Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.gantz ergebest. Denn auff diß Wort von der Freundligkeit Gottes / das gewißlich wahr ist / kan ich meinen Glauben bawen. Wo ich diesen gnadenreichen Worten nicht will glauben / mach ich sie zur Lügen; glaube ich aber / kans nicht müglich seyn / daß ich nicht darüber solte in meinem Hertzen lachen / vnd mich in Gott frewen / vnd freymütig werden von GOtt zu bitten / vnd zu begehren was ich will / mit aller Zuversicht. Da ergeb ich mich gantz in die Freundligkeit Gottes / vnd schließ mich in sein leutseliges Hertz: Wenn ich mich nach Bette lege / so gedencke ich: wohin legstu dich / liebe Seele? in das liebreiche leutselige Hertze meines GOttes. Wenn ich erwache / frage ich: wo bistu? Wenn ich auff stehe / außgehe / arbeite / frage ich mich offt: wo bistu? wohin trittestu? vnd sehe allezeit auff das leutselige Hertz meines Gottes vnd meines Heylandes. O wie selig bin ich als denn / wann ich sitz vnd stehe / lig vnd gehe / leb vnd sterbe in dem leutseligen Hertzen meines Gottes / deß grossen Heylandes. 3. Bleibts nicht auß / die Freundligkeit Gottes / wann sie also angenommen wird / wircket Gegenliebe. Denn wer also gehet vnd stehet in der Gnade Gottes / eingeschlossen in sein leutseliges Hertz / den lässt die Leutseligkeit Gottes nicht ruhen / sondern sie macht den Menschen begierig / zu thun was er seinem leutseligen GOtt zu Lob vnd Lieb thun kan / vnd zu meiden / was GOtt vnd seiner Ehr zu wider ist; Allermeist / weil die Newegeburt mit der übung der alten Boßheit nicht bestehen kan. GOtt hat die Gnade seines H. Geistes über vns reichlich außgegossen / da wils vns nicht gebüren / daß wir sie wiederumb reichlich verschütten. Die Gottes Gütigkeit gekostet haben / hüten sich desto fleissiger. Letzlich muß auch die Leutseligkeit Gottes dir ein Exempel seyn / daß du wiederumb wol thust jederman / ohn ansehen deß Verdiensts; weil wir für vns haben das Exempel der Leutseligkeit deß grossen Gottes / dulden wir alles von vnsern Wiedersachern / vnd gedencken / daß wir für GOtt so gewesen / als sie für vns seyn. Ja für GOtt seyn wir viel weniger würdig seiner Wolthat / als kein gantz ergebest. Denn auff diß Wort von der Freundligkeit Gottes / das gewißlich wahr ist / kan ich meinen Glauben bawen. Wo ich diesen gnadenreichen Worten nicht will glauben / mach ich sie zur Lügen; glaube ich aber / kans nicht müglich seyn / daß ich nicht darüber solte in meinem Hertzen lachen / vnd mich in Gott frewen / vnd freymütig werden von GOtt zu bitten / vnd zu begehren was ich will / mit aller Zuversicht. Da ergeb ich mich gantz in die Freundligkeit Gottes / vnd schließ mich in sein leutseliges Hertz: Wenn ich mich nach Bette lege / so gedencke ich: wohin legstu dich / liebe Seele? in das liebreiche leutselige Hertze meines GOttes. Wenn ich erwache / frage ich: wo bistu? Wenn ich auff stehe / außgehe / arbeite / frage ich mich offt: wo bistu? wohin trittestu? vnd sehe allezeit auff das leutselige Hertz meines Gottes vnd meines Heylandes. O wie selig bin ich als denn / wann ich sitz vnd stehe / lig vnd gehe / leb vnd sterbe in dem leutseligen Hertzen meines Gottes / deß grossen Heylandes. 3. Bleibts nicht auß / die Freundligkeit Gottes / wann sie also angenommen wird / wircket Gegenliebe. Denn wer also gehet vnd stehet in der Gnade Gottes / eingeschlossen in sein leutseliges Hertz / den lässt die Leutseligkeit Gottes nicht ruhen / sondern sie macht den Menschen begierig / zu thun was er seinem leutseligen GOtt zu Lob vnd Lieb thun kan / vnd zu meiden / was GOtt vnd seiner Ehr zu wider ist; Allermeist / weil die Newegeburt mit der übung der alten Boßheit nicht bestehen kan. GOtt hat die Gnade seines H. Geistes über vns reichlich außgegossen / da wils vns nicht gebüren / daß wir sie wiederumb reichlich verschütten. Die Gottes Gütigkeit gekostet haben / hüten sich desto fleissiger. Letzlich muß auch die Leutseligkeit Gottes dir ein Exempel seyn / daß du wiederumb wol thust jederman / ohn ansehen deß Verdiensts; weil wir für vns haben das Exempel der Leutseligkeit deß grossen Gottes / dulden wir alles von vnsern Wiedersachern / vnd gedencken / daß wir für GOtt so gewesen / als sie für vns seyn. 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O wie selig bin ich als denn / wann ich sitz vnd stehe / lig vnd gehe / leb vnd sterbe in dem leutseligen Hertzen meines Gottes / deß grossen Heylandes.</p> <p>3. Bleibts nicht auß / die Freundligkeit Gottes / wann sie also angenommen wird / wircket Gegenliebe. Denn wer also gehet vnd stehet in der Gnade Gottes / eingeschlossen in sein leutseliges Hertz / den lässt die Leutseligkeit Gottes nicht ruhen / sondern sie macht den Menschen begierig / zu thun was er seinem leutseligen GOtt zu Lob vnd Lieb thun kan / vnd zu meiden / was GOtt vnd seiner Ehr zu wider ist; Allermeist / weil die Newegeburt mit der übung der alten Boßheit nicht bestehen kan. GOtt hat die Gnade seines H. Geistes über vns reichlich außgegossen / da wils vns nicht gebüren / daß wir sie wiederumb reichlich verschütten. 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gantz ergebest. Denn auff diß Wort von der Freundligkeit Gottes / das gewißlich wahr ist / kan ich meinen Glauben bawen. Wo ich diesen gnadenreichen Worten nicht will glauben / mach ich sie zur Lügen; glaube ich aber / kans nicht müglich seyn / daß ich nicht darüber solte in meinem Hertzen lachen / vnd mich in Gott frewen / vnd freymütig werden von GOtt zu bitten / vnd zu begehren was ich will / mit aller Zuversicht. Da ergeb ich mich gantz in die Freundligkeit Gottes / vnd schließ mich in sein leutseliges Hertz: Wenn ich mich nach Bette lege / so gedencke ich: wohin legstu dich / liebe Seele? in das liebreiche leutselige Hertze meines GOttes. Wenn ich erwache / frage ich: wo bistu? Wenn ich auff stehe / außgehe / arbeite / frage ich mich offt: wo bistu? wohin trittestu? vnd sehe allezeit auff das leutselige Hertz meines Gottes vnd meines Heylandes. O wie selig bin ich als denn / wann ich sitz vnd stehe / lig vnd gehe / leb vnd sterbe in dem leutseligen Hertzen meines Gottes / deß grossen Heylandes.
3. Bleibts nicht auß / die Freundligkeit Gottes / wann sie also angenommen wird / wircket Gegenliebe. Denn wer also gehet vnd stehet in der Gnade Gottes / eingeschlossen in sein leutseliges Hertz / den lässt die Leutseligkeit Gottes nicht ruhen / sondern sie macht den Menschen begierig / zu thun was er seinem leutseligen GOtt zu Lob vnd Lieb thun kan / vnd zu meiden / was GOtt vnd seiner Ehr zu wider ist; Allermeist / weil die Newegeburt mit der übung der alten Boßheit nicht bestehen kan. GOtt hat die Gnade seines H. Geistes über vns reichlich außgegossen / da wils vns nicht gebüren / daß wir sie wiederumb reichlich verschütten. Die Gottes Gütigkeit gekostet haben / hüten sich desto fleissiger.
Letzlich muß auch die Leutseligkeit Gottes dir ein Exempel seyn / daß du wiederumb wol thust jederman / ohn ansehen deß Verdiensts; weil wir für vns haben das Exempel der Leutseligkeit deß grossen Gottes / dulden wir alles von vnsern Wiedersachern / vnd gedencken / daß wir für GOtt so gewesen / als sie für vns seyn. Ja für GOtt seyn wir viel weniger würdig seiner Wolthat / als kein
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/211>, abgerufen am 16.02.2025. |