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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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man zu dienen / lässet es sich spüren in Gespräch vnd grüssen / in Gesicht vnd Geberden / in Worten vnd Thaten. Mancher ist vnfreundlich vnd storrig / vnd hat einen Widerwillen / andern einen Willen zu thun / treibet auch wol die Leute mit Vngeberden vnd harten Worten von sich. Aber ein gutthätiges Gemüth jaget niemand von sich mit harten Worten vnd Geberden / vnd frewet sich / diensthafftig vnd jemand nützlich zu seyn mit Rath vnd That.

Das ist eine Tugend / die Regenten vnd hohen Personen insonderheit wol anstehet; vnd allen / bey welchen Rath vnd Hülff zu holen ist. Hingegen stehets übel / wann dieselbe mit schnarchen vnd üppiger Vngestümigkeit herauß fahren / so einer jhres Rathes vnd Hülffs zu gebrauchen hat.

Der dritte Schmuck heisset Demuth / daß man niedrig gesinnet sey. Wann solches im Hertzen steckt / lässt es sich auch hernach mercken in Worten / in Geberden / im Gesicht / im Gang / in Kleidung. Wer hochmüthig ist / hält viel von sich / lässet sich auch eusserlich bald mercken. Ein Demütiger hält sich für den geringsten / vnd einen andern allzeit höher als sich / denn er betrachtet seine Nichtigkeit / die er wol erkennet vnd fühlet / vnd in Betrachtung seiner Nichtigkeit vnd Vnreinigkeit / hält er den geringsten Christen allzeit höher denn sich. Darin darff ich kein Heuchler werden. Ich sehe wol / daß alle Gaben nicht gleich seyn / vnd ein ander etwan die Gabe nicht hat / die ich habe. Ich kan auch wol gedencken / daß andere Leute jhre Gebrechen auch haben. Dennoch was andere Leute für Gebrechen an sich haben / vnd was jhnen druckt / daß fühle ich nicht / darffs auch eben nicht wissen: wo aber mich der Schuh drückt / weiß ich zum besten / vnd fühls auch wol / vnd solls auch wissen vnd fühlen. Gesetzet nun / daß ich eine Gabe habe / die der ander nicht hat; oder eine bessere Gabe habe / als der ander; soll ich doch den andern in meinem Hertzen höher halten / als mich. Denn je höher mich GOtt mit Gaben gezieret hat / je vnwürdiger acht ich mich wegen meiner Nichtigkeit / die mir zum besten bekant ist;

man zu dienen / lässet es sich spüren in Gespräch vnd grüssen / in Gesicht vnd Geberden / in Worten vnd Thaten. Mancher ist vnfreundlich vnd storrig / vnd hat einen Widerwillen / andern einen Willen zu thun / treibet auch wol die Leute mit Vngeberden vnd harten Worten von sich. Aber ein gutthätiges Gemüth jaget niemand von sich mit harten Worten vnd Geberden / vnd frewet sich / diensthafftig vnd jemand nützlich zu seyn mit Rath vnd That.

Das ist eine Tugend / die Regenten vnd hohen Personen insonderheit wol anstehet; vnd allen / bey welchen Rath vnd Hülff zu holen ist. Hingegen stehets übel / wann dieselbe mit schnarchen vnd üppiger Vngestümigkeit herauß fahren / so einer jhres Rathes vnd Hülffs zu gebrauchen hat.

Der dritte Schmuck heisset Demuth / daß man niedrig gesinnet sey. Wann solches im Hertzen steckt / lässt es sich auch hernach mercken in Worten / in Geberden / im Gesicht / im Gang / in Kleidung. Wer hochmüthig ist / hält viel von sich / lässet sich auch eusserlich bald mercken. Ein Demütiger hält sich für den geringsten / vnd einen andern allzeit höher als sich / denn er betrachtet seine Nichtigkeit / die er wol erkennet vnd fühlet / vnd in Betrachtung seiner Nichtigkeit vnd Vnreinigkeit / hält er den geringsten Christen allzeit höher denn sich. Darin darff ich kein Heuchler werden. Ich sehe wol / daß alle Gaben nicht gleich seyn / vnd ein ander etwan die Gabe nicht hat / die ich habe. Ich kan auch wol gedencken / daß andere Leute jhre Gebrechen auch haben. Dennoch was andere Leute für Gebrechen an sich haben / vnd was jhnen druckt / daß fühle ich nicht / darffs auch eben nicht wissen: wo aber mich der Schuh drückt / weiß ich zum besten / vnd fühls auch wol / vnd solls auch wissen vnd fühlen. Gesetzet nun / daß ich eine Gabe habe / die der ander nicht hat; oder eine bessere Gabe habe / als der ander; soll ich doch den andern in meinem Hertzen höher halten / als mich. Denn je höher mich GOtt mit Gaben gezieret hat / je vnwürdiger acht ich mich wegen meiner Nichtigkeit / die mir zum besten bekant ist;

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[306/0326] man zu dienen / lässet es sich spüren in Gespräch vnd grüssen / in Gesicht vnd Geberden / in Worten vnd Thaten. Mancher ist vnfreundlich vnd storrig / vnd hat einen Widerwillen / andern einen Willen zu thun / treibet auch wol die Leute mit Vngeberden vnd harten Worten von sich. Aber ein gutthätiges Gemüth jaget niemand von sich mit harten Worten vnd Geberden / vnd frewet sich / diensthafftig vnd jemand nützlich zu seyn mit Rath vnd That. Das ist eine Tugend / die Regenten vnd hohen Personen insonderheit wol anstehet; vnd allen / bey welchen Rath vnd Hülff zu holen ist. Hingegen stehets übel / wann dieselbe mit schnarchen vnd üppiger Vngestümigkeit herauß fahren / so einer jhres Rathes vnd Hülffs zu gebrauchen hat. Der dritte Schmuck heisset Demuth / daß man niedrig gesinnet sey. Wann solches im Hertzen steckt / lässt es sich auch hernach mercken in Worten / in Geberden / im Gesicht / im Gang / in Kleidung. Wer hochmüthig ist / hält viel von sich / lässet sich auch eusserlich bald mercken. Ein Demütiger hält sich für den geringsten / vnd einen andern allzeit höher als sich / denn er betrachtet seine Nichtigkeit / die er wol erkennet vnd fühlet / vnd in Betrachtung seiner Nichtigkeit vnd Vnreinigkeit / hält er den geringsten Christen allzeit höher denn sich. Darin darff ich kein Heuchler werden. Ich sehe wol / daß alle Gaben nicht gleich seyn / vnd ein ander etwan die Gabe nicht hat / die ich habe. Ich kan auch wol gedencken / daß andere Leute jhre Gebrechen auch haben. Dennoch was andere Leute für Gebrechen an sich haben / vnd was jhnen druckt / daß fühle ich nicht / darffs auch eben nicht wissen: wo aber mich der Schuh drückt / weiß ich zum besten / vnd fühls auch wol / vnd solls auch wissen vnd fühlen. Gesetzet nun / daß ich eine Gabe habe / die der ander nicht hat; oder eine bessere Gabe habe / als der ander; soll ich doch den andern in meinem Hertzen höher halten / als mich. Denn je höher mich GOtt mit Gaben gezieret hat / je vnwürdiger acht ich mich wegen meiner Nichtigkeit / die mir zum besten bekant ist;

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/326>, abgerufen am 21.11.2024.