Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Wercken / bin dennoch auch ein Werckzeug Gottes / würde er grössere Werck an mir haben wöllen / wurde er mich auch dazu geschickt gemacht haben / ich dancke Gott für das / daß ich habe / sintemal ich auch der allergeringsten Wolthaten nicht werth bin. Daneben frewe dich über eines andern Göttliche Gaben. Dann sie seynd von Gott gegeben zu gemeinem Nutz / vnd also auch zu deinem Nutz. 3. Einer füge dem andern / vnd bequeme sich zu allen Seiten / daß zu Trennung kein Anlaß gegeben werde / einer hab mit deß andern Schwachheit Gedult / vnd gedencke daß er selbst auch viel bey sich habe / daß ein ander mit Gedult muß ertragen. Darumb erzeyge die Freundschafft andern / die du wollest daß sie ein ander dir erzeyge. So man aber nichts ertragen / vnd alles nach seinem Kopff haben wolte / wo wolt dann Einigkeit bleiben? 4. Wer beleydiget / der sey willig Verzeyhung zu suchen / wer beleydiget ist / der sey bereyt hertziglich zu vergeben / ja auch / wann dein Wiedersacher sich nicht vmbthäte nach Versöhnung / so gedencke du / wie du jhm die Versöhnung mögest anbieten / da begehestu eine zweyfache Tugendt / Erstlich gibstu nicht Raum der Feindseligkeit in deinem Hertzen / hernach hilffstu dem Nächsten ab von seinem Zorn. Es ist gewiß eins von den höchstenChrysost. homil. 58. in Gen. p. 463. Tugenden mit stätiger Freundschafft / vnd Wolthun / derselben Gemüth zu vberwinden / vnd vns geneiget zu machen / die vns gerne wollen feind seyn. Diß Kunststuck hatte wol gelernet Jacob /Sunmae virtutis est assiduitate officiorun nobis conciliare, qui nobis infesti esse volunt. Gen. 32. Conclusio. Ioh. 17, 11. welcher seinen zornigen Bruder mit Geschenck gedacht zu versöhnen / vnd wartetet nit biß jhm die Versöhnung zu erst solt angetragen werden. Zum Beschluß / laßt vns das eine Frewde seyn / daß wir mögen den Wunsch Christi erfüllen / welches er seinen Christen gewünschet hat: Heyliger Vatter / erhalte sie in deinem Namen / die du mir gegeben hast / daß sie eines seyn / gleich wie wir. Erfüll lieber HERR Christe was du gebetten hast / Wercken / bin dennoch auch ein Werckzeug Gottes / würde er grössere Werck an mir haben wöllen / wurde er mich auch dazu geschickt gemacht haben / ich dancke Gott für das / daß ich habe / sintemal ich auch der allergeringsten Wolthaten nicht werth bin. Daneben frewe dich über eines andern Göttliche Gaben. Dann sie seynd von Gott gegeben zu gemeinem Nutz / vnd also auch zu deinem Nutz. 3. Einer füge dem andern / vnd bequeme sich zu allen Seiten / daß zu Trennung kein Anlaß gegeben werde / einer hab mit deß andern Schwachheit Gedult / vnd gedencke daß er selbst auch viel bey sich habe / daß ein ander mit Gedult muß ertragen. Darumb erzeyge die Freundschafft andern / die du wollest daß sie ein ander dir erzeyge. So man aber nichts ertragen / vnd alles nach seinem Kopff haben wolte / wo wolt dann Einigkeit bleiben? 4. Wer beleydiget / der sey willig Verzeyhung zu suchen / wer beleydiget ist / der sey bereyt hertziglich zu vergeben / ja auch / wann dein Wiedersacher sich nicht vmbthäte nach Versöhnung / so gedencke du / wie du jhm die Versöhnung mögest anbieten / da begehestu eine zweyfache Tugendt / Erstlich gibstu nicht Raum der Feindseligkeit in deinem Hertzen / hernach hilffstu dem Nächsten ab von seinem Zorn. Es ist gewiß eins von den höchstenChrysost. homil. 58. in Gen. p. 463. Tugenden mit stätiger Freundschafft / vnd Wolthun / derselben Gemüth zu vberwinden / vnd vns geneiget zu machen / die vns gerne wollen feind seyn. Diß Kunststuck hatte wol gelernet Jacob /Sũmae virtutis est assiduitate officiorũ nobis conciliare, qui nobis infesti esse volunt. Gen. 32. Cõclusio. Ioh. 17, 11. welcher seinen zornigen Bruder mit Geschenck gedacht zu versöhnen / vnd wartetet nit biß jhm die Versöhnung zu erst solt angetragen werden. Zum Beschluß / laßt vns das eine Frewde seyn / daß wir mögen den Wunsch Christi erfüllen / welches er seinen Christen gewünschet hat: Heyliger Vatter / erhalte sie in deinem Namen / die du mir gegeben hast / daß sie eines seyn / gleich wie wir. Erfüll lieber HERR Christe was du gebetten hast / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0387" n="371"/> Wercken / bin dennoch auch ein Werckzeug Gottes / würde er grössere Werck an mir haben wöllen / wurde er mich auch dazu geschickt gemacht haben / ich dancke Gott für das / daß ich habe / sintemal ich auch der allergeringsten Wolthaten nicht werth bin. Daneben frewe dich über eines andern Göttliche Gaben. Dann sie seynd von Gott gegeben zu gemeinem Nutz / vnd also auch zu deinem Nutz.</p> <p>3. Einer füge dem andern / vnd bequeme sich zu allen Seiten / daß zu Trennung kein Anlaß gegeben werde / einer hab mit deß andern Schwachheit Gedult / vnd gedencke daß er selbst auch viel bey sich habe / daß ein ander mit Gedult muß ertragen. Darumb erzeyge die Freundschafft andern / die du wollest daß sie ein ander dir erzeyge. So man aber nichts ertragen / vnd alles nach seinem Kopff haben wolte / wo wolt dann Einigkeit bleiben?</p> <p>4. Wer beleydiget / der sey willig Verzeyhung zu suchen / wer beleydiget ist / der sey bereyt hertziglich zu vergeben / ja auch / wann dein Wiedersacher sich nicht vmbthäte nach Versöhnung / so gedencke du / wie du jhm die Versöhnung mögest anbieten / da begehestu eine zweyfache Tugendt / Erstlich gibstu nicht Raum der Feindseligkeit in deinem Hertzen / hernach hilffstu dem Nächsten ab von seinem Zorn. 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Wercken / bin dennoch auch ein Werckzeug Gottes / würde er grössere Werck an mir haben wöllen / wurde er mich auch dazu geschickt gemacht haben / ich dancke Gott für das / daß ich habe / sintemal ich auch der allergeringsten Wolthaten nicht werth bin. Daneben frewe dich über eines andern Göttliche Gaben. Dann sie seynd von Gott gegeben zu gemeinem Nutz / vnd also auch zu deinem Nutz.
3. Einer füge dem andern / vnd bequeme sich zu allen Seiten / daß zu Trennung kein Anlaß gegeben werde / einer hab mit deß andern Schwachheit Gedult / vnd gedencke daß er selbst auch viel bey sich habe / daß ein ander mit Gedult muß ertragen. Darumb erzeyge die Freundschafft andern / die du wollest daß sie ein ander dir erzeyge. So man aber nichts ertragen / vnd alles nach seinem Kopff haben wolte / wo wolt dann Einigkeit bleiben?
4. Wer beleydiget / der sey willig Verzeyhung zu suchen / wer beleydiget ist / der sey bereyt hertziglich zu vergeben / ja auch / wann dein Wiedersacher sich nicht vmbthäte nach Versöhnung / so gedencke du / wie du jhm die Versöhnung mögest anbieten / da begehestu eine zweyfache Tugendt / Erstlich gibstu nicht Raum der Feindseligkeit in deinem Hertzen / hernach hilffstu dem Nächsten ab von seinem Zorn. Es ist gewiß eins von den höchsten Tugenden mit stätiger Freundschafft / vnd Wolthun / derselben Gemüth zu vberwinden / vnd vns geneiget zu machen / die vns gerne wollen feind seyn. Diß Kunststuck hatte wol gelernet Jacob / welcher seinen zornigen Bruder mit Geschenck gedacht zu versöhnen / vnd wartetet nit biß jhm die Versöhnung zu erst solt angetragen werden.
Chrysost. homil. 58. in Gen. p. 463.
Sũmae virtutis est assiduitate officiorũ nobis conciliare, qui nobis infesti esse volunt. Gen. 32. Cõclusio. Ioh. 17, 11. Zum Beschluß / laßt vns das eine Frewde seyn / daß wir mögen den Wunsch Christi erfüllen / welches er seinen Christen gewünschet hat: Heyliger Vatter / erhalte sie in deinem Namen / die du mir gegeben hast / daß sie eines seyn / gleich wie wir. Erfüll lieber HERR Christe was du gebetten hast /
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/387>, abgerufen am 16.06.2024. |