Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Sündendienst verbleibet / vnd die Gnade von sich stosset / will Gott niemand verlassen. So bleibet nun zwar wahr / daß ein Christ sich wol muß vorsehen / als der in einem gefährlichen Stande lebet / da er leicht kan zu Fall gebracht werden: doch darff er nicht gar verzagen. Darumb erinnere dich hie / lieber Christ / deiner Schwachheit / wie leicht du zum Abfall gerathen könnest / vnd vmb der Seelen Seligkeit gebracht werden. Christen stehen noch im Streit mit der Welt / dem Teuffel / vnd jhrem Fleisch. Hie ist noch nicht gesaget / wir stehen täglich zwischen den Spiessen deß Satans / der ist gewaltig listig / vnd vnverdrossen; dagegen ist vnsere Natur schwach / vnd sündlich / vnd ist keine Sünde / darin wir nicht leicht könten gestürtzet werden. Es ist vns der vielfältige Fall der Israeliten in der Wüsten / nicht allein zum blossen Exempel / sondern zum Fürbilde vorgesetzet. Die Erlösung ist angefangen / auß Egypten seynd wir kommen / durchs rothe Meer seynd wir geführet / das ist / wir seynd getauffet / vnd außgeführet auß dem Reich deß Satans: doch aber seynd wir noch nicht durch die Wüsten ins gelobte Land / vnterwegens können wirs versehen / daß wir geschlagen werden. Es seynd nicht vergebens in H. Schrifft auffgezeichnet / die erschreckliche Fälle der Heiligen / Aarons / Davids / Salomons / Judae. Judas war ein Apostel vnd Jünger Christi / hatte Christum geprediget / vnd verläugnet jhn doch hernach / geräth dadurch in Verzweifflung / vnd erhängt sich selbst / vnd bleibt ewiglich verflucht. Doch hat ers im anfang so böß nicht gemeynet / denn er gedacht: Mein Meister ist allen seinen Feinden wol gewachsen / ich will das Geld verlieb nehmen / vnd zwar vnsern Meister in der Hohenpriester Hände bringen / aber er wird sich wol von jhnen nicht binden lassen / da ist er zu mächtig zu. Daß er mit solchen Gedancken vmbgangen / ist darauß offenbar / daß die Historia meldet / daß Juda die That hefftig gerewet / nach dem er gesehen / wie es wolt hinauß gehen. Also lässet vns der Versucher die Gefahr der Sünden nicht im anfang sehen / bildet vns Sündendienst verbleibet / vnd die Gnade von sich stosset / will Gott niemand verlassen. So bleibet nun zwar wahr / daß ein Christ sich wol muß vorsehen / als der in einem gefährlichen Stande lebet / da er leicht kan zu Fall gebracht werden: doch darff er nicht gar verzagen. Darumb erinnere dich hie / lieber Christ / deiner Schwachheit / wie leicht du zum Abfall gerathen könnest / vnd vmb der Seelen Seligkeit gebracht werden. Christen stehen noch im Streit mit der Welt / dem Teuffel / vnd jhrem Fleisch. Hie ist noch nicht gesaget / wir stehen täglich zwischen den Spiessen deß Satans / der ist gewaltig listig / vnd vnverdrossen; dagegen ist vnsere Natur schwach / vnd sündlich / vnd ist keine Sünde / darin wir nicht leicht könten gestürtzet werden. Es ist vns der vielfältige Fall der Israeliten in der Wüsten / nicht allein zum blossen Exempel / sondern zum Fürbilde vorgesetzet. Die Erlösung ist angefangen / auß Egypten seynd wir kommen / durchs rothe Meer seynd wir geführet / das ist / wir seynd getauffet / vnd außgeführet auß dem Reich deß Satans: doch aber seynd wir noch nicht durch die Wüsten ins gelobte Land / vnterwegens können wirs versehen / daß wir geschlagen werden. Es seynd nicht vergebens in H. Schrifft auffgezeichnet / die erschreckliche Fälle der Heiligen / Aarons / Davids / Salomons / Judae. Judas war ein Apostel vnd Jünger Christi / hatte Christum geprediget / vnd verläugnet jhn doch hernach / geräth dadurch in Verzweifflung / vnd erhängt sich selbst / vnd bleibt ewiglich verflucht. Doch hat ers im anfang so böß nicht gemeynet / denn er gedacht: Mein Meister ist allen seinen Feinden wol gewachsen / ich will das Geld verlieb nehmen / vnd zwar vnsern Meister in der Hohenpriester Hände bringen / aber er wird sich wol von jhnen nicht binden lassen / da ist er zu mächtig zu. Daß er mit solchen Gedancken vmbgangen / ist darauß offenbar / daß die Historia meldet / daß Juda die That hefftig gerewet / nach dem er gesehen / wie es wolt hinauß gehen. Also lässet vns der Versucher die Gefahr der Sünden nicht im anfang sehen / bildet vns <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0210" n="194"/> Sündendienst verbleibet / vnd die Gnade von sich stosset / will Gott niemand verlassen.</p> <note place="left">Usus. 1. Didacticus</note> <p>So bleibet nun zwar wahr / daß ein Christ sich wol muß vorsehen / als der in einem gefährlichen Stande lebet / da er leicht kan zu Fall gebracht werden: doch darff er nicht gar verzagen.</p> <p>Darumb erinnere dich hie / lieber Christ / deiner Schwachheit / wie leicht du zum Abfall gerathen könnest / vnd vmb der Seelen Seligkeit gebracht werden. Christen stehen noch im Streit mit der Welt / dem Teuffel / vnd jhrem Fleisch. Hie ist noch nicht gesaget / wir stehen täglich zwischen den Spiessen deß Satans / der ist gewaltig listig / vnd vnverdrossen; dagegen ist vnsere Natur schwach / vnd sündlich / vnd ist keine Sünde / darin wir nicht leicht könten gestürtzet werden. Es ist vns der vielfältige Fall der Israeliten in der Wüsten / nicht allein zum blossen Exempel / sondern zum Fürbilde vorgesetzet. Die Erlösung ist angefangen / auß Egypten seynd wir kommen / durchs rothe Meer seynd wir geführet / das ist / wir seynd getauffet / vnd außgeführet auß dem Reich deß Satans: doch aber seynd wir noch nicht durch die Wüsten ins gelobte Land / vnterwegens können wirs versehen / daß wir geschlagen werden. Es seynd nicht vergebens in H. Schrifft auffgezeichnet / die erschreckliche Fälle der Heiligen / Aarons / Davids / Salomons / Judae. Judas war ein Apostel vnd Jünger Christi / hatte Christum geprediget / vnd verläugnet jhn doch hernach / geräth dadurch in Verzweifflung / vnd erhängt sich selbst / vnd bleibt ewiglich verflucht. Doch hat ers im anfang so böß nicht gemeynet / denn er gedacht: Mein Meister ist allen seinen Feinden wol gewachsen / ich will das Geld verlieb nehmen / vnd zwar vnsern Meister in der Hohenpriester Hände bringen / aber er wird sich wol von jhnen nicht binden lassen / da ist er zu mächtig zu. Daß er mit solchen Gedancken vmbgangen / ist darauß offenbar / daß die Historia meldet / daß Juda die That hefftig gerewet / nach dem er gesehen / wie es wolt hinauß gehen. Also lässet vns der Versucher die Gefahr der Sünden nicht im anfang sehen / bildet vns </p> </div> </body> </text> </TEI> [194/0210]
Sündendienst verbleibet / vnd die Gnade von sich stosset / will Gott niemand verlassen.
So bleibet nun zwar wahr / daß ein Christ sich wol muß vorsehen / als der in einem gefährlichen Stande lebet / da er leicht kan zu Fall gebracht werden: doch darff er nicht gar verzagen.
Darumb erinnere dich hie / lieber Christ / deiner Schwachheit / wie leicht du zum Abfall gerathen könnest / vnd vmb der Seelen Seligkeit gebracht werden. Christen stehen noch im Streit mit der Welt / dem Teuffel / vnd jhrem Fleisch. Hie ist noch nicht gesaget / wir stehen täglich zwischen den Spiessen deß Satans / der ist gewaltig listig / vnd vnverdrossen; dagegen ist vnsere Natur schwach / vnd sündlich / vnd ist keine Sünde / darin wir nicht leicht könten gestürtzet werden. Es ist vns der vielfältige Fall der Israeliten in der Wüsten / nicht allein zum blossen Exempel / sondern zum Fürbilde vorgesetzet. Die Erlösung ist angefangen / auß Egypten seynd wir kommen / durchs rothe Meer seynd wir geführet / das ist / wir seynd getauffet / vnd außgeführet auß dem Reich deß Satans: doch aber seynd wir noch nicht durch die Wüsten ins gelobte Land / vnterwegens können wirs versehen / daß wir geschlagen werden. Es seynd nicht vergebens in H. Schrifft auffgezeichnet / die erschreckliche Fälle der Heiligen / Aarons / Davids / Salomons / Judae. Judas war ein Apostel vnd Jünger Christi / hatte Christum geprediget / vnd verläugnet jhn doch hernach / geräth dadurch in Verzweifflung / vnd erhängt sich selbst / vnd bleibt ewiglich verflucht. Doch hat ers im anfang so böß nicht gemeynet / denn er gedacht: Mein Meister ist allen seinen Feinden wol gewachsen / ich will das Geld verlieb nehmen / vnd zwar vnsern Meister in der Hohenpriester Hände bringen / aber er wird sich wol von jhnen nicht binden lassen / da ist er zu mächtig zu. Daß er mit solchen Gedancken vmbgangen / ist darauß offenbar / daß die Historia meldet / daß Juda die That hefftig gerewet / nach dem er gesehen / wie es wolt hinauß gehen. Also lässet vns der Versucher die Gefahr der Sünden nicht im anfang sehen / bildet vns
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