Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.fest halten ob diesem Wort / eben darumb / weil es ein gewisses vnd kräfftiges Wort Gottes ist / das lehren kan / denn also werden sie auch durch die heilsame Lehre mächtiglich zum guten gezogen werden. Die art / die H. Schrifft nützlich zu gebrauchen / zeiget Petrus1. Attendendo. an / damit / daß er spricht: Ihr thut wol / daß jhr drauff mercket. Wir dürffen kein Liecht in die Schrifft durch eigene Grillen hinein bringen / sondern sollen nur bloß in Einfalt auffs Wort mercken / vnd den H. Geist Meister seyn lassen / so wird der Morgenstern in vns auffgehen / vnd wir werden das Liecht der Seelen empfinden. Denn es ist Gottes deß H. Geistes Werckzeug / dadurch er die Seele erleuchtet in denen / die darauff mercken. Da muß eine begierige Seele seyn / die von GOtt begehret gelehret zu seyn. Da muß auch das Gebet vnd das Seufftzen nicht außbleiben / daß GOtt seinem Wort Gedeyen gebe. Denn das soll man wissen; wann jemand Tag vnd Nacht über die Bibel sitzet / soll er doch keinen Schmack noch Safft von derselben empfinden / wo der H. Geist es nicht wircket. Wann wir nun in Einfalt auffwarten vnd auffmercken / vnd2. Obsequendo. das Liecht empfinden / müssen wir auch folgends das Wort / vnd was das Wort haben will / mit gehorsamen Hertzen auffnehmen. Gleich wie bey vns seyn muß ein Verlangen zu lernen / also auch eine Begierde zu folgen. Ich setze / daß ein König einen Brieff dir zusende / vnd trage dir darinnen an Königliche Ehr vnd Gaben. Was bistu dessen gebessert / so du den Brieff hast gelesen / aber dich nicht einstellest / der angebottenen Königlichen Gnaden zu geniessen? Es könte geschehen / daß der König zornig darüber würde / daß seine Gnade so verächtlich verworffen wäre. So achte auch / daß du dessen wenig gebessert bist / so du Gottes Wort hast / liesest vnd verstehest / aber dich nicht schickest / der Königlichen Gnaden zu deiner Seligkeit zu geniessen / die dir im Worte Gottes angebotten wird. fest halten ob diesem Wort / eben darumb / weil es ein gewisses vnd kräfftiges Wort Gottes ist / das lehren kan / denn also werden sie auch durch die heilsame Lehre mächtiglich zum guten gezogen werden. Die art / die H. Schrifft nützlich zu gebrauchen / zeiget Petrus1. Attendendo. an / damit / daß er spricht: Ihr thut wol / daß jhr drauff mercket. Wir dürffen kein Liecht in die Schrifft durch eigene Grillen hinein bringen / sondern sollen nur bloß in Einfalt auffs Wort mercken / vnd den H. Geist Meister seyn lassen / so wird der Morgenstern in vns auffgehen / vnd wir werden das Liecht der Seelen empfinden. Denn es ist Gottes deß H. Geistes Werckzeug / dadurch er die Seele erleuchtet in denen / die darauff mercken. Da muß eine begierige Seele seyn / die von GOtt begehret gelehret zu seyn. Da muß auch das Gebet vnd das Seufftzen nicht außbleiben / daß GOtt seinem Wort Gedeyen gebe. Denn das soll man wissen; wann jemand Tag vnd Nacht über die Bibel sitzet / soll er doch keinen Schmack noch Safft von derselben empfinden / wo der H. Geist es nicht wircket. Wann wir nun in Einfalt auffwarten vnd auffmercken / vnd2. Obsequendo. das Liecht empfinden / müssen wir auch folgends das Wort / vnd was das Wort haben will / mit gehorsamen Hertzen auffnehmen. Gleich wie bey vns seyn muß ein Verlangen zu lernen / also auch eine Begierde zu folgen. Ich setze / daß ein König einen Brieff dir zusende / vnd trage dir darinnen an Königliche Ehr vnd Gaben. Was bistu dessen gebessert / so du den Brieff hast gelesen / aber dich nicht einstellest / der angebottenen Königlichen Gnaden zu geniessen? Es könte geschehen / daß der König zornig darüber würde / daß seine Gnade so verächtlich verworffen wäre. So achte auch / daß du dessen wenig gebessert bist / so du Gottes Wort hast / liesest vnd verstehest / aber dich nicht schickest / der Königlichen Gnaden zu deiner Seligkeit zu geniessen / die dir im Worte Gottes angebotten wird. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0369" n="349"/> fest halten ob diesem Wort / eben darumb / weil es ein gewisses vnd kräfftiges Wort Gottes ist / das lehren kan / denn also werden sie auch durch die heilsame Lehre mächtiglich zum guten gezogen werden.</p> <p>Die art / die H. Schrifft nützlich zu gebrauchen / zeiget Petrus<note place="right">1. Attendendo.</note> an / damit / daß er spricht: Ihr thut wol / daß jhr drauff mercket. Wir dürffen kein Liecht in die Schrifft durch eigene Grillen hinein bringen / sondern sollen nur bloß in Einfalt auffs Wort mercken / vnd den H. Geist Meister seyn lassen / so wird der Morgenstern in vns auffgehen / vnd wir werden das Liecht der Seelen empfinden. Denn es ist Gottes deß H. Geistes Werckzeug / dadurch er die Seele erleuchtet in denen / die darauff mercken. Da muß eine begierige Seele seyn / die von GOtt begehret gelehret zu seyn. Da muß auch das Gebet vnd das Seufftzen nicht außbleiben / daß GOtt seinem Wort Gedeyen gebe. Denn das soll man wissen; wann jemand Tag vnd Nacht über die Bibel sitzet / soll er doch keinen Schmack noch Safft von derselben empfinden / wo der H. Geist es nicht wircket.</p> <p>Wann wir nun in Einfalt auffwarten vnd auffmercken / vnd<note place="right">2. Obsequendo.</note> das Liecht empfinden / müssen wir auch folgends das Wort / vnd was das Wort haben will / mit gehorsamen Hertzen auffnehmen. Gleich wie bey vns seyn muß ein Verlangen zu lernen / also auch eine Begierde zu folgen. Ich setze / daß ein König einen Brieff dir zusende / vnd trage dir darinnen an Königliche Ehr vnd Gaben. Was bistu dessen gebessert / so du den Brieff hast gelesen / aber dich nicht einstellest / der angebottenen Königlichen Gnaden zu geniessen? Es könte geschehen / daß der König zornig darüber würde / daß seine Gnade so verächtlich verworffen wäre. So achte auch / daß du dessen wenig gebessert bist / so du Gottes Wort hast / liesest vnd verstehest / aber dich nicht schickest / der Königlichen Gnaden zu deiner Seligkeit zu geniessen / die dir im Worte Gottes angebotten wird.</p> </div> </body> </text> </TEI> [349/0369]
fest halten ob diesem Wort / eben darumb / weil es ein gewisses vnd kräfftiges Wort Gottes ist / das lehren kan / denn also werden sie auch durch die heilsame Lehre mächtiglich zum guten gezogen werden.
Die art / die H. Schrifft nützlich zu gebrauchen / zeiget Petrus an / damit / daß er spricht: Ihr thut wol / daß jhr drauff mercket. Wir dürffen kein Liecht in die Schrifft durch eigene Grillen hinein bringen / sondern sollen nur bloß in Einfalt auffs Wort mercken / vnd den H. Geist Meister seyn lassen / so wird der Morgenstern in vns auffgehen / vnd wir werden das Liecht der Seelen empfinden. Denn es ist Gottes deß H. Geistes Werckzeug / dadurch er die Seele erleuchtet in denen / die darauff mercken. Da muß eine begierige Seele seyn / die von GOtt begehret gelehret zu seyn. Da muß auch das Gebet vnd das Seufftzen nicht außbleiben / daß GOtt seinem Wort Gedeyen gebe. Denn das soll man wissen; wann jemand Tag vnd Nacht über die Bibel sitzet / soll er doch keinen Schmack noch Safft von derselben empfinden / wo der H. Geist es nicht wircket.
1. Attendendo. Wann wir nun in Einfalt auffwarten vnd auffmercken / vnd das Liecht empfinden / müssen wir auch folgends das Wort / vnd was das Wort haben will / mit gehorsamen Hertzen auffnehmen. Gleich wie bey vns seyn muß ein Verlangen zu lernen / also auch eine Begierde zu folgen. Ich setze / daß ein König einen Brieff dir zusende / vnd trage dir darinnen an Königliche Ehr vnd Gaben. Was bistu dessen gebessert / so du den Brieff hast gelesen / aber dich nicht einstellest / der angebottenen Königlichen Gnaden zu geniessen? Es könte geschehen / daß der König zornig darüber würde / daß seine Gnade so verächtlich verworffen wäre. So achte auch / daß du dessen wenig gebessert bist / so du Gottes Wort hast / liesest vnd verstehest / aber dich nicht schickest / der Königlichen Gnaden zu deiner Seligkeit zu geniessen / die dir im Worte Gottes angebotten wird.
2. Obsequendo.
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