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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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Frommer einen Frommen liebet / ist keine Kunst / daß man aber wider die Gebrechlichen sich recht verhalte / ist eine grosse Kunst vnd ein fürnehmes Stück der Liebe.

Es kan ein jeglicher bey sich nachsinnen / was er hierinnen1. Per redargutionem. vermag. Ich will nicht reden von Weltkindern / die eine offentliche Fabel darauß machen / so einer gefallen: die es außbreiten / mit Lust vnd Ergetzligkeit / vnd jhr Kurtzweil daran haben / so andere in Sünd vnd im Verderben stecken / das ist ein sehr böses / teufelisches Laster / davon ich nicht einmahl reden will. Davon sage ich nur / daß auch fromme Leute hie sich leicht versehen können. Offt können wir nicht ertragen mit Gedult die einfältigen Christen / die sich etwa gar zu leicht über allerley Ding ein Gewissen machen / reden spöttisch von jhnen / ja es kompt wol / daß der Schalck / der vns an der Haut stecket / seine Kurtzweil suchet / bey den frommen einfältigen Leuten / wann sie in einem oder anderem freyen Ding ein Gewissen machen / vnd wir jhn in solcher Meynung stärcken / vnd machen jhm auß Schalckheit das Gewissen grösser / vnd sagen: Ja es sey wider das Gewissen / daß wir jhn nur anreitzen der Freyheit nicht zu gebrauchen / vnd wann wir das erlanget / so verlachen wir seine Einfältigkeit / so kan sich der Schalck herfür thun. Hingegen findet sich mancher / der sich vnnötig über viel Ding ein Gewissen macht / vnd hält sich darein für gar heilig / vnd verdammet alle / die es nicht mit jhm halten. Mancher / wann er schon sich selbsten nicht heilig fürkommet / ärgert sich doch gar leichtlich vber dem Gebrauch der Freyheit / oder / daß ich eigentlich rede / kan gar zu balde ein Ding böse außdeuten / als in Kleidern / lachen / tantzen / essen / trincken / wann schon davon weder Gebott noch Verbott ist / oder aber / so ja die Maß in diesen dingen überschritten wird / welches leicht geschehen kan / eifert mancher darüber vnzeitig mit Vngedult / als über eine Todtsünde / vnd ist im straffen zu schnell vnd vnvorsichtig / in dem er seinen Nechsten fort / als ein Teuffelskind verwirfft / da doch der Schwache eine zeitlang solte erduldet werden / biß er in der Krafft deß Glaubens stärcker würde / vnd seiner

Frommer einen Frommen liebet / ist keine Kunst / daß man aber wider die Gebrechlichen sich recht verhalte / ist eine grosse Kunst vnd ein fürnehmes Stück der Liebe.

Es kan ein jeglicher bey sich nachsinnen / was er hierinnen1. Per redargutionem. vermag. Ich will nicht reden von Weltkindern / die eine offentliche Fabel darauß machen / so einer gefallen: die es außbreiten / mit Lust vnd Ergetzligkeit / vnd jhr Kurtzweil daran haben / so andere in Sünd vnd im Verderben stecken / das ist ein sehr böses / teufelisches Laster / davon ich nicht einmahl reden will. Davon sage ich nur / daß auch fromme Leute hie sich leicht versehen können. Offt können wir nicht ertragen mit Gedult die einfältigen Christen / die sich etwa gar zu leicht über allerley Ding ein Gewissen machen / reden spöttisch von jhnen / ja es kompt wol / daß der Schalck / der vns an der Haut stecket / seine Kurtzweil suchet / bey den frommen einfältigen Leuten / wann sie in einem oder anderem freyen Ding ein Gewissen machen / vnd wir jhn in solcher Meynung stärcken / vnd machen jhm auß Schalckheit das Gewissen grösser / vnd sagen: Ja es sey wider das Gewissen / daß wir jhn nur anreitzen der Freyheit nicht zu gebrauchen / vnd wann wir das erlanget / so verlachen wir seine Einfältigkeit / so kan sich der Schalck herfür thun. Hingegen findet sich mancher / der sich vnnötig über viel Ding ein Gewissen macht / vnd hält sich darein für gar heilig / vnd verdammet alle / die es nicht mit jhm halten. Mancher / wann er schon sich selbsten nicht heilig fürkommet / ärgert sich doch gar leichtlich vber dem Gebrauch der Freyheit / oder / daß ich eigentlich rede / kan gar zu balde ein Ding böse außdeuten / als in Kleidern / lachen / tantzen / essen / trincken / wann schon davon weder Gebott noch Verbott ist / oder aber / so ja die Maß in diesen dingen überschritten wird / welches leicht geschehen kan / eifert mancher darüber vnzeitig mit Vngedult / als über eine Todtsünde / vnd ist im straffen zu schnell vnd vnvorsichtig / in dem er seinen Nechsten fort / als ein Teuffelskind verwirfft / da doch der Schwache eine zeitlang solte erduldet werden / biß er in der Krafft deß Glaubens stärcker würde / vnd seiner

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[33/0053] Frommer einen Frommen liebet / ist keine Kunst / daß man aber wider die Gebrechlichen sich recht verhalte / ist eine grosse Kunst vnd ein fürnehmes Stück der Liebe. Es kan ein jeglicher bey sich nachsinnen / was er hierinnen vermag. Ich will nicht reden von Weltkindern / die eine offentliche Fabel darauß machen / so einer gefallen: die es außbreiten / mit Lust vnd Ergetzligkeit / vnd jhr Kurtzweil daran haben / so andere in Sünd vnd im Verderben stecken / das ist ein sehr böses / teufelisches Laster / davon ich nicht einmahl reden will. Davon sage ich nur / daß auch fromme Leute hie sich leicht versehen können. Offt können wir nicht ertragen mit Gedult die einfältigen Christen / die sich etwa gar zu leicht über allerley Ding ein Gewissen machen / reden spöttisch von jhnen / ja es kompt wol / daß der Schalck / der vns an der Haut stecket / seine Kurtzweil suchet / bey den frommen einfältigen Leuten / wann sie in einem oder anderem freyen Ding ein Gewissen machen / vnd wir jhn in solcher Meynung stärcken / vnd machen jhm auß Schalckheit das Gewissen grösser / vnd sagen: Ja es sey wider das Gewissen / daß wir jhn nur anreitzen der Freyheit nicht zu gebrauchen / vnd wann wir das erlanget / so verlachen wir seine Einfältigkeit / so kan sich der Schalck herfür thun. Hingegen findet sich mancher / der sich vnnötig über viel Ding ein Gewissen macht / vnd hält sich darein für gar heilig / vnd verdammet alle / die es nicht mit jhm halten. Mancher / wann er schon sich selbsten nicht heilig fürkommet / ärgert sich doch gar leichtlich vber dem Gebrauch der Freyheit / oder / daß ich eigentlich rede / kan gar zu balde ein Ding böse außdeuten / als in Kleidern / lachen / tantzen / essen / trincken / wann schon davon weder Gebott noch Verbott ist / oder aber / so ja die Maß in diesen dingen überschritten wird / welches leicht geschehen kan / eifert mancher darüber vnzeitig mit Vngedult / als über eine Todtsünde / vnd ist im straffen zu schnell vnd vnvorsichtig / in dem er seinen Nechsten fort / als ein Teuffelskind verwirfft / da doch der Schwache eine zeitlang solte erduldet werden / biß er in der Krafft deß Glaubens stärcker würde / vnd seiner 1. Per redargutionem.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/53>, abgerufen am 27.11.2024.