden wurden von der oben genannten Flächenein- heit aufgesaugt aus einer 1,2 prozentigen Lösung 0,003 Gr., aus einer 9 prozentigen 0,005 bis 0,007 Gr., aus einer 5,8 und 3 prozentigen 0,003 Gr. Als er den Versuch so abänderte, dass er eine 10 prozentige Lösung 1, 2, 3, 4 Stunden in dem Darme verweilen liess, gingen in der ersten Stunde, wo die mittlere Conzentration am höchsten war, 0,003 Gr. über, in der zweiten und dritten Stunde 0,007 und in der vierten Stunde 0,008. Daraus erfolgt deutlich, dass in diesen Beobachtungen die Dich- tigkeit der Lösung und die Uebergangsgeschwindigkeit in keiner einfachen Beziehung zu einander stehen; in der That kann diese Beziehung durch die ungemeine Complikation der Bedingungen verdeckt gewesen sein.
In den vorstehenden Versuchen wurde eine Darmschlinge des Kaninchens her- aus gezogen und abgebunden, mit einer gewogenen Menge Zucker- oder Eiweisslösung von bekannter Zusammensetzung gefüllt, dann in die Unterleibshöhle zurückgebracht, nach Verfluss der bestimmten Zeit von seinem Inhalte befreit und in diesem die Menge des Eiweisses oder Zuckers gemessen. Jedenfalls wäre es wünschenswerth, die Lö- sungsdichtigkeit auch zu Ende des Versuches zu kennen. -- Boussingault be- nutzte zu seinen früher erwähnten Versuchen unverletzte Thiere, deren Speisen und Koth er analysirte; den Versuchstagen ging eine Untersuchung des Kothes während der Enthaltung von aller Nahrung vorher. In die von Becker gelieferte Beurtheilung seiner Versuchsresultate haben sich einige leicht zu verbessernde Versehen eingeschli- chen, die das von ihm in Worten ausgedrückte Endergebniss der Versuchsreihen nicht annehmbar erscheinen lassen.
3. Zu den Bedingungen, welche den Umfang der Aufsaugung der Speisen bestimmen, gehört die Aufenthaltsdauer des Chymus im Darm- kanale; diese ist aber gegeben einmal durch die Bewegung des Darm- kanales, und dann durch den Widerstand, welchen die Klebrigkeit des Breies der Fortschaffung entgegensetzt. Somit würde also die Zeit sehr bedeutend abgekürzt, wenn der Speisebrei recht flüssig und beweglich wäre. Dieses würde aber eintreten, wenn der Darmkanal gleichzeitig
*) Annales de chimie et physique. 3me. Ser. XVIII. 461. (1846).
Aufsaugung durch Blut- und Chylusgefässe.
sehr schwer durchgängig zu sein (Buchheim) und in noch viel höherem Grade scheint dieses für das Gummi zu gelten (Boussingault) *).
2. Die absoluten Mengen einfacher Nahrungsstoffe, welche von der Flächeneinheit des Magens, Dünn- und Dickdarmes in der Zeiteinheit aufgesogen werden können, sind bis dahin nur für Eiweiss und Zucker in dem Dünndarme des Kaninchens auf Veranlassung Lehmann’s durch Knapp und Becker untersucht worden. Wie vorauszusehen, sind diese Werthe sehr veränderlich gefunden worden. In vier Stunden nahm der Quadratcentimeter aus einer 9 pCt. Eiweisslösung 0,001 bis 0,002 Gr. Eiweiss auf, während aus einer 4,5 pCt. haltenden Lösung nur höch- stens 0,0005 Gr. übergingen. Diese Versuche lassen schliessen, dass die aufgesaugte Menge mit der Conzentration anwächst. Die Beobach- tungen, welche Becker mit Zucker anstellte, geben durchaus andere Resultate. In 4 Stunden wurden von der oben genannten Flächenein- heit aufgesaugt aus einer 1,2 prozentigen Lösung 0,003 Gr., aus einer 9 prozentigen 0,005 bis 0,007 Gr., aus einer 5,8 und 3 prozentigen 0,003 Gr. Als er den Versuch so abänderte, dass er eine 10 prozentige Lösung 1, 2, 3, 4 Stunden in dem Darme verweilen liess, gingen in der ersten Stunde, wo die mittlere Conzentration am höchsten war, 0,003 Gr. über, in der zweiten und dritten Stunde 0,007 und in der vierten Stunde 0,008. Daraus erfolgt deutlich, dass in diesen Beobachtungen die Dich- tigkeit der Lösung und die Uebergangsgeschwindigkeit in keiner einfachen Beziehung zu einander stehen; in der That kann diese Beziehung durch die ungemeine Complikation der Bedingungen verdeckt gewesen sein.
In den vorstehenden Versuchen wurde eine Darmschlinge des Kaninchens her- aus gezogen und abgebunden, mit einer gewogenen Menge Zucker- oder Eiweisslösung von bekannter Zusammensetzung gefüllt, dann in die Unterleibshöhle zurückgebracht, nach Verfluss der bestimmten Zeit von seinem Inhalte befreit und in diesem die Menge des Eiweisses oder Zuckers gemessen. Jedenfalls wäre es wünschenswerth, die Lö- sungsdichtigkeit auch zu Ende des Versuches zu kennen. — Boussingault be- nutzte zu seinen früher erwähnten Versuchen unverletzte Thiere, deren Speisen und Koth er analysirte; den Versuchstagen ging eine Untersuchung des Kothes während der Enthaltung von aller Nahrung vorher. In die von Becker gelieferte Beurtheilung seiner Versuchsresultate haben sich einige leicht zu verbessernde Versehen eingeschli- chen, die das von ihm in Worten ausgedrückte Endergebniss der Versuchsreihen nicht annehmbar erscheinen lassen.
3. Zu den Bedingungen, welche den Umfang der Aufsaugung der Speisen bestimmen, gehört die Aufenthaltsdauer des Chymus im Darm- kanale; diese ist aber gegeben einmal durch die Bewegung des Darm- kanales, und dann durch den Widerstand, welchen die Klebrigkeit des Breies der Fortschaffung entgegensetzt. Somit würde also die Zeit sehr bedeutend abgekürzt, wenn der Speisebrei recht flüssig und beweglich wäre. Dieses würde aber eintreten, wenn der Darmkanal gleichzeitig
*) Annales de chimie et physique. 3me. Ser. XVIII. 461. (1846).
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[429/0445]
Aufsaugung durch Blut- und Chylusgefässe.
sehr schwer durchgängig zu sein (Buchheim) und in noch viel höherem
Grade scheint dieses für das Gummi zu gelten (Boussingault) *).
2. Die absoluten Mengen einfacher Nahrungsstoffe, welche von der
Flächeneinheit des Magens, Dünn- und Dickdarmes in der Zeiteinheit
aufgesogen werden können, sind bis dahin nur für Eiweiss und Zucker
in dem Dünndarme des Kaninchens auf Veranlassung Lehmann’s durch
Knapp und Becker untersucht worden. Wie vorauszusehen, sind diese
Werthe sehr veränderlich gefunden worden. In vier Stunden nahm der
Quadratcentimeter aus einer 9 pCt. Eiweisslösung 0,001 bis 0,002 Gr.
Eiweiss auf, während aus einer 4,5 pCt. haltenden Lösung nur höch-
stens 0,0005 Gr. übergingen. Diese Versuche lassen schliessen, dass
die aufgesaugte Menge mit der Conzentration anwächst. Die Beobach-
tungen, welche Becker mit Zucker anstellte, geben durchaus andere
Resultate. In 4 Stunden wurden von der oben genannten Flächenein-
heit aufgesaugt aus einer 1,2 prozentigen Lösung 0,003 Gr., aus einer
9 prozentigen 0,005 bis 0,007 Gr., aus einer 5,8 und 3 prozentigen
0,003 Gr. Als er den Versuch so abänderte, dass er eine 10 prozentige
Lösung 1, 2, 3, 4 Stunden in dem Darme verweilen liess, gingen in der
ersten Stunde, wo die mittlere Conzentration am höchsten war, 0,003 Gr.
über, in der zweiten und dritten Stunde 0,007 und in der vierten Stunde
0,008. Daraus erfolgt deutlich, dass in diesen Beobachtungen die Dich-
tigkeit der Lösung und die Uebergangsgeschwindigkeit in keiner einfachen
Beziehung zu einander stehen; in der That kann diese Beziehung durch
die ungemeine Complikation der Bedingungen verdeckt gewesen sein.
In den vorstehenden Versuchen wurde eine Darmschlinge des Kaninchens her-
aus gezogen und abgebunden, mit einer gewogenen Menge Zucker- oder Eiweisslösung
von bekannter Zusammensetzung gefüllt, dann in die Unterleibshöhle zurückgebracht,
nach Verfluss der bestimmten Zeit von seinem Inhalte befreit und in diesem die Menge
des Eiweisses oder Zuckers gemessen. Jedenfalls wäre es wünschenswerth, die Lö-
sungsdichtigkeit auch zu Ende des Versuches zu kennen. — Boussingault be-
nutzte zu seinen früher erwähnten Versuchen unverletzte Thiere, deren Speisen und
Koth er analysirte; den Versuchstagen ging eine Untersuchung des Kothes während
der Enthaltung von aller Nahrung vorher. In die von Becker gelieferte Beurtheilung
seiner Versuchsresultate haben sich einige leicht zu verbessernde Versehen eingeschli-
chen, die das von ihm in Worten ausgedrückte Endergebniss der Versuchsreihen nicht
annehmbar erscheinen lassen.
3. Zu den Bedingungen, welche den Umfang der Aufsaugung der
Speisen bestimmen, gehört die Aufenthaltsdauer des Chymus im Darm-
kanale; diese ist aber gegeben einmal durch die Bewegung des Darm-
kanales, und dann durch den Widerstand, welchen die Klebrigkeit des
Breies der Fortschaffung entgegensetzt. Somit würde also die Zeit sehr
bedeutend abgekürzt, wenn der Speisebrei recht flüssig und beweglich
wäre. Dieses würde aber eintreten, wenn der Darmkanal gleichzeitig
*) Annales de chimie et physique. 3me. Ser. XVIII. 461. (1846).
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/445>, abgerufen am 22.11.2024.
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