Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.alle Stände vnd Gassen / vnnd suche / ob auch wol Einigkeit im Geist zu finden sey. Zwytracht / Zorn / Haß / Neid / Feindschafft wirstu finden mit vollem Hauffen / das kompt alles daher / daß einer den andern in der Liebe nicht vertragen kan. Wann einer dem andern zuwidern thut etwas gar geringes / vnnd noch nicht mit Vorsatz / so ist gleich vergessen die Christliche Einigkeit / entfähret einem ein Wort auß Vnbedachtsambkeit / das kan dem andern also zu Hertzen gehen / daß er eine vnversühnliche Feindschafft wirfft auff seinen zuvor gewesenen guten Freund. Offtmalen werffen die Leut einen Groll auff jhren Nächsten auß blossem Argwohn / da sie auß gantz vngewissen Vmbständen sich etwas in den Sinn bilden / daß doch nichts ist: Also zieht mancher ein wolgemeyntes Gespräch auff sich / bildet jhm ein / man gibt jhm einen heimlichen Stich / vnd wird darüber voller Groll vnd Bitterkeit: Da hört man dann diese Klag / ich weiß nicht wie ich mit diesem Menschen daran bin / ich hab jhm nichts böses gethan / vnnd spüre doch bey jhm nur eytel Groll vnd Wiederwillen. Gemein aber teufflisch ist es / daß Christen sich vntereinander hassen / auch wegen der Güter vnd Gaben / die Gott auß freyer Gnad den dürfftigen Menschen außtheilet. Wann etwa einer den andern vbertrifft mit Scharffsinnigkeit / Kunst vnnd Erfahrung / so findet er seine Neider. Dieses ist so gemein / daß auch in Handtwercken einer den andern anfeindet / so einer ein besser Stuck machen kan / oder einen bessern Griff in seiner Kunst hat als der ander / ich geschweig was vnter Gelehrten geschicht. Wirdt etwan ein frommer David herfür gezogen / vnnd kompt zu Ehren / so findet 1. Sam. 18, 8. 9.sich bald ein Saulisch Hertz / das ergrimmet / vnnd wirdt seines Nächsten Feind sein Lebelang. Gesegnet GOtt einem frommen Jacob seine Nahrung / findet sich bald ein Labans Hertz / daß den Wolstand seines Freundes nicht ertragen kan. Also können wir vmb geringer / ja nichtiger Vrsach willen Groll tragen im Hertzen / was wird dann geschehen / so man schwer alle Stände vnd Gassen / vnnd suche / ob auch wol Einigkeit im Geist zu finden sey. Zwytracht / Zorn / Haß / Neid / Feindschafft wirstu finden mit vollem Hauffen / das kompt alles daher / daß einer den andern in der Liebe nicht vertragen kan. Wann einer dem andern zuwidern thut etwas gar geringes / vnnd noch nicht mit Vorsatz / so ist gleich vergessen die Christliche Einigkeit / entfähret einem ein Wort auß Vnbedachtsambkeit / das kan dem andern also zu Hertzen gehen / daß er eine vnversühnliche Feindschafft wirfft auff seinen zuvor gewesenen guten Freund. Offtmalen werffen die Leut einen Groll auff jhren Nächsten auß blossem Argwohn / da sie auß gantz vngewissen Vmbständen sich etwas in den Sinn bilden / daß doch nichts ist: Also zieht mancher ein wolgemeyntes Gespräch auff sich / bildet jhm ein / man gibt jhm einen heimlichen Stich / vnd wird darüber voller Groll vnd Bitterkeit: Da hört man dann diese Klag / ich weiß nicht wie ich mit diesem Menschen daran bin / ich hab jhm nichts böses gethan / vnnd spüre doch bey jhm nur eytel Groll vnd Wiederwillen. Gemein aber teufflisch ist es / daß Christen sich vntereinander hassen / auch wegen der Güter vnd Gaben / die Gott auß freyer Gnad den dürfftigen Menschen außtheilet. Wann etwa einer den andern vbertrifft mit Scharffsinnigkeit / Kunst vnnd Erfahrung / so findet er seine Neider. Dieses ist so gemein / daß auch in Handtwercken einer den andern anfeindet / so einer ein besser Stuck machen kan / oder einen bessern Griff in seiner Kunst hat als der ander / ich geschweig was vnter Gelehrten geschicht. Wirdt etwan ein frommer David herfür gezogen / vnnd kompt zu Ehren / so findet 1. Sam. 18, 8. 9.sich bald ein Saulisch Hertz / das ergrimmet / vnnd wirdt seines Nächsten Feind sein Lebelang. Gesegnet GOtt einem frommen Jacob seine Nahrung / findet sich bald ein Labans Hertz / daß den Wolstand seines Freundes nicht ertragen kan. Also können wir vmb geringer / ja nichtiger Vrsach willen Groll tragen im Hertzen / was wird dann geschehen / so man schwer <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0382" n="366"/> alle Stände vnd Gassen / vnnd suche / ob auch wol Einigkeit im Geist zu finden sey. Zwytracht / Zorn / Haß / Neid / Feindschafft wirstu finden mit vollem Hauffen / das kompt alles daher / daß einer den andern in der Liebe nicht vertragen kan. Wann einer dem andern zuwidern thut etwas gar geringes / vnnd noch nicht mit Vorsatz / so ist gleich vergessen die Christliche Einigkeit / entfähret einem ein Wort auß Vnbedachtsambkeit / das kan dem andern also zu Hertzen gehen / daß er eine vnversühnliche Feindschafft wirfft auff seinen zuvor gewesenen guten Freund. Offtmalen werffen die Leut einen Groll auff jhren Nächsten auß blossem Argwohn / da sie auß gantz vngewissen Vmbständen sich etwas in den Sinn bilden / daß doch nichts ist: Also zieht mancher ein wolgemeyntes Gespräch auff sich / bildet jhm ein / man gibt jhm einen heimlichen Stich / vnd wird darüber voller Groll vnd Bitterkeit: Da hört man dann diese Klag / ich weiß nicht wie ich mit diesem Menschen daran bin / ich hab jhm nichts böses gethan / vnnd spüre doch bey jhm nur eytel Groll vnd Wiederwillen.</p> <p>Gemein aber teufflisch ist es / daß Christen sich vntereinander hassen / auch wegen der Güter vnd Gaben / die Gott auß freyer Gnad den dürfftigen Menschen außtheilet. Wann etwa einer den andern vbertrifft mit Scharffsinnigkeit / Kunst vnnd Erfahrung / so findet er seine Neider. Dieses ist so gemein / daß auch in Handtwercken einer den andern anfeindet / so einer ein besser Stuck machen kan / oder einen bessern Griff in seiner Kunst hat als der ander / ich geschweig was vnter Gelehrten geschicht. Wirdt etwan ein frommer David herfür gezogen / vnnd kompt zu Ehren / so findet <note place="left">1. Sam. 18, 8. 9.</note>sich bald ein Saulisch Hertz / das ergrimmet / vnnd wirdt seines Nächsten Feind sein Lebelang. Gesegnet GOtt einem frommen Jacob seine Nahrung / findet sich bald ein Labans Hertz / daß den Wolstand seines Freundes nicht ertragen kan.</p> <p>Also können wir vmb geringer / ja nichtiger Vrsach willen Groll tragen im Hertzen / was wird dann geschehen / so man schwer </p> </div> </body> </text> </TEI> [366/0382]
alle Stände vnd Gassen / vnnd suche / ob auch wol Einigkeit im Geist zu finden sey. Zwytracht / Zorn / Haß / Neid / Feindschafft wirstu finden mit vollem Hauffen / das kompt alles daher / daß einer den andern in der Liebe nicht vertragen kan. Wann einer dem andern zuwidern thut etwas gar geringes / vnnd noch nicht mit Vorsatz / so ist gleich vergessen die Christliche Einigkeit / entfähret einem ein Wort auß Vnbedachtsambkeit / das kan dem andern also zu Hertzen gehen / daß er eine vnversühnliche Feindschafft wirfft auff seinen zuvor gewesenen guten Freund. Offtmalen werffen die Leut einen Groll auff jhren Nächsten auß blossem Argwohn / da sie auß gantz vngewissen Vmbständen sich etwas in den Sinn bilden / daß doch nichts ist: Also zieht mancher ein wolgemeyntes Gespräch auff sich / bildet jhm ein / man gibt jhm einen heimlichen Stich / vnd wird darüber voller Groll vnd Bitterkeit: Da hört man dann diese Klag / ich weiß nicht wie ich mit diesem Menschen daran bin / ich hab jhm nichts böses gethan / vnnd spüre doch bey jhm nur eytel Groll vnd Wiederwillen.
Gemein aber teufflisch ist es / daß Christen sich vntereinander hassen / auch wegen der Güter vnd Gaben / die Gott auß freyer Gnad den dürfftigen Menschen außtheilet. Wann etwa einer den andern vbertrifft mit Scharffsinnigkeit / Kunst vnnd Erfahrung / so findet er seine Neider. Dieses ist so gemein / daß auch in Handtwercken einer den andern anfeindet / so einer ein besser Stuck machen kan / oder einen bessern Griff in seiner Kunst hat als der ander / ich geschweig was vnter Gelehrten geschicht. Wirdt etwan ein frommer David herfür gezogen / vnnd kompt zu Ehren / so findet sich bald ein Saulisch Hertz / das ergrimmet / vnnd wirdt seines Nächsten Feind sein Lebelang. Gesegnet GOtt einem frommen Jacob seine Nahrung / findet sich bald ein Labans Hertz / daß den Wolstand seines Freundes nicht ertragen kan.
1. Sam. 18, 8. 9. Also können wir vmb geringer / ja nichtiger Vrsach willen Groll tragen im Hertzen / was wird dann geschehen / so man schwer
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/382>, abgerufen am 16.06.2024. |