Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.solcher Ordnung; erstlich hasset ein Christ das böse in sich vnd bey sich selbsten. Die böse Natur liebet sich selbst / vnd hasset nicht was arges an jhr ist; Zorn vnd Vngedult muß Ernst heissen; Geitz muß Fürsorge seyn; böse Tück muß Klugheit heissen. Die Gottliebende Seele hasset es / vnd klaget darüber. Hernach so hasset die Liebe das arge auch an dem Nechsten / vnd billiget es nicht. Denn so der Haß gegen das arge recht im Hertzen gewurtzelt / lässt er sich auch äusserlich mercken in Worten vnd Wercken. Da soll ein Christ vielmehr der Leute Gunst verliehren / vnd sich der Gesellschafft äussern / als daß er ein böses Stück mit Worten vnd Geberden solte gut heissen. Hingegen liebet die reine Liebe das gute / vnd hanget vnd klebet dem an / als wann sie mit dem guten verpichet wäre. Sie liebet das gute / vnd lobet es / solts auch beym Feind gefunden werden / sie liebets / vnd hanget jhm an / solt auch der Liebhaber darüber leiden. Ich setze den fall / daß einer entweder solte all sein Haab vnd Gut verlassen / oder von dem guten weichen; so soll die reine liebhabende Seele dem guten also ankleben / daß sie viel lieber Haab vnd Gut verlasse / Leib vnd Leben dazu / als daß sie solte vom guten weichen. So wills GOtt haben: Hasset das arge / hanget dem guten an. Also hat auch GOtt bey dem Propheten Amos am 5. Cap. geredet: Suchet das gute / vnd nicht das böse / auffAmos 5, 14. 15. daß jhr leben möget / so wird der HERR / der GOTT Zebaoth bey euch seyn. Hasset das böse / vnd liebet das gute / so wird der HERR / der GOTT Zebaoth euch gnädig seyn. Gesehichts denn / daß du über dem guten schaden leidest / der Leute Gunst verlierest / auch wol Haab vnd Gut / Leib vnd Leben dazu / was kans schaden / so nur der HERR / der GOtt Zebaoth bey dir bleibet / vnd dir gnädig ist. Im 15. Psalm wird der Segen gesprochen über die / welche die Gottlosen nichts achtenPsal. 15, 4. / sondern ehren die Gottfürchtigen. So dann einer dem guten solcher Ordnung; erstlich hasset ein Christ das böse in sich vnd bey sich selbsten. Die böse Natur liebet sich selbst / vnd hasset nicht was arges an jhr ist; Zorn vnd Vngedult muß Ernst heissen; Geitz muß Fürsorge seyn; böse Tück muß Klugheit heissen. Die Gottliebende Seele hasset es / vnd klaget darüber. Hernach so hasset die Liebe das arge auch an dem Nechsten / vnd billiget es nicht. Denn so der Haß gegen das arge recht im Hertzen gewurtzelt / lässt er sich auch äusserlich mercken in Worten vnd Wercken. Da soll ein Christ vielmehr der Leute Gunst verliehren / vnd sich der Gesellschafft äussern / als daß er ein böses Stück mit Worten vnd Geberden solte gut heissen. Hingegen liebet die reine Liebe das gute / vnd hanget vnd klebet dem an / als wann sie mit dem guten verpichet wäre. Sie liebet das gute / vnd lobet es / solts auch beym Feind gefunden werden / sie liebets / vnd hanget jhm an / solt auch der Liebhaber darüber leiden. Ich setze den fall / daß einer entweder solte all sein Haab vnd Gut verlassen / oder von dem guten weichen; so soll die reine liebhabende Seele dem guten also ankleben / daß sie viel lieber Haab vnd Gut verlasse / Leib vnd Leben dazu / als daß sie solte vom guten weichen. So wills GOtt haben: Hasset das arge / hanget dem guten an. Also hat auch GOtt bey dem Propheten Amos am 5. Cap. geredet: Suchet das gute / vnd nicht das böse / auffAmos 5, 14. 15. daß jhr leben möget / so wird der HERR / der GOTT Zebaoth bey euch seyn. Hasset das böse / vnd liebet das gute / so wird der HERR / der GOTT Zebaoth euch gnädig seyn. Gesehichts denn / daß du über dem guten schaden leidest / der Leute Gunst verlierest / auch wol Haab vnd Gut / Leib vnd Leben dazu / was kans schaden / so nur der HERR / der GOtt Zebaoth bey dir bleibet / vnd dir gnädig ist. 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solcher Ordnung; erstlich hasset ein Christ das böse in sich vnd bey sich selbsten. Die böse Natur liebet sich selbst / vnd hasset nicht was arges an jhr ist; Zorn vnd Vngedult muß Ernst heissen; Geitz muß Fürsorge seyn; böse Tück muß Klugheit heissen. Die Gottliebende Seele hasset es / vnd klaget darüber. Hernach so hasset die Liebe das arge auch an dem Nechsten / vnd billiget es nicht. Denn so der Haß gegen das arge recht im Hertzen gewurtzelt / lässt er sich auch äusserlich mercken in Worten vnd Wercken. Da soll ein Christ vielmehr der Leute Gunst verliehren / vnd sich der Gesellschafft äussern / als daß er ein böses Stück mit Worten vnd Geberden solte gut heissen.
Hingegen liebet die reine Liebe das gute / vnd hanget vnd klebet dem an / als wann sie mit dem guten verpichet wäre. Sie liebet das gute / vnd lobet es / solts auch beym Feind gefunden werden / sie liebets / vnd hanget jhm an / solt auch der Liebhaber darüber leiden. Ich setze den fall / daß einer entweder solte all sein Haab vnd Gut verlassen / oder von dem guten weichen; so soll die reine liebhabende Seele dem guten also ankleben / daß sie viel lieber Haab vnd Gut verlasse / Leib vnd Leben dazu / als daß sie solte vom guten weichen. So wills GOtt haben: Hasset das arge / hanget dem guten an. Also hat auch GOtt bey dem Propheten Amos am 5. Cap. geredet: Suchet das gute / vnd nicht das böse / auff daß jhr leben möget / so wird der HERR / der GOTT Zebaoth bey euch seyn. Hasset das böse / vnd liebet das gute / so wird der HERR / der GOTT Zebaoth euch gnädig seyn. Gesehichts denn / daß du über dem guten schaden leidest / der Leute Gunst verlierest / auch wol Haab vnd Gut / Leib vnd Leben dazu / was kans schaden / so nur der HERR / der GOtt Zebaoth bey dir bleibet / vnd dir gnädig ist. Im 15. Psalm wird der Segen gesprochen über die / welche die Gottlosen nichts achten / sondern ehren die Gottfürchtigen. So dann einer dem guten
Amos 5, 14. 15.
Psal. 15, 4.
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