Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Reich Christi nicht anders her / wer da will der grösseste seyn / muß bey jhm selbsten zu nichte / vnd der kleinste werden. Wann ich mich nun nach dieser Regul richten will / so frewe ich mich / vnd sehe nicht sauer / wann einer meines gleichen vber mich gezogen wird / vnnd spreche: GOtt lob / das ist recht / das habe ich gewünschet; dann ich habe von Gott gebetten / daß ich möge ein Thäter seyn dises Wortes / daß geschrieben steht: Seyd vntereinander vnterthan. Es setzet Paulus hinzu: In der Furcht deß HERRN. Weiset vns damit auff die Art vnd Vrsprung Christlicher Demuth / daß es nicht geschehe heuchlischer Weise. Seynd wir nun mit Joseph erhaben / so sprechen wir mit jhm: Ich bin vnter Gott / vnd fürchte GOtt. Das macht dann / daß wir im Hertzen vber vnsern Mitknecht vns nicht erheben / sondern vns demselben nach vnserm Stande mit Gewogenheit vnd Dienste vnterwerffen; vnd da wir Herren seyn / vns doch für Knechte halten. Werden andere vns vorgezogen / sollen wir gleichfals bleiben in der Furcht deß HERREN / daß wir vnserm Bruder nicht mißgönnen / was jhm GOtt gegönnt vnd geschenckt hat. Gedenckt daran / was geschrieben steht, GOtt wiederstrebet den Hoffärtigen / aber den Demüthigen gibt er Gnade / daß wirdt vns vntereinander vnterthan machen. Diß seynd nun drey Regul / die der Geist GOttes einemRepetitio. erleuchteten Menschen fürgeschrieben hat / der begehret im Liecht GOttes zu wandeln; wann man die zusammen bringt / geben sie drey gradus im Christenthumm / vnter denen ist der erste Grad / auff GOttes Willen sehen vnnd demselben folgen. Das macht den Menschen zu einem weisen fürsichtigen Christen. Dem folget der ander Grad / wann der Mensch offt vnnd fleissig mit GOttes Wort / vnd geistlichen Gedancken vmbgehet / daß er dadurch angezündet / vnd erfrewet werde / GOtt zu singen vnnd zu spielen in seinem Hertzen. Darinn empfangt er einen Vorschmack deß ewigen Reich Christi nicht anders her / wer da will der grösseste seyn / muß bey jhm selbsten zu nichte / vnd der kleinste werden. Wann ich mich nun nach dieser Regul richten will / so frewe ich mich / vnd sehe nicht sauer / wann einer meines gleichen vber mich gezogen wird / vnnd spreche: GOtt lob / das ist recht / das habe ich gewünschet; dann ich habe von Gott gebetten / daß ich möge ein Thäter seyn dises Wortes / daß geschrieben steht: Seyd vntereinander vnterthan. Es setzet Paulus hinzu: In der Furcht deß HERRN. Weiset vns damit auff die Art vnd Vrsprung Christlicher Demuth / daß es nicht geschehe heuchlischer Weise. Seynd wir nun mit Joseph erhaben / so sprechen wir mit jhm: Ich bin vnter Gott / vnd fürchte GOtt. Das macht dann / daß wir im Hertzen vber vnsern Mitknecht vns nicht erheben / sondern vns demselben nach vnserm Stande mit Gewogenheit vnd Dienste vnterwerffen; vnd da wir Herren seyn / vns doch für Knechte halten. Werden andere vns vorgezogen / sollen wir gleichfals bleiben in der Furcht deß HERREN / daß wir vnserm Bruder nicht mißgönnen / was jhm GOtt gegönnt vnd geschenckt hat. Gedenckt daran / was geschrieben steht, GOtt wiederstrebet den Hoffärtigen / aber den Demüthigen gibt er Gnade / daß wirdt vns vntereinander vnterthan machen. Diß seynd nun drey Regul / die der Geist GOttes einemRepetitio. erleuchteten Menschen fürgeschrieben hat / der begehret im Liecht GOttes zu wandeln; wann man die zusammen bringt / geben sie drey gradus im Christenthum̃ / vnter denen ist der erste Grad / auff GOttes Willen sehen vnnd demselben folgen. Das macht den Menschen zu einem weisen fürsichtigen Christen. Dem folget der ander Grad / wann der Mensch offt vnnd fleissig mit GOttes Wort / vnd geistlichen Gedancken vmbgehet / daß er dadurch angezündet / vnd erfrewet werde / GOtt zu singen vnnd zu spielen in seinem Hertzen. Dariñ empfangt er einen Vorschmack deß ewigen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0437" n="421"/> Reich Christi nicht anders her / wer da will der grösseste seyn / muß bey jhm selbsten zu nichte / vnd der kleinste werden. Wann ich mich nun nach dieser Regul richten will / so frewe ich mich / vnd sehe nicht sauer / wann einer meines gleichen vber mich gezogen wird / vnnd spreche: GOtt lob / das ist recht / das habe ich gewünschet; dann ich habe von Gott gebetten / daß ich möge ein Thäter seyn dises Wortes / daß geschrieben steht: Seyd vntereinander vnterthan.</p> <p>Es setzet Paulus hinzu: In der Furcht deß HERRN. Weiset vns damit auff die Art vnd Vrsprung Christlicher Demuth / daß es nicht geschehe heuchlischer Weise. Seynd wir nun mit Joseph erhaben / so sprechen wir mit jhm: Ich bin vnter Gott / vnd fürchte GOtt. Das macht dann / daß wir im Hertzen vber vnsern Mitknecht vns nicht erheben / sondern vns demselben nach vnserm Stande mit Gewogenheit vnd Dienste vnterwerffen; vnd da wir Herren seyn / vns doch für Knechte halten. Werden andere vns vorgezogen / sollen wir gleichfals bleiben in der Furcht deß HERREN / daß wir vnserm Bruder nicht mißgönnen / was jhm GOtt gegönnt vnd geschenckt hat. Gedenckt daran / was geschrieben steht, GOtt wiederstrebet den Hoffärtigen / aber den Demüthigen gibt er Gnade / daß wirdt vns vntereinander vnterthan machen.</p> <p>Diß seynd nun drey Regul / die der Geist GOttes einem<note place="right">Repetitio.</note> erleuchteten Menschen fürgeschrieben hat / der begehret im Liecht GOttes zu wandeln; wann man die zusammen bringt / geben sie drey gradus im Christenthum̃ / vnter denen ist der erste Grad / auff GOttes Willen sehen vnnd demselben folgen. Das macht den Menschen zu einem weisen fürsichtigen Christen. Dem folget der ander Grad / wann der Mensch offt vnnd fleissig mit GOttes Wort / vnd geistlichen Gedancken vmbgehet / daß er dadurch angezündet / vnd erfrewet werde / GOtt zu singen vnnd zu spielen in seinem Hertzen. Dariñ empfangt er einen Vorschmack deß ewigen </p> </div> </body> </text> </TEI> [421/0437]
Reich Christi nicht anders her / wer da will der grösseste seyn / muß bey jhm selbsten zu nichte / vnd der kleinste werden. Wann ich mich nun nach dieser Regul richten will / so frewe ich mich / vnd sehe nicht sauer / wann einer meines gleichen vber mich gezogen wird / vnnd spreche: GOtt lob / das ist recht / das habe ich gewünschet; dann ich habe von Gott gebetten / daß ich möge ein Thäter seyn dises Wortes / daß geschrieben steht: Seyd vntereinander vnterthan.
Es setzet Paulus hinzu: In der Furcht deß HERRN. Weiset vns damit auff die Art vnd Vrsprung Christlicher Demuth / daß es nicht geschehe heuchlischer Weise. Seynd wir nun mit Joseph erhaben / so sprechen wir mit jhm: Ich bin vnter Gott / vnd fürchte GOtt. Das macht dann / daß wir im Hertzen vber vnsern Mitknecht vns nicht erheben / sondern vns demselben nach vnserm Stande mit Gewogenheit vnd Dienste vnterwerffen; vnd da wir Herren seyn / vns doch für Knechte halten. Werden andere vns vorgezogen / sollen wir gleichfals bleiben in der Furcht deß HERREN / daß wir vnserm Bruder nicht mißgönnen / was jhm GOtt gegönnt vnd geschenckt hat. Gedenckt daran / was geschrieben steht, GOtt wiederstrebet den Hoffärtigen / aber den Demüthigen gibt er Gnade / daß wirdt vns vntereinander vnterthan machen.
Diß seynd nun drey Regul / die der Geist GOttes einem erleuchteten Menschen fürgeschrieben hat / der begehret im Liecht GOttes zu wandeln; wann man die zusammen bringt / geben sie drey gradus im Christenthum̃ / vnter denen ist der erste Grad / auff GOttes Willen sehen vnnd demselben folgen. Das macht den Menschen zu einem weisen fürsichtigen Christen. Dem folget der ander Grad / wann der Mensch offt vnnd fleissig mit GOttes Wort / vnd geistlichen Gedancken vmbgehet / daß er dadurch angezündet / vnd erfrewet werde / GOtt zu singen vnnd zu spielen in seinem Hertzen. Dariñ empfangt er einen Vorschmack deß ewigen
Repetitio.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/437>, abgerufen am 23.06.2024. |