Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

Wann du zum aller geschickten werest / vnd alle Tugenden hättest / vnnd werest dabey hochmütig / das verdürb den gantzen Quacke. Dazu kompt noch dieses / welches das grösseste / daß GOTT den Hochmütigen Spinnenfeind ist. Ich möchte wol wissen / was ein Hochmüthiger für Gedancken hätte / wann er diesen Lobgesang Mariae höret. Dann da höret er sein Verderben. GOtt stosset die Gewaltigen vom Stule / vnnd erhält die Niedrigen. Ach du hochmüthiges Hertz / wo du Vernunfft hast / kanst du nicht anders schliessen / als so: Lieber GOTT / du hast je vnnd allewege die Hochmütigen gestürtzet / vnd dich der Demütigen erbarmet. Nun habe ich keine Lust zur Demuth. Darumb achte ich du wirst mich stürtzen. Vnd das ist recht geschlossen / das fehlet nicht? Ist das nicht genug / so setze ich hinzu / was der HERR saget beym Evangelisten Luca am 16. Cap. Was hoch ist vnter den MenschenLuc. 16, 15. / das ist ein Grewel für Gott.

Dargegen solstu allwege deine Vnwürdigkeit erkennen / vnd mit dem Patriarchen Jacob sagen: HERR ich bin zu geringGen. 32, 10. aller Barmhertzigkeit die du mir thust. Wann die demütige Maria von dem Engel solche Rede höret: Gegrüsset seystu Holdselige / der HERR ist mit dir: O du Gebenedeyte vnd Hochgelobte vnter den Weibern; erschrickt sie vber solche Rede / vnnd gedenckt / welch ein Gruß ist das! Also wann du sihest vnnd hörest / daß dir GOtt sonderliche Gaben gegeben hat / werde nicht stoltz / sondern sprich: Welch ein Gruß ist das? Wie komme ich hiezu? Ach HERR ich bin doch gantz vnwürdig aller deiner Barmhertzigkeit.

Also müssen wir vns in den Gaben demüthigen vnnd nicht erheben / welches dann eins ist / daß hie zu thun. Hernach zum andern / sollen wir die Gaben GOttes annehmen als Handt-Leyter / die vns vber sich zu Gott führen. Die gemeine Gewonheit ists / an der Gabe bekleben bleiben. Ein Gülden kan vns mehr

Wann du zum aller geschickten werest / vnd alle Tugenden hättest / vnnd werest dabey hochmütig / das verdürb den gantzen Quacke. Dazu kompt noch dieses / welches das grösseste / daß GOTT den Hochmütigen Spinnenfeind ist. Ich möchte wol wissen / was ein Hochmüthiger für Gedancken hätte / wann er diesen Lobgesang Mariae höret. Dann da höret er sein Verderben. GOtt stosset die Gewaltigen vom Stule / vnnd erhält die Niedrigen. Ach du hochmüthiges Hertz / wo du Vernunfft hast / kanst du nicht anders schliessen / als so: Lieber GOTT / du hast je vnnd allewege die Hochmütigen gestürtzet / vnd dich der Demütigen erbarmet. Nun habe ich keine Lust zur Demuth. Darumb achte ich du wirst mich stürtzen. Vnd das ist recht geschlossen / das fehlet nicht? Ist das nicht genug / so setze ich hinzu / was der HERR saget beym Evangelisten Luca am 16. Cap. Was hoch ist vnter den MenschenLuc. 16, 15. / das ist ein Grewel für Gott.

Dargegen solstu allwege deine Vnwürdigkeit erkennen / vnd mit dem Patriarchen Jacob sagen: HERR ich bin zu geringGen. 32, 10. aller Barmhertzigkeit die du mir thust. Wann die demütige Maria von dem Engel solche Rede höret: Gegrüsset seystu Holdselige / der HERR ist mit dir: O du Gebenedeyte vnd Hochgelobte vnter den Weibern; erschrickt sie vber solche Rede / vnnd gedenckt / welch ein Gruß ist das! Also wann du sihest vnnd hörest / daß dir GOtt sonderliche Gaben gegeben hat / werde nicht stoltz / sondern sprich: Welch ein Gruß ist das? Wie komme ich hiezu? Ach HERR ich bin doch gantz vnwürdig aller deiner Barmhertzigkeit.

Also müssen wir vns in den Gaben demüthigen vnnd nicht erheben / welches dann eins ist / daß hie zu thun. Hernach zum andern / sollen wir die Gaben GOttes annehmen als Handt-Leyter / die vns vber sich zu Gott führen. Die gemeine Gewonheit ists / an der Gabe bekleben bleiben. Ein Gülden kan vns mehr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0677" n="661"/>
        <p>Wann du zum aller geschickten werest / vnd alle Tugenden hättest / vnnd werest                      dabey hochmütig / das verdürb den gantzen Quacke. Dazu kompt noch dieses /                      welches das grösseste / daß GOTT den Hochmütigen Spinnenfeind ist. Ich möchte                      wol wissen / was ein Hochmüthiger für Gedancken hätte / wann er diesen Lobgesang                      Mariae höret. Dann da höret er sein Verderben. GOtt stosset die Gewaltigen vom                      Stule / vnnd erhält die Niedrigen. Ach du hochmüthiges Hertz / wo du Vernunfft                      hast / kanst du nicht anders schliessen / als so: Lieber GOTT / du hast je vnnd                      allewege die Hochmütigen gestürtzet / vnd dich der Demütigen erbarmet. Nun habe                      ich keine Lust zur Demuth. Darumb achte ich du wirst mich stürtzen. Vnd das ist                      recht geschlossen / das fehlet nicht? Ist das nicht genug / so setze ich hinzu /                      was der HERR saget beym Evangelisten Luca am 16. Cap. Was hoch ist vnter den                          Menschen<note place="right">Luc. 16, 15.</note> / das ist ein Grewel                      für Gott.</p>
        <p>Dargegen solstu allwege deine Vnwürdigkeit erkennen / vnd mit dem Patriarchen                      Jacob sagen: HERR ich bin zu gering<note place="right">Gen. 32,                          10.</note> aller Barmhertzigkeit die du mir thust. Wann die demütige Maria                      von dem Engel solche Rede höret: Gegrüsset seystu Holdselige / der HERR ist mit                      dir: O du Gebenedeyte vnd Hochgelobte vnter den Weibern; erschrickt sie vber                      solche Rede / vnnd gedenckt / welch ein Gruß ist das! Also wann du sihest vnnd                      hörest / daß dir GOtt sonderliche Gaben gegeben hat / werde nicht stoltz /                      sondern sprich: Welch ein Gruß ist das? Wie komme ich hiezu? Ach HERR ich bin                      doch gantz vnwürdig aller deiner Barmhertzigkeit.</p>
        <p>Also müssen wir vns in den Gaben demüthigen vnnd nicht erheben / welches dann                      eins ist / daß hie zu thun. Hernach zum andern / sollen wir die Gaben GOttes                      annehmen als Handt-Leyter / die vns vber sich zu Gott führen. Die gemeine                      Gewonheit ists / an der Gabe bekleben bleiben. Ein Gülden kan vns mehr
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[661/0677] Wann du zum aller geschickten werest / vnd alle Tugenden hättest / vnnd werest dabey hochmütig / das verdürb den gantzen Quacke. Dazu kompt noch dieses / welches das grösseste / daß GOTT den Hochmütigen Spinnenfeind ist. Ich möchte wol wissen / was ein Hochmüthiger für Gedancken hätte / wann er diesen Lobgesang Mariae höret. Dann da höret er sein Verderben. GOtt stosset die Gewaltigen vom Stule / vnnd erhält die Niedrigen. Ach du hochmüthiges Hertz / wo du Vernunfft hast / kanst du nicht anders schliessen / als so: Lieber GOTT / du hast je vnnd allewege die Hochmütigen gestürtzet / vnd dich der Demütigen erbarmet. Nun habe ich keine Lust zur Demuth. Darumb achte ich du wirst mich stürtzen. Vnd das ist recht geschlossen / das fehlet nicht? Ist das nicht genug / so setze ich hinzu / was der HERR saget beym Evangelisten Luca am 16. Cap. Was hoch ist vnter den Menschen / das ist ein Grewel für Gott. Luc. 16, 15. Dargegen solstu allwege deine Vnwürdigkeit erkennen / vnd mit dem Patriarchen Jacob sagen: HERR ich bin zu gering aller Barmhertzigkeit die du mir thust. Wann die demütige Maria von dem Engel solche Rede höret: Gegrüsset seystu Holdselige / der HERR ist mit dir: O du Gebenedeyte vnd Hochgelobte vnter den Weibern; erschrickt sie vber solche Rede / vnnd gedenckt / welch ein Gruß ist das! Also wann du sihest vnnd hörest / daß dir GOtt sonderliche Gaben gegeben hat / werde nicht stoltz / sondern sprich: Welch ein Gruß ist das? Wie komme ich hiezu? Ach HERR ich bin doch gantz vnwürdig aller deiner Barmhertzigkeit. Gen. 32, 10. Also müssen wir vns in den Gaben demüthigen vnnd nicht erheben / welches dann eins ist / daß hie zu thun. Hernach zum andern / sollen wir die Gaben GOttes annehmen als Handt-Leyter / die vns vber sich zu Gott führen. Die gemeine Gewonheit ists / an der Gabe bekleben bleiben. Ein Gülden kan vns mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/677
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/677>, abgerufen am 02.06.2024.