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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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der Erkäntnüß schwach seyn. Doch wann ein schwacher ist geärgert worden / ists Paulo zu Hertzen gangen / daß er für Eyfer gebrennet. 1. Cor. 9, 22.Hingegen ist er den schwachen geworden als ein schwacher / 1. Cor. 9. denn für die schwachen hat er insonderheit grosse sorge getragen. Damit er selbst sie nicht ärgere / wird er jhnen gleich; so aber andere sie ärgerten / so wurd er drüber entbrant. Deßgleichen ist auch von anderen Sorgen vnd Bekümmernüssen zu halten. Wann eine Gemeine verfolget vnd betrübet worden / das hat sich Paulus zugezogen. Also ist aller Christlichen Gemeinen Sorge seine Sorge gewesen. Das mag ja noch wol ein trewer Diener vnd Apostel Christi heissen.

Dabey erkenne / was einen guten Diener Christi mache. Erkenne / was am Jüngsten Tage zum meisten wird gelobet werden. Wer diß betrachtet / dem möchts fast leid seyn / daß er nicht gewürdiget in dieser Welt mehr zu leiden. Ach wie manche Trübsal ist schon bey vns vergessen / die noch an jenem Tage wird wieder herfür gesucht / vnd gekrönet werden! Derwegen hat auch Paulus seine Schwachheit / wie gering vnd vnwerth er in der Welt bey seinem hohen Apostel Ampt gehalten / hie erzehlet / nicht allein zu solchem ende / daß man erkenne / wie er mit allem Recht kan ein Diener Christi genennet werden; sondern auch / daß er zeiget / worin er sich rühme. V. 30.So ich mich jerühmen soll / spricht er / will ich mich meiner Schwachheit rühmen. Man solte gedacht haben / es würde Paulo sehr wehe gethan haben / daß er so gar nichtig in der Welt gehalten / vnd sich so offt hat müssen schleppen / schlagen vnd stäupen lassen. Aber er ziehet sichs zum Ruhm / vnd saget: daß ich so gering für der Welt geachtet bin / vnd so viel leiden vnd dulden muß / halte ich für meine Ehre. Zwar Paulus als ein Mensch / wird die Bitterkeit deß Creutzes auch wol empfunden haben; wenn Trübsal da ist / deuchts einen nicht Frewde seyn; doch wenn er im Geist sich recht bedacht hat / hat er wolerkant / wie es seines Ruhms ein fürnehmes Stück sey / in der Welt nichtig vnd gering gehalten wer-

der Erkäntnüß schwach seyn. Doch wann ein schwacher ist geärgert worden / ists Paulo zu Hertzen gangen / daß er für Eyfer gebreñet. 1. Cor. 9, 22.Hingegen ist er den schwachen geworden als ein schwacher / 1. Cor. 9. denn für die schwachen hat er insonderheit grosse sorge getragen. Damit er selbst sie nicht ärgere / wird er jhnen gleich; so aber andere sie ärgerten / so wurd er drüber entbrant. Deßgleichen ist auch von anderen Sorgen vnd Beküm̃ernüssen zu halten. Wann eine Gemeine verfolget vnd betrübet worden / das hat sich Paulus zugezogen. Also ist aller Christlichen Gemeinen Sorge seine Sorge gewesen. Das mag ja noch wol ein trewer Diener vnd Apostel Christi heissen.

Dabey erkenne / was einen guten Diener Christi mache. Erkenne / was am Jüngsten Tage zum meisten wird gelobet werden. Wer diß betrachtet / dem möchts fast leid seyn / daß er nicht gewürdiget in dieser Welt mehr zu leiden. Ach wie manche Trübsal ist schon bey vns vergessen / die noch an jenem Tage wird wieder herfür gesucht / vnd gekrönet werden! Derwegen hat auch Paulus seine Schwachheit / wie gering vñ vnwerth er in der Welt bey seinem hohen Apostel Ampt gehalten / hie erzehlet / nicht allein zu solchem ende / daß man erkenne / wie er mit allem Recht kan ein Diener Christi geneñet werden; sondern auch / daß er zeiget / worin er sich rühme. V. 30.So ich mich jerühmen soll / spricht er / will ich mich meiner Schwachheit rühmen. Man solte gedacht haben / es würde Paulo sehr wehe gethan haben / daß er so gar nichtig in der Welt gehalten / vnd sich so offt hat müssen schleppen / schlagen vnd stäupen lassen. Aber er ziehet sichs zum Ruhm / vnd saget: daß ich so gering für der Welt geachtet bin / vnd so viel leiden vnd dulden muß / halte ich für meine Ehre. Zwar Paulus als ein Mensch / wird die Bitterkeit deß Creutzes auch wol empfunden haben; wenn Trübsal da ist / deuchts einen nicht Frewde seyn; doch wenn er im Geist sich recht bedacht hat / hat er wolerkant / wie es seines Ruhms ein fürnehmes Stück sey / in der Welt nichtig vnd gering gehalten wer-

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[380/0400] der Erkäntnüß schwach seyn. Doch wann ein schwacher ist geärgert worden / ists Paulo zu Hertzen gangen / daß er für Eyfer gebreñet. Hingegen ist er den schwachen geworden als ein schwacher / 1. Cor. 9. denn für die schwachen hat er insonderheit grosse sorge getragen. Damit er selbst sie nicht ärgere / wird er jhnen gleich; so aber andere sie ärgerten / so wurd er drüber entbrant. Deßgleichen ist auch von anderen Sorgen vnd Beküm̃ernüssen zu halten. Wann eine Gemeine verfolget vnd betrübet worden / das hat sich Paulus zugezogen. Also ist aller Christlichen Gemeinen Sorge seine Sorge gewesen. Das mag ja noch wol ein trewer Diener vnd Apostel Christi heissen. 1. Cor. 9, 22. Dabey erkenne / was einen guten Diener Christi mache. Erkenne / was am Jüngsten Tage zum meisten wird gelobet werden. Wer diß betrachtet / dem möchts fast leid seyn / daß er nicht gewürdiget in dieser Welt mehr zu leiden. Ach wie manche Trübsal ist schon bey vns vergessen / die noch an jenem Tage wird wieder herfür gesucht / vnd gekrönet werden! Derwegen hat auch Paulus seine Schwachheit / wie gering vñ vnwerth er in der Welt bey seinem hohen Apostel Ampt gehalten / hie erzehlet / nicht allein zu solchem ende / daß man erkenne / wie er mit allem Recht kan ein Diener Christi geneñet werden; sondern auch / daß er zeiget / worin er sich rühme. So ich mich jerühmen soll / spricht er / will ich mich meiner Schwachheit rühmen. Man solte gedacht haben / es würde Paulo sehr wehe gethan haben / daß er so gar nichtig in der Welt gehalten / vnd sich so offt hat müssen schleppen / schlagen vnd stäupen lassen. Aber er ziehet sichs zum Ruhm / vnd saget: daß ich so gering für der Welt geachtet bin / vnd so viel leiden vnd dulden muß / halte ich für meine Ehre. Zwar Paulus als ein Mensch / wird die Bitterkeit deß Creutzes auch wol empfunden haben; wenn Trübsal da ist / deuchts einen nicht Frewde seyn; doch wenn er im Geist sich recht bedacht hat / hat er wolerkant / wie es seines Ruhms ein fürnehmes Stück sey / in der Welt nichtig vnd gering gehalten wer- V. 30.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/400>, abgerufen am 20.05.2024.