Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

Christus lehret / daß man die Erde mit Sanfftmuth besitze.

Objectio de difficultate & responsio.

Laß dich nicht anfechten / daß es so schwer sey geistliche Einigkeit zu erhalten / es findet sich leicht Vrsach zu Wiederwillen / kanst leicht zu Zorn vnd Haß beweget werden / der Teuffel scheuret vnd bläset zu wie er kan vnd mag. Mosen hat auch die Vngedult vberwunden / da die Israeliten murreten / daß von jhm geschrieben Ps. 106, 33.stehet im 106. Psalm: Sie betrübten jhm sein Hertz / daß jhm etliche Wort entfuhren. Aber eben darumb soltu desto fleissiger vnd behutsamer seyn / vnd den Reitzungen deß Teuffels vnnd deß Fleisches desto minder Raum geben / auch mit dem Gebett anhalten: Du süsse Liebe schenck vns deine Gunst / laß vns empfinden der Liebe Brunst / daß wir vns von Hertzen einander lieben / vnd im Friede auff einem Sinne bleiben.

Informatio proponens consiliun. & modum.

Darumb / so nimb an diesen Rath. 1. Bistu gesetzt in einen hohen Standt / vnnd begabet mit grossen Gaben / so verachte nicht den niedrigen / ein jeglicher Christ im geringen Standt kan so gut vnd selig für GOtt seyn als du. Gedenck / daß du nicht desto besser vnd mehr gültest für GOtt / weil du mehr vnd grössere Gaben habest; die Gaben machen dich nur mehr schuldig andern in Demuth zu dienen. Darzu der Niedrige in seinem niedrigen Stande / mit seinen niedrigen Gaben dienet auch Gott / ja GOtt kan durch geringe Leute grössere Ding thun als durch die grossen. Der Hohepriester zu Jerusalem solte wol nit gedacht haben / daß Gott durch den Fischerknecht Petrum / mehr in seiner Kirchen außrichten wurde als durch jhn.

2. Bistu in einem geringen Ansehen / neide nicht den / der höher ist dann das were GOtt fürgeschrieben / wie er soll Stände vnd Gaben außthe len. Ja was thätestu anders / als daß du gedachtest vnd wünschest / Gott solle nicht ein gutthätiger GOtt seyn. Dagegen gedencke: Ich / in meinem geringen Stande / Gaben vnnd

Christus lehret / daß man die Erde mit Sanfftmuth besitze.

Objectio de difficultate & responsio.

Laß dich nicht anfechten / daß es so schwer sey geistliche Einigkeit zu erhalten / es findet sich leicht Vrsach zu Wiederwillen / kanst leicht zu Zorn vnd Haß beweget werden / der Teuffel scheuret vnd bläset zu wie er kan vnd mag. Mosen hat auch die Vngedult vberwunden / da die Israeliten murreten / daß von jhm geschrieben Ps. 106, 33.stehet im 106. Psalm: Sie betrübten jhm sein Hertz / daß jhm etliche Wort entfuhren. Aber eben darumb soltu desto fleissiger vnd behutsamer seyn / vnd den Reitzungen deß Teuffels vnnd deß Fleisches desto minder Raum geben / auch mit dem Gebett anhalten: Du süsse Liebe schenck vns deine Gunst / laß vns empfinden der Liebe Brunst / daß wir vns von Hertzen einander lieben / vnd im Friede auff einem Sinne bleiben.

Informatio proponens consiliun. & modum.

Darumb / so nimb an diesen Rath. 1. Bistu gesetzt in einen hohen Standt / vnnd begabet mit grossen Gaben / so verachte nicht den niedrigen / ein jeglicher Christ im geringen Standt kan so gut vnd selig für GOtt seyn als du. Gedenck / daß du nicht desto besser vnd mehr gültest für GOtt / weil du mehr vnd grössere Gaben habest; die Gaben machen dich nur mehr schuldig andern in Demuth zu dienen. Darzu der Niedrige in seinem niedrigen Stande / mit seinen niedrigen Gaben dienet auch Gott / ja GOtt kan durch geringe Leute grössere Ding thun als durch die grossen. Der Hohepriester zu Jerusalem solte wol nit gedacht haben / daß Gott durch den Fischerknecht Petrum / mehr in seiner Kirchen außrichten wurde als durch jhn.

2. Bistu in einem geringen Ansehen / neide nicht den / der höher ist dann das were GOtt fürgeschrieben / wie er soll Stände vnd Gaben außthe len. Ja was thätestu anders / als daß du gedachtest vnd wünschest / Gott solle nicht ein gutthätiger GOtt seyn. Dagegen gedencke: Ich / in meinem geringen Stande / Gaben vnnd

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0386" n="370"/>
Christus lehret / daß man die Erde mit Sanfftmuth besitze.</p>
        <note place="left">Objectio de difficultate &amp; responsio.</note>
        <p>Laß dich nicht anfechten / daß es so schwer sey geistliche Einigkeit zu erhalten                      / es findet sich leicht Vrsach zu Wiederwillen / kanst leicht zu Zorn vnd Haß                      beweget werden / der Teuffel scheuret vnd bläset zu wie er kan vnd mag. Mosen                      hat auch die Vngedult vberwunden / da die Israeliten murreten / daß von jhm                      geschrieben <note place="left">Ps. 106, 33.</note>stehet im 106. Psalm:                      Sie betrübten jhm sein Hertz / daß jhm etliche Wort entfuhren. Aber eben darumb                      soltu desto fleissiger vnd behutsamer seyn / vnd den Reitzungen deß Teuffels                      vnnd deß Fleisches desto minder Raum geben / auch mit dem Gebett anhalten: Du                      süsse Liebe schenck vns deine Gunst / laß vns empfinden der Liebe Brunst / daß                      wir vns von Hertzen einander lieben / vnd im Friede auff einem Sinne                      bleiben.</p>
        <note place="left">Informatio proponens consiliun. &amp; modum.</note>
        <p>Darumb / so nimb an diesen Rath. 1. Bistu gesetzt in einen hohen Standt / vnnd                      begabet mit grossen Gaben / so verachte nicht den niedrigen / ein jeglicher                      Christ im geringen Standt kan so gut vnd selig für GOtt seyn als du. Gedenck /                      daß du nicht desto besser vnd mehr gültest für GOtt / weil du mehr vnd grössere                      Gaben habest; die Gaben machen dich nur mehr schuldig andern in Demuth zu                      dienen. Darzu der Niedrige in seinem niedrigen Stande / mit seinen niedrigen                      Gaben dienet auch Gott / ja GOtt kan durch geringe Leute grössere Ding thun als                      durch die grossen. Der Hohepriester zu Jerusalem solte wol nit gedacht haben /                      daß Gott durch den Fischerknecht Petrum / mehr in seiner Kirchen außrichten                      wurde als durch jhn.</p>
        <p>2. Bistu in einem geringen Ansehen / neide nicht den / der höher ist dann das                      were GOtt fürgeschrieben / wie er soll Stände vnd Gaben außthe len. Ja was                      thätestu anders / als daß du gedachtest vnd wünschest / Gott solle nicht ein                      gutthätiger GOtt seyn. Dagegen gedencke: Ich / in meinem geringen Stande / Gaben                      vnnd
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[370/0386] Christus lehret / daß man die Erde mit Sanfftmuth besitze. Laß dich nicht anfechten / daß es so schwer sey geistliche Einigkeit zu erhalten / es findet sich leicht Vrsach zu Wiederwillen / kanst leicht zu Zorn vnd Haß beweget werden / der Teuffel scheuret vnd bläset zu wie er kan vnd mag. Mosen hat auch die Vngedult vberwunden / da die Israeliten murreten / daß von jhm geschrieben stehet im 106. Psalm: Sie betrübten jhm sein Hertz / daß jhm etliche Wort entfuhren. Aber eben darumb soltu desto fleissiger vnd behutsamer seyn / vnd den Reitzungen deß Teuffels vnnd deß Fleisches desto minder Raum geben / auch mit dem Gebett anhalten: Du süsse Liebe schenck vns deine Gunst / laß vns empfinden der Liebe Brunst / daß wir vns von Hertzen einander lieben / vnd im Friede auff einem Sinne bleiben. Ps. 106, 33. Darumb / so nimb an diesen Rath. 1. Bistu gesetzt in einen hohen Standt / vnnd begabet mit grossen Gaben / so verachte nicht den niedrigen / ein jeglicher Christ im geringen Standt kan so gut vnd selig für GOtt seyn als du. Gedenck / daß du nicht desto besser vnd mehr gültest für GOtt / weil du mehr vnd grössere Gaben habest; die Gaben machen dich nur mehr schuldig andern in Demuth zu dienen. Darzu der Niedrige in seinem niedrigen Stande / mit seinen niedrigen Gaben dienet auch Gott / ja GOtt kan durch geringe Leute grössere Ding thun als durch die grossen. Der Hohepriester zu Jerusalem solte wol nit gedacht haben / daß Gott durch den Fischerknecht Petrum / mehr in seiner Kirchen außrichten wurde als durch jhn. 2. Bistu in einem geringen Ansehen / neide nicht den / der höher ist dann das were GOtt fürgeschrieben / wie er soll Stände vnd Gaben außthe len. Ja was thätestu anders / als daß du gedachtest vnd wünschest / Gott solle nicht ein gutthätiger GOtt seyn. Dagegen gedencke: Ich / in meinem geringen Stande / Gaben vnnd

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/386
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/386>, abgerufen am 24.11.2024.