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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Vaguserregung.
einzigen. Zur Bestätigung dieses Satzes bedarf es jedoch noch genauerer
Versuche. 3. Hat man die n. vagis eines Säugethiers 6 bis 15 Minuten
mittelst des elektrischen Induktionsstromes erregt, so hört mit der Ent-
fernung der stromführenden Drahtenden nicht momentan die in Folge
der Erregung vorhandene Verlangsamung des Herzschlages auf, sondern
es verbleibt noch eine mehrere Minuten andauernde Nachwirkung, so dass
erst nach Verfluss derselben die Herzschläge wieder mit derselben Geschwin-
digkeit einander folgen, die sie vor aller Erregung besassen (Hoffa). --
4. Erregt man mittelst des Induktionsstroms den Vagus nach seinem
Eintritt in das Herz, so verlängert sich nicht die Pause aller Herztheile.
In unveränderter Geschwindigkeit schlagen nemlich die Theile, welche
ihre Nerven aus dem Stücke des n. vagus erhalten, das oberhalb des
erregten Ortes liegt, während die Pausen aller der Herzabtheilungen sich
verlängern, deren Nerven erst unterhalb des erregten Ortes aus dem
Stamme treten (Hoffa). -- 5. Wenn man während einer durch die Er-
regung des n. vagus verlängerten Pause die Herzoberfläche drückt, elek-
trisch schlägt u. s. w., so erfolgt jedesmal eine Systole. Daraus folgt
auch, dass, wenn man durch die Oberfläche des Herzens elektrische
Schläge dringen lässt, die hierdurch hervorgerufenen Bewegungen durch
Vaguserregung nicht beruhigt werden können. -- 6. Im gewöhnlichen
Verlauf des Lebens ist bei Hunden, Pferden u. s. w. innerhalb des Hirns
der n. vagus einer gelinden Erregung ausgesetzt. Wir schliessen hierauf,
weil bei den erwähnten Thieren nach Durchschneidung des n. vagus,
oder nach Durchleitung eines constanten elektrischen, also lähmenden
Stroms (Heidenhain) der Herzschlag plötzlich ausserordentlich viel
rascher wird, als vor derselben. -- 7. Bindet man einen Faden um das
Froschherz an der Grenze zwischen Vorhof und Hohlvenensack, so schlägt
der Hohlvenensack weiter, während Kammern und Vorhöfe minutenlang
in der Pause verharren (Stannius, Volkmann, Heidenhain);
bringt man in dieser Zeit ein Erregungsmittel auf die äussere Wand des
Herzens, so erfolgt eine Reihe von Herzschlägen, welche durch Erre-
gung des Vagusstamms ausserhalb des Herzens nicht wieder beruhigt
werden kann. Legt man aber, nachdem man das Herz durch die er-
wähnte Unterbindung beruhigt hatte, einen zweiten Faden an die Grenze
zwischen Vorhof und Herzkammer, so geräth letzterer in Zusammenzie-
hungen, die längere Zeit hindurch anhalten können (Stannius). Die-
ser auf den ersten Blick sehr überraschende Versuch dürfte sich erläu-
tern, wenn man die an und für sich nicht unwahrscheinliche Voraus-
setzung macht, dass der umgelegte Faden als dauerndes Erregungsmittel
(zuerst des n. vagus und dann des automatische Bewegungsapparates des
Herzens) wirkt.

g. Die Zahl der Herzschläge mehrt sich, wenn diejenigen Einflüsse,
welche früher als nervenerregende bezeichnet wurden, wenn auch be-

Vaguserregung.
einzigen. Zur Bestätigung dieses Satzes bedarf es jedoch noch genauerer
Versuche. 3. Hat man die n. vagis eines Säugethiers 6 bis 15 Minuten
mittelst des elektrischen Induktionsstromes erregt, so hört mit der Ent-
fernung der stromführenden Drahtenden nicht momentan die in Folge
der Erregung vorhandene Verlangsamung des Herzschlages auf, sondern
es verbleibt noch eine mehrere Minuten andauernde Nachwirkung, so dass
erst nach Verfluss derselben die Herzschläge wieder mit derselben Geschwin-
digkeit einander folgen, die sie vor aller Erregung besassen (Hoffa). —
4. Erregt man mittelst des Induktionsstroms den Vagus nach seinem
Eintritt in das Herz, so verlängert sich nicht die Pause aller Herztheile.
In unveränderter Geschwindigkeit schlagen nemlich die Theile, welche
ihre Nerven aus dem Stücke des n. vagus erhalten, das oberhalb des
erregten Ortes liegt, während die Pausen aller der Herzabtheilungen sich
verlängern, deren Nerven erst unterhalb des erregten Ortes aus dem
Stamme treten (Hoffa). — 5. Wenn man während einer durch die Er-
regung des n. vagus verlängerten Pause die Herzoberfläche drückt, elek-
trisch schlägt u. s. w., so erfolgt jedesmal eine Systole. Daraus folgt
auch, dass, wenn man durch die Oberfläche des Herzens elektrische
Schläge dringen lässt, die hierdurch hervorgerufenen Bewegungen durch
Vaguserregung nicht beruhigt werden können. — 6. Im gewöhnlichen
Verlauf des Lebens ist bei Hunden, Pferden u. s. w. innerhalb des Hirns
der n. vagus einer gelinden Erregung ausgesetzt. Wir schliessen hierauf,
weil bei den erwähnten Thieren nach Durchschneidung des n. vagus,
oder nach Durchleitung eines constanten elektrischen, also lähmenden
Stroms (Heidenhain) der Herzschlag plötzlich ausserordentlich viel
rascher wird, als vor derselben. — 7. Bindet man einen Faden um das
Froschherz an der Grenze zwischen Vorhof und Hohlvenensack, so schlägt
der Hohlvenensack weiter, während Kammern und Vorhöfe minutenlang
in der Pause verharren (Stannius, Volkmann, Heidenhain);
bringt man in dieser Zeit ein Erregungsmittel auf die äussere Wand des
Herzens, so erfolgt eine Reihe von Herzschlägen, welche durch Erre-
gung des Vagusstamms ausserhalb des Herzens nicht wieder beruhigt
werden kann. Legt man aber, nachdem man das Herz durch die er-
wähnte Unterbindung beruhigt hatte, einen zweiten Faden an die Grenze
zwischen Vorhof und Herzkammer, so geräth letzterer in Zusammenzie-
hungen, die längere Zeit hindurch anhalten können (Stannius). Die-
ser auf den ersten Blick sehr überraschende Versuch dürfte sich erläu-
tern, wenn man die an und für sich nicht unwahrscheinliche Voraus-
setzung macht, dass der umgelegte Faden als dauerndes Erregungsmittel
(zuerst des n. vagus und dann des automatische Bewegungsapparates des
Herzens) wirkt.

γ. Die Zahl der Herzschläge mehrt sich, wenn diejenigen Einflüsse,
welche früher als nervenerregende bezeichnet wurden, wenn auch be-

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[68/0084] Vaguserregung. einzigen. Zur Bestätigung dieses Satzes bedarf es jedoch noch genauerer Versuche. 3. Hat man die n. vagis eines Säugethiers 6 bis 15 Minuten mittelst des elektrischen Induktionsstromes erregt, so hört mit der Ent- fernung der stromführenden Drahtenden nicht momentan die in Folge der Erregung vorhandene Verlangsamung des Herzschlages auf, sondern es verbleibt noch eine mehrere Minuten andauernde Nachwirkung, so dass erst nach Verfluss derselben die Herzschläge wieder mit derselben Geschwin- digkeit einander folgen, die sie vor aller Erregung besassen (Hoffa). — 4. Erregt man mittelst des Induktionsstroms den Vagus nach seinem Eintritt in das Herz, so verlängert sich nicht die Pause aller Herztheile. In unveränderter Geschwindigkeit schlagen nemlich die Theile, welche ihre Nerven aus dem Stücke des n. vagus erhalten, das oberhalb des erregten Ortes liegt, während die Pausen aller der Herzabtheilungen sich verlängern, deren Nerven erst unterhalb des erregten Ortes aus dem Stamme treten (Hoffa). — 5. Wenn man während einer durch die Er- regung des n. vagus verlängerten Pause die Herzoberfläche drückt, elek- trisch schlägt u. s. w., so erfolgt jedesmal eine Systole. Daraus folgt auch, dass, wenn man durch die Oberfläche des Herzens elektrische Schläge dringen lässt, die hierdurch hervorgerufenen Bewegungen durch Vaguserregung nicht beruhigt werden können. — 6. Im gewöhnlichen Verlauf des Lebens ist bei Hunden, Pferden u. s. w. innerhalb des Hirns der n. vagus einer gelinden Erregung ausgesetzt. Wir schliessen hierauf, weil bei den erwähnten Thieren nach Durchschneidung des n. vagus, oder nach Durchleitung eines constanten elektrischen, also lähmenden Stroms (Heidenhain) der Herzschlag plötzlich ausserordentlich viel rascher wird, als vor derselben. — 7. Bindet man einen Faden um das Froschherz an der Grenze zwischen Vorhof und Hohlvenensack, so schlägt der Hohlvenensack weiter, während Kammern und Vorhöfe minutenlang in der Pause verharren (Stannius, Volkmann, Heidenhain); bringt man in dieser Zeit ein Erregungsmittel auf die äussere Wand des Herzens, so erfolgt eine Reihe von Herzschlägen, welche durch Erre- gung des Vagusstamms ausserhalb des Herzens nicht wieder beruhigt werden kann. Legt man aber, nachdem man das Herz durch die er- wähnte Unterbindung beruhigt hatte, einen zweiten Faden an die Grenze zwischen Vorhof und Herzkammer, so geräth letzterer in Zusammenzie- hungen, die längere Zeit hindurch anhalten können (Stannius). Die- ser auf den ersten Blick sehr überraschende Versuch dürfte sich erläu- tern, wenn man die an und für sich nicht unwahrscheinliche Voraus- setzung macht, dass der umgelegte Faden als dauerndes Erregungsmittel (zuerst des n. vagus und dann des automatische Bewegungsapparates des Herzens) wirkt. γ. Die Zahl der Herzschläge mehrt sich, wenn diejenigen Einflüsse, welche früher als nervenerregende bezeichnet wurden, wenn auch be-

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/84>, abgerufen am 23.11.2024.