Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Christus lehret / daß man die Erde mit Sanfftmuth besitze. Laß dich nicht anfechten / daß es so schwer sey geistliche Einigkeit zu erhalten / es findet sich leicht Vrsach zu Wiederwillen / kanst leicht zu Zorn vnd Haß beweget werden / der Teuffel scheuret vnd bläset zu wie er kan vnd mag. Mosen hat auch die Vngedult vberwunden / da die Israeliten murreten / daß von jhm geschrieben Ps. 106, 33.stehet im 106. Psalm: Sie betrübten jhm sein Hertz / daß jhm etliche Wort entfuhren. Aber eben darumb soltu desto fleissiger vnd behutsamer seyn / vnd den Reitzungen deß Teuffels vnnd deß Fleisches desto minder Raum geben / auch mit dem Gebett anhalten: Du süsse Liebe schenck vns deine Gunst / laß vns empfinden der Liebe Brunst / daß wir vns von Hertzen einander lieben / vnd im Friede auff einem Sinne bleiben. Informatio proponens consiliun. & modum.Darumb / so nimb an diesen Rath. 1. Bistu gesetzt in einen hohen Standt / vnnd begabet mit grossen Gaben / so verachte nicht den niedrigen / ein jeglicher Christ im geringen Standt kan so gut vnd selig für GOtt seyn als du. Gedenck / daß du nicht desto besser vnd mehr gültest für GOtt / weil du mehr vnd grössere Gaben habest; die Gaben machen dich nur mehr schuldig andern in Demuth zu dienen. Darzu der Niedrige in seinem niedrigen Stande / mit seinen niedrigen Gaben dienet auch Gott / ja GOtt kan durch geringe Leute grössere Ding thun als durch die grossen. Der Hohepriester zu Jerusalem solte wol nit gedacht haben / daß Gott durch den Fischerknecht Petrum / mehr in seiner Kirchen außrichten wurde als durch jhn. 2. Bistu in einem geringen Ansehen / neide nicht den / der höher ist dann das were GOtt fürgeschrieben / wie er soll Stände vnd Gaben außthe len. Ja was thätestu anders / als daß du gedachtest vnd wünschest / Gott solle nicht ein gutthätiger GOtt seyn. Dagegen gedencke: Ich / in meinem geringen Stande / Gaben vnnd Christus lehret / daß man die Erde mit Sanfftmuth besitze. Laß dich nicht anfechten / daß es so schwer sey geistliche Einigkeit zu erhalten / es findet sich leicht Vrsach zu Wiederwillen / kanst leicht zu Zorn vnd Haß beweget werden / der Teuffel scheuret vnd bläset zu wie er kan vnd mag. Mosen hat auch die Vngedult vberwunden / da die Israeliten murreten / daß von jhm geschrieben Ps. 106, 33.stehet im 106. Psalm: Sie betrübten jhm sein Hertz / daß jhm etliche Wort entfuhren. Aber eben darumb soltu desto fleissiger vnd behutsamer seyn / vnd den Reitzungen deß Teuffels vnnd deß Fleisches desto minder Raum geben / auch mit dem Gebett anhalten: Du süsse Liebe schenck vns deine Gunst / laß vns empfinden der Liebe Brunst / daß wir vns von Hertzen einander lieben / vnd im Friede auff einem Sinne bleiben. Informatio proponens consiliun. & modum.Darumb / so nimb an diesen Rath. 1. Bistu gesetzt in einen hohen Standt / vnnd begabet mit grossen Gaben / so verachte nicht den niedrigen / ein jeglicher Christ im geringen Standt kan so gut vnd selig für GOtt seyn als du. Gedenck / daß du nicht desto besser vnd mehr gültest für GOtt / weil du mehr vnd grössere Gaben habest; die Gaben machen dich nur mehr schuldig andern in Demuth zu dienen. Darzu der Niedrige in seinem niedrigen Stande / mit seinen niedrigen Gaben dienet auch Gott / ja GOtt kan durch geringe Leute grössere Ding thun als durch die grossen. Der Hohepriester zu Jerusalem solte wol nit gedacht haben / daß Gott durch den Fischerknecht Petrum / mehr in seiner Kirchen außrichten wurde als durch jhn. 2. Bistu in einem geringen Ansehen / neide nicht den / der höher ist dann das were GOtt fürgeschrieben / wie er soll Stände vnd Gaben außthe len. Ja was thätestu anders / als daß du gedachtest vnd wünschest / Gott solle nicht ein gutthätiger GOtt seyn. Dagegen gedencke: Ich / in meinem geringen Stande / Gaben vnnd <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0386" n="370"/> Christus lehret / daß man die Erde mit Sanfftmuth besitze.</p> <note place="left">Objectio de difficultate & responsio.</note> <p>Laß dich nicht anfechten / daß es so schwer sey geistliche Einigkeit zu erhalten / es findet sich leicht Vrsach zu Wiederwillen / kanst leicht zu Zorn vnd Haß beweget werden / der Teuffel scheuret vnd bläset zu wie er kan vnd mag. Mosen hat auch die Vngedult vberwunden / da die Israeliten murreten / daß von jhm geschrieben <note place="left">Ps. 106, 33.</note>stehet im 106. Psalm: Sie betrübten jhm sein Hertz / daß jhm etliche Wort entfuhren. 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Der Hohepriester zu Jerusalem solte wol nit gedacht haben / daß Gott durch den Fischerknecht Petrum / mehr in seiner Kirchen außrichten wurde als durch jhn.</p> <p>2. Bistu in einem geringen Ansehen / neide nicht den / der höher ist dann das were GOtt fürgeschrieben / wie er soll Stände vnd Gaben außthe len. Ja was thätestu anders / als daß du gedachtest vnd wünschest / Gott solle nicht ein gutthätiger GOtt seyn. Dagegen gedencke: Ich / in meinem geringen Stande / Gaben vnnd </p> </div> </body> </text> </TEI> [370/0386]
Christus lehret / daß man die Erde mit Sanfftmuth besitze.
Laß dich nicht anfechten / daß es so schwer sey geistliche Einigkeit zu erhalten / es findet sich leicht Vrsach zu Wiederwillen / kanst leicht zu Zorn vnd Haß beweget werden / der Teuffel scheuret vnd bläset zu wie er kan vnd mag. Mosen hat auch die Vngedult vberwunden / da die Israeliten murreten / daß von jhm geschrieben stehet im 106. Psalm: Sie betrübten jhm sein Hertz / daß jhm etliche Wort entfuhren. Aber eben darumb soltu desto fleissiger vnd behutsamer seyn / vnd den Reitzungen deß Teuffels vnnd deß Fleisches desto minder Raum geben / auch mit dem Gebett anhalten: Du süsse Liebe schenck vns deine Gunst / laß vns empfinden der Liebe Brunst / daß wir vns von Hertzen einander lieben / vnd im Friede auff einem Sinne bleiben.
Ps. 106, 33. Darumb / so nimb an diesen Rath. 1. Bistu gesetzt in einen hohen Standt / vnnd begabet mit grossen Gaben / so verachte nicht den niedrigen / ein jeglicher Christ im geringen Standt kan so gut vnd selig für GOtt seyn als du. Gedenck / daß du nicht desto besser vnd mehr gültest für GOtt / weil du mehr vnd grössere Gaben habest; die Gaben machen dich nur mehr schuldig andern in Demuth zu dienen. Darzu der Niedrige in seinem niedrigen Stande / mit seinen niedrigen Gaben dienet auch Gott / ja GOtt kan durch geringe Leute grössere Ding thun als durch die grossen. Der Hohepriester zu Jerusalem solte wol nit gedacht haben / daß Gott durch den Fischerknecht Petrum / mehr in seiner Kirchen außrichten wurde als durch jhn.
2. Bistu in einem geringen Ansehen / neide nicht den / der höher ist dann das were GOtt fürgeschrieben / wie er soll Stände vnd Gaben außthe len. Ja was thätestu anders / als daß du gedachtest vnd wünschest / Gott solle nicht ein gutthätiger GOtt seyn. Dagegen gedencke: Ich / in meinem geringen Stande / Gaben vnnd
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/386>, abgerufen am 23.06.2024. |