lien, und endlich hat man ausser den Ganglien auch noch andere Theile verstümmelt. Eine etwas elegantere Form des Versuchs siehe bei Heidenhain*).
d. Die Beschleunigung der Herzbewegung. -- Die Schlag- folge ist unter vielfachen Umständen veränderlich:
a. Die Zahl der Schläge des Herzens verändert sich mit irgend welchen nicht näher bestimmbaren Zuständen seiner Nerven und Muskeln; wie man sich ausdrückt, mit seiner Erregbarkeit. Diese Annahme rechtfertigt sich da- durch, dass der Herzschlag langsamer wird, oder dass Mittel, die ihn zu be- schleunigen im Stande sind, an ihrer Wirksamkeit einbüssen, wenn das Herz den Einflüssen entzogen wird, durch welche sich Muskeln und Nerven in ihren Lebenseigenschaften erhalten, wie namentlich, wenn es abkühlt und nicht mehr von dem arteriellen Blut durchströmt ist. Wie hier das Herz den auf dasselbe angewendeten Erregern zum Trotz langsam schlägt, so schlägt es nun zuweilen rascher ohne Zuthun solcher. Im erstern Fall schliessen wir auf erniedrigte, in dem letztern auf erhöhte Erregbarkeit. --
b. Die Zahl der Herzschläge mindert sich, wenn der n. vagus, be- vor er in das Herz tritt, erregt wird (Ed. Weber).
Hier sind die Thatsachen zusammenzustellen, welche sich auf eine Veränderung des Herzschlags durch Erregung des Vagus beziehen. -- 1.) Die Bewegungen des Herzens werden um so anhaltender unterbro- chen, je intensiver die Erregungen des n. vagus sind. Diese Behauptung begründet sich dadurch, weil ein Erregungsmittel von sehr geringer Stärke, das, auf den ungeschwächten n. vagus angewendet, noch eine Verlängerung der Pause erzeugt, sich in dem ermüdeten nicht mehr als wirksam erweist; weil innerhalb enger Grenzen je nach der Stärke des Erregers eine kürzere oder länger dauernde Pause erzeugt wird, weil dasselbe Erregungsmittel von immer gleicher Intensität, wie z. B. die elektrischen Schläge, zuerst so lange das zwischen den Drahtenden liegende Nervenstück noch unver- sehrt ist, die Pause des Herzens beträchtlich verlängert, während mit an- dauernder Erregung, d. h. mit steigender Veränderung des durchströmten Nervenstückes die Herzpause mehr und mehr an Dauer abnimmt u. s. w. Demnach kann man bei einer passenden Anordnung der Erregungsmittel die Herzpause bis zur Dauer vieler Sekunden verlängern, z. B. wenn man an einem langhalsigen Hunde den nerv. vagus dermaassen in den Kreis eines Induktionstroms bringt, dass man das vom Strom durchflossene Stück ganz allmählig und stetig verlängert, so dass fortwährend neue von der durchströmenden Elektrizität noch nicht umgewandelte Nervenelemente in den Kreis aufgenommen werden. -- 2.) Die gleichzeitige Erregung der beiden n. vagi scheint, alles andere (Stärke des Erregers der Erregbar- keit und der Länge des erregten Nervenstückes) gleichgesetzt, die Zu- sammenziehung des Herzens anhaltender zu unterbrechen, als die eines
*) l. c. p. 45. u. f.
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Beschleunigung des Herzbewegung. Vaguserregung.
lien, und endlich hat man ausser den Ganglien auch noch andere Theile verstümmelt. Eine etwas elegantere Form des Versuchs siehe bei Heidenhain*).
d. Die Beschleunigung der Herzbewegung. — Die Schlag- folge ist unter vielfachen Umständen veränderlich:
α. Die Zahl der Schläge des Herzens verändert sich mit irgend welchen nicht näher bestimmbaren Zuständen seiner Nerven und Muskeln; wie man sich ausdrückt, mit seiner Erregbarkeit. Diese Annahme rechtfertigt sich da- durch, dass der Herzschlag langsamer wird, oder dass Mittel, die ihn zu be- schleunigen im Stande sind, an ihrer Wirksamkeit einbüssen, wenn das Herz den Einflüssen entzogen wird, durch welche sich Muskeln und Nerven in ihren Lebenseigenschaften erhalten, wie namentlich, wenn es abkühlt und nicht mehr von dem arteriellen Blut durchströmt ist. Wie hier das Herz den auf dasselbe angewendeten Erregern zum Trotz langsam schlägt, so schlägt es nun zuweilen rascher ohne Zuthun solcher. Im erstern Fall schliessen wir auf erniedrigte, in dem letztern auf erhöhte Erregbarkeit. —
β. Die Zahl der Herzschläge mindert sich, wenn der n. vagus, be- vor er in das Herz tritt, erregt wird (Ed. Weber).
Hier sind die Thatsachen zusammenzustellen, welche sich auf eine Veränderung des Herzschlags durch Erregung des Vagus beziehen. — 1.) Die Bewegungen des Herzens werden um so anhaltender unterbro- chen, je intensiver die Erregungen des n. vagus sind. Diese Behauptung begründet sich dadurch, weil ein Erregungsmittel von sehr geringer Stärke, das, auf den ungeschwächten n. vagus angewendet, noch eine Verlängerung der Pause erzeugt, sich in dem ermüdeten nicht mehr als wirksam erweist; weil innerhalb enger Grenzen je nach der Stärke des Erregers eine kürzere oder länger dauernde Pause erzeugt wird, weil dasselbe Erregungsmittel von immer gleicher Intensität, wie z. B. die elektrischen Schläge, zuerst so lange das zwischen den Drahtenden liegende Nervenstück noch unver- sehrt ist, die Pause des Herzens beträchtlich verlängert, während mit an- dauernder Erregung, d. h. mit steigender Veränderung des durchströmten Nervenstückes die Herzpause mehr und mehr an Dauer abnimmt u. s. w. Demnach kann man bei einer passenden Anordnung der Erregungsmittel die Herzpause bis zur Dauer vieler Sekunden verlängern, z. B. wenn man an einem langhalsigen Hunde den nerv. vagus dermaassen in den Kreis eines Induktionstroms bringt, dass man das vom Strom durchflossene Stück ganz allmählig und stetig verlängert, so dass fortwährend neue von der durchströmenden Elektrizität noch nicht umgewandelte Nervenelemente in den Kreis aufgenommen werden. — 2.) Die gleichzeitige Erregung der beiden n. vagi scheint, alles andere (Stärke des Erregers der Erregbar- keit und der Länge des erregten Nervenstückes) gleichgesetzt, die Zu- sammenziehung des Herzens anhaltender zu unterbrechen, als die eines
*) l. c. p. 45. u. f.
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Beschleunigung des Herzbewegung. Vaguserregung.
lien, und endlich hat man ausser den Ganglien auch noch andere Theile verstümmelt.
Eine etwas elegantere Form des Versuchs siehe bei Heidenhain *).
d. Die Beschleunigung der Herzbewegung. — Die Schlag-
folge ist unter vielfachen Umständen veränderlich:
α. Die Zahl der Schläge des Herzens verändert sich mit irgend welchen
nicht näher bestimmbaren Zuständen seiner Nerven und Muskeln; wie man
sich ausdrückt, mit seiner Erregbarkeit. Diese Annahme rechtfertigt sich da-
durch, dass der Herzschlag langsamer wird, oder dass Mittel, die ihn zu be-
schleunigen im Stande sind, an ihrer Wirksamkeit einbüssen, wenn das Herz
den Einflüssen entzogen wird, durch welche sich Muskeln und Nerven in ihren
Lebenseigenschaften erhalten, wie namentlich, wenn es abkühlt und nicht
mehr von dem arteriellen Blut durchströmt ist. Wie hier das Herz den
auf dasselbe angewendeten Erregern zum Trotz langsam schlägt, so schlägt
es nun zuweilen rascher ohne Zuthun solcher. Im erstern Fall schliessen
wir auf erniedrigte, in dem letztern auf erhöhte Erregbarkeit. —
β. Die Zahl der Herzschläge mindert sich, wenn der n. vagus, be-
vor er in das Herz tritt, erregt wird (Ed. Weber).
Hier sind die Thatsachen zusammenzustellen, welche sich auf eine
Veränderung des Herzschlags durch Erregung des Vagus beziehen. —
1.) Die Bewegungen des Herzens werden um so anhaltender unterbro-
chen, je intensiver die Erregungen des n. vagus sind. Diese Behauptung
begründet sich dadurch, weil ein Erregungsmittel von sehr geringer Stärke,
das, auf den ungeschwächten n. vagus angewendet, noch eine Verlängerung
der Pause erzeugt, sich in dem ermüdeten nicht mehr als wirksam erweist;
weil innerhalb enger Grenzen je nach der Stärke des Erregers eine kürzere
oder länger dauernde Pause erzeugt wird, weil dasselbe Erregungsmittel
von immer gleicher Intensität, wie z. B. die elektrischen Schläge, zuerst
so lange das zwischen den Drahtenden liegende Nervenstück noch unver-
sehrt ist, die Pause des Herzens beträchtlich verlängert, während mit an-
dauernder Erregung, d. h. mit steigender Veränderung des durchströmten
Nervenstückes die Herzpause mehr und mehr an Dauer abnimmt u. s. w.
Demnach kann man bei einer passenden Anordnung der Erregungsmittel
die Herzpause bis zur Dauer vieler Sekunden verlängern, z. B. wenn
man an einem langhalsigen Hunde den nerv. vagus dermaassen in den
Kreis eines Induktionstroms bringt, dass man das vom Strom durchflossene
Stück ganz allmählig und stetig verlängert, so dass fortwährend neue von
der durchströmenden Elektrizität noch nicht umgewandelte Nervenelemente
in den Kreis aufgenommen werden. — 2.) Die gleichzeitige Erregung der
beiden n. vagi scheint, alles andere (Stärke des Erregers der Erregbar-
keit und der Länge des erregten Nervenstückes) gleichgesetzt, die Zu-
sammenziehung des Herzens anhaltender zu unterbrechen, als die eines
*) l. c. p. 45. u. f.
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/83>, abgerufen am 27.11.2024.
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