Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

alles widersprechen ein grosser Prophet Gottes gewesen. Nach dem Evangelio gilt für GOtt nichts weder Vorhaut / noch Beschneidung. Das war nicht so vnter Mose / da muste sich beschneiden lassen / wer nicht wolte außgetilget seyn auß Israel. Diesem Ergernüß begegnet der Apostel Paulus / in seinem Brieff an die Galater / vnd bestätiget die Gerechtigkeit in Christo JEsu / wider die halb Christen / die halb-Juden halb-Christen waren / bekandten Jesum für den Messiam / wolten aber Mosis Satzungen mit zur Gerechtigkeit vnd Seligkeit behalten: Vnd darneben zeiget er das Ende vnd den Gebrauch deß Gesetzes; wie es mit nichten zu solchemende gegeben sey / daß es solte gerecht machen; sondern für erst / daß es die Sünde anzeige / vnd hernach / daß es Gottes Volck biß auff eine gewisse Zeit im Zwang vnd vnter der Zucht hielte. Dieses letzte erkläret Paulus in vorhabender Lection / durch ein Gleichnüß von Kindern vnd Vormündern.

Vormundschafft ist ein Werck der Liebe / darin man GOtt einen angenehmen Dienst thun kan. Denn wie du gern wilst / daß deine Kinder wol versorget werden nach deinem Todt / vnd gute Auffsicht haben / so thustu wol / so du das auch bey andern thust.

Was aber hie für Recht vnd Gewonheit ist / ist bekant. Das nimpt nun Paulus / vnd zeiget darin das Recht deß Gesetzes / vnd den Zustand deß Volcks Gottes vnter dem Gesetz. So langeV. 1. 2. 3. der Erbe ein Kind ist / so ist vnter jhm vnd einem Knechte kein Vnterscheid / ob er wol ein Herr ist aller Güter; sondern er ist vnter den Vormündern vnd Pflegern / biß auff die bestimpte Zeit vom Vatter: Also auch wir / da wir Kinder waren / waren wir gefangen vnter den eusserlichen Satzungen.

Hie muß die Kirche Christi angesehen werden / vom Anfang2. De subjecto. biß zu Ende / als ein Leib oder ein Mensch / vnd muß betrachtet werden in zweyerley Zeit vnd Zustand / in jhrer Jugend vnd männlicher

alles widersprechen ein grosser Prophet Gottes gewesen. Nach dem Evangelio gilt für GOtt nichts weder Vorhaut / noch Beschneidung. Das war nicht so vnter Mose / da muste sich beschneiden lassen / wer nicht wolte außgetilget seyn auß Israel. Diesem Ergernüß begegnet der Apostel Paulus / in seinem Brieff an die Galater / vnd bestätiget die Gerechtigkeit in Christo JEsu / wider die halb Christen / die halb-Juden halb-Christen waren / bekandten Jesum für den Messiam / wolten aber Mosis Satzungen mit zur Gerechtigkeit vnd Seligkeit behalten: Vnd darneben zeiget er das Ende vnd den Gebrauch deß Gesetzes; wie es mit nichten zu solchemende gegeben sey / daß es solte gerecht machen; sondern für erst / daß es die Sünde anzeige / vnd hernach / daß es Gottes Volck biß auff eine gewisse Zeit im Zwang vnd vnter der Zucht hielte. Dieses letzte erkläret Paulus in vorhabender Lection / durch ein Gleichnüß von Kindern vnd Vormündern.

Vormundschafft ist ein Werck der Liebe / darin man GOtt einen angenehmen Dienst thun kan. Denn wie du gern wilst / daß deine Kinder wol versorget werden nach deinem Todt / vnd gute Auffsicht haben / so thustu wol / so du das auch bey andern thust.

Was aber hie für Recht vnd Gewonheit ist / ist bekant. Das nimpt nun Paulus / vnd zeiget darin das Recht deß Gesetzes / vnd den Zustand deß Volcks Gottes vnter dem Gesetz. So langeV. 1. 2. 3. der Erbe ein Kind ist / so ist vnter jhm vnd einem Knechte kein Vnterscheid / ob er wol ein Herr ist aller Güter; sondern er ist vnter den Vormündern vnd Pflegern / biß auff die bestimpte Zeit vom Vatter: Also auch wir / da wir Kinder waren / waren wir gefangen vnter den eusserlichen Satzungen.

Hie muß die Kirche Christi angesehen werden / vom Anfang2. De subjecto. biß zu Ende / als ein Leib oder ein Mensch / vnd muß betrachtet werden in zweyerley Zeit vnd Zustand / in jhrer Jugend vnd mäñlicher

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0161" n="141"/>
alles widersprechen ein                      grosser Prophet Gottes gewesen. Nach dem Evangelio gilt für GOtt nichts weder                      Vorhaut / noch Beschneidung. Das war nicht so vnter Mose / da muste sich                      beschneiden lassen / wer nicht wolte außgetilget seyn auß Israel. Diesem                      Ergernüß begegnet der Apostel Paulus / in seinem Brieff an die Galater / vnd                      bestätiget die Gerechtigkeit in Christo JEsu / wider die halb Christen / die                      halb-Juden halb-Christen waren / bekandten Jesum für den Messiam / wolten aber                      Mosis Satzungen mit zur Gerechtigkeit vnd Seligkeit behalten: Vnd darneben                      zeiget er das Ende vnd den Gebrauch deß Gesetzes; wie es mit nichten zu                      solchemende gegeben sey / daß es solte gerecht machen; sondern für erst / daß es                      die Sünde anzeige / vnd hernach / daß es Gottes Volck biß auff eine gewisse Zeit                      im Zwang vnd vnter der Zucht hielte. Dieses letzte erkläret Paulus in                      vorhabender Lection / durch ein Gleichnüß von Kindern vnd Vormündern.</p>
        <p>Vormundschafft ist ein Werck der Liebe / darin man GOtt einen angenehmen Dienst                      thun kan. Denn wie du gern wilst / daß deine Kinder wol versorget werden nach                      deinem Todt / vnd gute Auffsicht haben / so thustu wol / so du das auch bey                      andern thust.</p>
        <p>Was aber hie für Recht vnd Gewonheit ist / ist bekant. Das nimpt nun Paulus / vnd                      zeiget darin das Recht deß Gesetzes / vnd den Zustand deß Volcks Gottes vnter                      dem Gesetz. So lange<note place="right">V. 1. 2. 3.</note> der Erbe ein                      Kind ist / so ist vnter jhm vnd einem Knechte kein Vnterscheid / ob er wol ein                      Herr ist aller Güter; sondern er ist vnter den Vormündern vnd Pflegern / biß                      auff die bestimpte Zeit vom Vatter: Also auch wir / da wir Kinder waren / waren                      wir gefangen vnter den eusserlichen Satzungen.</p>
        <p>Hie muß die Kirche Christi angesehen werden / vom Anfang<note place="right">2. De subjecto.</note> biß zu Ende / als ein Leib oder                      ein Mensch / vnd muß betrachtet werden in zweyerley Zeit vnd Zustand / in jhrer                      Jugend vnd män&#x0303;licher
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0161] alles widersprechen ein grosser Prophet Gottes gewesen. Nach dem Evangelio gilt für GOtt nichts weder Vorhaut / noch Beschneidung. Das war nicht so vnter Mose / da muste sich beschneiden lassen / wer nicht wolte außgetilget seyn auß Israel. Diesem Ergernüß begegnet der Apostel Paulus / in seinem Brieff an die Galater / vnd bestätiget die Gerechtigkeit in Christo JEsu / wider die halb Christen / die halb-Juden halb-Christen waren / bekandten Jesum für den Messiam / wolten aber Mosis Satzungen mit zur Gerechtigkeit vnd Seligkeit behalten: Vnd darneben zeiget er das Ende vnd den Gebrauch deß Gesetzes; wie es mit nichten zu solchemende gegeben sey / daß es solte gerecht machen; sondern für erst / daß es die Sünde anzeige / vnd hernach / daß es Gottes Volck biß auff eine gewisse Zeit im Zwang vnd vnter der Zucht hielte. Dieses letzte erkläret Paulus in vorhabender Lection / durch ein Gleichnüß von Kindern vnd Vormündern. Vormundschafft ist ein Werck der Liebe / darin man GOtt einen angenehmen Dienst thun kan. Denn wie du gern wilst / daß deine Kinder wol versorget werden nach deinem Todt / vnd gute Auffsicht haben / so thustu wol / so du das auch bey andern thust. Was aber hie für Recht vnd Gewonheit ist / ist bekant. Das nimpt nun Paulus / vnd zeiget darin das Recht deß Gesetzes / vnd den Zustand deß Volcks Gottes vnter dem Gesetz. So lange der Erbe ein Kind ist / so ist vnter jhm vnd einem Knechte kein Vnterscheid / ob er wol ein Herr ist aller Güter; sondern er ist vnter den Vormündern vnd Pflegern / biß auff die bestimpte Zeit vom Vatter: Also auch wir / da wir Kinder waren / waren wir gefangen vnter den eusserlichen Satzungen. V. 1. 2. 3. Hie muß die Kirche Christi angesehen werden / vom Anfang biß zu Ende / als ein Leib oder ein Mensch / vnd muß betrachtet werden in zweyerley Zeit vnd Zustand / in jhrer Jugend vnd mäñlicher 2. De subjecto.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/161
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/161>, abgerufen am 26.11.2024.