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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Temperatur abhängig von der Nahrung.

Die Nahrungsaufnahme macht sich aber auch dadurch bemerklich,
dass sie die typische Tagesschwankung der Temperatur in ihrem Gange
ändert.

Nach den Messungen von Lichtenfels-Fröhlich, Gierse,
Hallmann
und Bärensprung, welche ungefähr zu denselben Stun-
den auf gleiche Weise assen, steigt die Wärme nach dem Frühstück an
und erreicht 4--6 Stunden nach demselben ihr erstes Maximum, dann
sinkt sie bis zur Hauptmahlzeit und steigt nach derselben, bis sie 11/2
bis 21/2 Stunden nach ihr ihr zweites Maximum erlangt, die Abendmahl-
zeit erzeugt aber kein neues Steigen, mit anderen Worten sie vermag
das Sinken in Folge der typischen Schwankung nicht aufzuhalten. --
Bei J. Davy erreichte die Wärme 2 Stunden nach dem Frühstück ihr
Maximum und sank von da ab; dieser absteigende Gang konnte durch
die um 6h Abends eingenommene Hauptmahlzeit nicht in einen aufstei-
genden verwandelt werden. Uebereinstimmend gaben Davy, Gierse,
Hallmann
und Lichtenfels den grössten Unterschied in der Tages-
wärme zu 0,73 bis 0,69° C. an, Bärensprung fand ihn an sich selbst
zu 1,12° und Fröhlich zu 0,56°.

Als Beispiele führen wir die Beobachtungsreihen von Bärensprung und
Davy an:

[Tabelle]

Diese Schwankungen finden sich in allen Lebensaltern (Bärensprung). -- Aus
der mitgetheilten Tabelle dieses Letzteren geht hervor, dass die mittlere Tagestem-
peratur, wie sie aus den mittleren Zahlen abgeleitet werden kann, bei ihm in der
That vorhanden ist um 8h Morgens, 12h Mittags und 10h Abends. -- Bei Fröhlich
und Lichtenfels findet sich die mittlere Temperatur in der 3. Stunde nach dem
Frühstück. Diese Bemerkung dient dazu, um die Beobachtung der Auffindung der
mittleren Tagestemperatur zu erleichtern.

Wir erwähnten p. 71 auch eine tägliche Schwankung der Pulszahl; eine Ver-
gleichung dieser mit der Wärmeveränderung scheint auf den ersten Blick in der That
eine Gleichläufigkeit beider zu ergeben. Eine genauere Betrachtung hebt aber diesen
Schein auf; denn einmal ist die Wärme der verschiedenen Menschen trotz der ausser-
ordentlichsten Abweichung ihrer Pulszahlen, sehr wenig von einander unterschieden.
Dann aber ist auch bei einem und demselben Menschen die Temperatur keine Funktion
des Pulses, wie man sich sogleich ausnahmslos überzeugt, wenn man auf die Abszisse
der Pulszahlen die Ordinaten der Temperaturgrade aufträgt.

Temperatur abhängig von der Nahrung.

Die Nahrungsaufnahme macht sich aber auch dadurch bemerklich,
dass sie die typische Tagesschwankung der Temperatur in ihrem Gange
ändert.

Nach den Messungen von Lichtenfels-Fröhlich, Gierse,
Hallmann
und Bärensprung, welche ungefähr zu denselben Stun-
den auf gleiche Weise assen, steigt die Wärme nach dem Frühstück an
und erreicht 4—6 Stunden nach demselben ihr erstes Maximum, dann
sinkt sie bis zur Hauptmahlzeit und steigt nach derselben, bis sie 1½
bis 2½ Stunden nach ihr ihr zweites Maximum erlangt, die Abendmahl-
zeit erzeugt aber kein neues Steigen, mit anderen Worten sie vermag
das Sinken in Folge der typischen Schwankung nicht aufzuhalten. —
Bei J. Davy erreichte die Wärme 2 Stunden nach dem Frühstück ihr
Maximum und sank von da ab; dieser absteigende Gang konnte durch
die um 6h Abends eingenommene Hauptmahlzeit nicht in einen aufstei-
genden verwandelt werden. Uebereinstimmend gaben Davy, Gierse,
Hallmann
und Lichtenfels den grössten Unterschied in der Tages-
wärme zu 0,73 bis 0,69° C. an, Bärensprung fand ihn an sich selbst
zu 1,12° und Fröhlich zu 0,56°.

Als Beispiele führen wir die Beobachtungsreihen von Bärensprung und
Davy an:

[Tabelle]

Diese Schwankungen finden sich in allen Lebensaltern (Bärensprung). — Aus
der mitgetheilten Tabelle dieses Letzteren geht hervor, dass die mittlere Tagestem-
peratur, wie sie aus den mittleren Zahlen abgeleitet werden kann, bei ihm in der
That vorhanden ist um 8h Morgens, 12h Mittags und 10h Abends. — Bei Fröhlich
und Lichtenfels findet sich die mittlere Temperatur in der 3. Stunde nach dem
Frühstück. Diese Bemerkung dient dazu, um die Beobachtung der Auffindung der
mittleren Tagestemperatur zu erleichtern.

Wir erwähnten p. 71 auch eine tägliche Schwankung der Pulszahl; eine Ver-
gleichung dieser mit der Wärmeveränderung scheint auf den ersten Blick in der That
eine Gleichläufigkeit beider zu ergeben. Eine genauere Betrachtung hebt aber diesen
Schein auf; denn einmal ist die Wärme der verschiedenen Menschen trotz der ausser-
ordentlichsten Abweichung ihrer Pulszahlen, sehr wenig von einander unterschieden.
Dann aber ist auch bei einem und demselben Menschen die Temperatur keine Funktion
des Pulses, wie man sich sogleich ausnahmslos überzeugt, wenn man auf die Abszisse
der Pulszahlen die Ordinaten der Temperaturgrade aufträgt.

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[464/0480] Temperatur abhängig von der Nahrung. Die Nahrungsaufnahme macht sich aber auch dadurch bemerklich, dass sie die typische Tagesschwankung der Temperatur in ihrem Gange ändert. Nach den Messungen von Lichtenfels-Fröhlich, Gierse, Hallmann und Bärensprung, welche ungefähr zu denselben Stun- den auf gleiche Weise assen, steigt die Wärme nach dem Frühstück an und erreicht 4—6 Stunden nach demselben ihr erstes Maximum, dann sinkt sie bis zur Hauptmahlzeit und steigt nach derselben, bis sie 1½ bis 2½ Stunden nach ihr ihr zweites Maximum erlangt, die Abendmahl- zeit erzeugt aber kein neues Steigen, mit anderen Worten sie vermag das Sinken in Folge der typischen Schwankung nicht aufzuhalten. — Bei J. Davy erreichte die Wärme 2 Stunden nach dem Frühstück ihr Maximum und sank von da ab; dieser absteigende Gang konnte durch die um 6h Abends eingenommene Hauptmahlzeit nicht in einen aufstei- genden verwandelt werden. Uebereinstimmend gaben Davy, Gierse, Hallmann und Lichtenfels den grössten Unterschied in der Tages- wärme zu 0,73 bis 0,69° C. an, Bärensprung fand ihn an sich selbst zu 1,12° und Fröhlich zu 0,56°. Als Beispiele führen wir die Beobachtungsreihen von Bärensprung und Davy an: Diese Schwankungen finden sich in allen Lebensaltern (Bärensprung). — Aus der mitgetheilten Tabelle dieses Letzteren geht hervor, dass die mittlere Tagestem- peratur, wie sie aus den mittleren Zahlen abgeleitet werden kann, bei ihm in der That vorhanden ist um 8h Morgens, 12h Mittags und 10h Abends. — Bei Fröhlich und Lichtenfels findet sich die mittlere Temperatur in der 3. Stunde nach dem Frühstück. Diese Bemerkung dient dazu, um die Beobachtung der Auffindung der mittleren Tagestemperatur zu erleichtern. Wir erwähnten p. 71 auch eine tägliche Schwankung der Pulszahl; eine Ver- gleichung dieser mit der Wärmeveränderung scheint auf den ersten Blick in der That eine Gleichläufigkeit beider zu ergeben. Eine genauere Betrachtung hebt aber diesen Schein auf; denn einmal ist die Wärme der verschiedenen Menschen trotz der ausser- ordentlichsten Abweichung ihrer Pulszahlen, sehr wenig von einander unterschieden. Dann aber ist auch bei einem und demselben Menschen die Temperatur keine Funktion des Pulses, wie man sich sogleich ausnahmslos überzeugt, wenn man auf die Abszisse der Pulszahlen die Ordinaten der Temperaturgrade aufträgt.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/480>, abgerufen am 22.11.2024.