Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

Rencke / die wieder die Seele streiten. Solche geistliche Boßheit vnd Verschlagenheit nennet der Apostel vorher listige Anläuffe deß Teuffels / oder listige Schliche. Dann er gehet herumb vmb den Menschen / mercket alle Gelegenheit / wie etwan ein Jäger einem Wilde nach schleichet / wie dann dieser Gesell sich selbst rühmet seines herumb schleichens in der Historia Hiobs: Ich bin das Land vmbzogen. Petrus nennet jhn einen herumbschleichenden brüllenden Löwen / welcher suchet wie er die Menschen verschlinge. Solches schleichen brauchet er nicht an den Gottlosen / die er bereyt in seinen Stricken hat / sondern an die Gottselige / die er erst gedenckt zu fangen / da ziehet er an die listige Schlangen Natur / er weiß gantz verborgene Schlich / dadurch er den Menschen ankompt / ehe er sich versiehet / wie älter er ist / vnd je länger ers geübet / je geschwinder ist er / vnd ist jhm kaum vnter den Adamskindern einer fürgekommen / dem er nicht solt etwas beygebrachthaben. Da nimbt er in acht erstlich die Zuneygung vnnd Natur eines Menschen / ob dieselbe zu Geilheit / zu Geitz / zu Zorn / zu Hochmuth / oder zu andern Lastern geneyget. Das braucht er meisterlich zu seinem Vortheyl / stellet sich als ein Freund mit seinem freundlichen Anerbieten / vnd will vns beförderlich seyn / in dem dazu die Natur an jhr selbsten geneyget ist. 2. Nimpt er in acht die gelegene Zeit / wo er dich nit wachent findet / vnd in rechtschaffener Bereytschafft vnd Rüstung / so setzet er an dich ehe du es weist. Es ist mir nicht vnbewust / was er dem David gethan / wie derselbige sich auß seiner Sicherheit begeben / vnd sich nach einem frembden Weibe vmb gesehen / da seynd gewiß sein erste Gedancken nit gewesen / daß er wolt zum Ehebrecher werden / aber das ist die Natur dieses listigen Drachen / findet er so viel Raum / daß er nur seine spitzige Klawen kan ansetzen / schlupffet er mit dem gantzen Leibe bald hernach. Er nimbt 3. auch die Tugend in acht / vnd vermischt dieselbe mit seinem Vnflath der eyteln Ehre / vnnd solt ein Mensch acht haben

Rencke / die wieder die Seele streiten. Solche geistliche Boßheit vnd Verschlagenheit nennet der Apostel vorher listige Anläuffe deß Teuffels / oder listige Schliche. Dann er gehet herumb vmb den Menschen / mercket alle Gelegenheit / wie etwan ein Jäger einem Wilde nach schleichet / wie dann dieser Gesell sich selbst rühmet seines herumb schleichens in der Historia Hiobs: Ich bin das Land vmbzogen. Petrus nennet jhn einen herumbschleichenden brüllenden Löwen / welcher suchet wie er die Menschen verschlinge. Solches schleichen brauchet er nicht an den Gottlosen / die er bereyt in seinen Stricken hat / sondern an die Gottselige / die er erst gedenckt zu fangen / da ziehet er an die listige Schlangen Natur / er weiß gantz verborgene Schlich / dadurch er den Menschen ankompt / ehe er sich versiehet / wie älter er ist / vnd je länger ers geübet / je geschwinder ist er / vnd ist jhm kaum vnter den Adamskindern einer fürgekommen / dem er nicht solt etwas beygebrachthaben. Da nimbt er in acht erstlich die Zuneygung vnnd Natur eines Menschen / ob dieselbe zu Geilheit / zu Geitz / zu Zorn / zu Hochmuth / oder zu andern Lastern geneyget. Das braucht er meisterlich zu seinem Vortheyl / stellet sich als ein Freund mit seinem freundlichen Anerbieten / vnd will vns beförderlich seyn / in dem dazu die Natur an jhr selbsten geneyget ist. 2. Nimpt er in acht die gelegene Zeit / wo er dich nit wachent findet / vnd in rechtschaffener Bereytschafft vnd Rüstung / so setzet er an dich ehe du es weist. Es ist mir nicht vnbewust / was er dem David gethan / wie derselbige sich auß seiner Sicherheit begeben / vnd sich nach einem frembden Weibe vmb gesehen / da seynd gewiß sein erste Gedancken nit gewesen / daß er wolt zum Ehebrecher werden / aber das ist die Natur dieses listigen Drachen / findet er so viel Raum / daß er nur seine spitzige Klawen kan ansetzen / schlupffet er mit dem gantzen Leibe bald hernach. Er nimbt 3. auch die Tugend in acht / vnd vermischt dieselbe mit seinem Vnflath der eyteln Ehre / vnnd solt ein Mensch acht haben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0445" n="429"/>
Rencke / die wieder die Seele                      streiten. Solche geistliche Boßheit vnd Verschlagenheit nennet der Apostel                      vorher listige Anläuffe deß Teuffels / oder listige Schliche. Dann er gehet                      herumb vmb den Menschen / mercket alle Gelegenheit / wie etwan ein Jäger einem                      Wilde nach schleichet / wie dann dieser Gesell sich selbst rühmet seines herumb                      schleichens in der Historia Hiobs: Ich bin das Land vmbzogen. Petrus nennet jhn                      einen herumbschleichenden brüllenden Löwen / welcher suchet wie er die Menschen                      verschlinge. Solches schleichen brauchet er nicht an den Gottlosen / die er                      bereyt in seinen Stricken hat / sondern an die Gottselige / die er erst gedenckt                      zu fangen / da ziehet er an die listige Schlangen Natur / er weiß gantz                      verborgene Schlich / dadurch er den Menschen ankompt / ehe er sich versiehet /                      wie älter er ist / vnd je länger ers geübet / je geschwinder ist er / vnd ist                      jhm kaum vnter den Adamskindern einer fürgekommen / dem er nicht solt etwas                      beygebrachthaben. Da nimbt er in acht erstlich die Zuneygung vnnd Natur eines                      Menschen / ob dieselbe zu Geilheit / zu Geitz / zu Zorn / zu Hochmuth / oder zu                      andern Lastern geneyget. Das braucht er meisterlich zu seinem Vortheyl / stellet                      sich als ein Freund mit seinem freundlichen Anerbieten / vnd will vns                      beförderlich seyn / in dem dazu die Natur an jhr selbsten geneyget ist. 2. Nimpt                      er in acht die gelegene Zeit / wo er dich nit wachent findet / vnd in                      rechtschaffener Bereytschafft vnd Rüstung / so setzet er an dich ehe du es                      weist. Es ist mir nicht vnbewust / was er dem David gethan / wie derselbige sich                      auß seiner Sicherheit begeben / vnd sich nach einem frembden Weibe vmb gesehen /                      da seynd gewiß sein erste Gedancken nit gewesen / daß er wolt zum Ehebrecher                      werden / aber das ist die Natur dieses listigen Drachen / findet er so viel Raum                      / daß er nur seine spitzige Klawen kan ansetzen / schlupffet er mit dem gantzen                      Leibe bald hernach. Er nimbt 3. auch die Tugend in acht / vnd vermischt dieselbe                      mit seinem Vnflath der eyteln Ehre / vnnd solt ein Mensch acht haben
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[429/0445] Rencke / die wieder die Seele streiten. Solche geistliche Boßheit vnd Verschlagenheit nennet der Apostel vorher listige Anläuffe deß Teuffels / oder listige Schliche. Dann er gehet herumb vmb den Menschen / mercket alle Gelegenheit / wie etwan ein Jäger einem Wilde nach schleichet / wie dann dieser Gesell sich selbst rühmet seines herumb schleichens in der Historia Hiobs: Ich bin das Land vmbzogen. Petrus nennet jhn einen herumbschleichenden brüllenden Löwen / welcher suchet wie er die Menschen verschlinge. Solches schleichen brauchet er nicht an den Gottlosen / die er bereyt in seinen Stricken hat / sondern an die Gottselige / die er erst gedenckt zu fangen / da ziehet er an die listige Schlangen Natur / er weiß gantz verborgene Schlich / dadurch er den Menschen ankompt / ehe er sich versiehet / wie älter er ist / vnd je länger ers geübet / je geschwinder ist er / vnd ist jhm kaum vnter den Adamskindern einer fürgekommen / dem er nicht solt etwas beygebrachthaben. Da nimbt er in acht erstlich die Zuneygung vnnd Natur eines Menschen / ob dieselbe zu Geilheit / zu Geitz / zu Zorn / zu Hochmuth / oder zu andern Lastern geneyget. Das braucht er meisterlich zu seinem Vortheyl / stellet sich als ein Freund mit seinem freundlichen Anerbieten / vnd will vns beförderlich seyn / in dem dazu die Natur an jhr selbsten geneyget ist. 2. Nimpt er in acht die gelegene Zeit / wo er dich nit wachent findet / vnd in rechtschaffener Bereytschafft vnd Rüstung / so setzet er an dich ehe du es weist. Es ist mir nicht vnbewust / was er dem David gethan / wie derselbige sich auß seiner Sicherheit begeben / vnd sich nach einem frembden Weibe vmb gesehen / da seynd gewiß sein erste Gedancken nit gewesen / daß er wolt zum Ehebrecher werden / aber das ist die Natur dieses listigen Drachen / findet er so viel Raum / daß er nur seine spitzige Klawen kan ansetzen / schlupffet er mit dem gantzen Leibe bald hernach. Er nimbt 3. auch die Tugend in acht / vnd vermischt dieselbe mit seinem Vnflath der eyteln Ehre / vnnd solt ein Mensch acht haben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/445
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/445>, abgerufen am 15.06.2024.