Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

muthwilligen Sündern / die keine Einrede leiden wollen. Dann etzliche seyn schwach im Glauben / etzliche seyn gebrechlich im Leben; beyde seyn zu vnterscheiden / von den muthwilligen Sündern / es sey im Glauben / oder im Leben. Die muthwillig sich falscher Lehr ergeben / die Warheit Gottes lästern / vnd halßstarrig / wider allen guten Vnterricht / darein verharren / die soll man meiden. Ehe man aber einen für halßstarrig außrufft / muß man zuvor an jhm mit Sanfftmuth gearbeitet haben: also muß mans auch machen mit denen / die halßstarrig verharren in einer Sünde vnd gott osem Wesen. Ehe man jhn aber als einen Gottlosen verwirfft / muß er mit Sanfftmuth ermahnet seyn.

Es muß auch ein Vnterscheid gemacht werden darein / daß wir sehen / ob die Sünde schon offenbar vnd bekant sey / oder ob sie noch im verborgen ist. Durch offentliche bekante Sünde wird eine Gemeine öffentlich geärgert: Darumb wer öffentlich sündiget / muß auch öffentlich gestrafft werden. Wo aber einer im verborgen in eine Sünde gefallen / ob sie auch schwer ist / vnd er auch GOtt gelästert hätte / vnd solches nicht offenbar ist / solstu vielmehr arbeiten / daß du den Betrübten auff richtest / als daß du jhn offentlich zu Schanden machest. Merckestu aber / daß er halßstarrig ist / vnd noch recht darzu haben will / alsdenn brauch das / was Paulus sagt: Wer böse ist / den stoß von dir hinauß.

In Summa / in allen Straff- vnd Vnterweisungen müssen wir nichts thun auß Hoffart oder Vngedult / sondern sollen vnserm Nechsten gefallen zum guten / zur Besserung / das ist / wollen wir vnseren Nechsten bessern vnd zum guten führen / so müssen wir vns in allem also verhalten / daß er sehe / es komme auß Liebe / daß er ein gefallen an vns trage / vnd vns folgen könne: mit nichten aber sollen wir das für vnsern Ruhm achten / so wir vnsern Nechsten zu Schanden machen.

Daß wir besagter massen mit Schwachen vmbgehen / seyn2. Causa. wir schuldig / wie Paulus saget: Wir / die wir starck seyn / sollen

muthwilligen Sündern / die keine Einrede leiden wollen. Dann etzliche seyn schwach im Glauben / etzliche seyn gebrechlich im Leben; beyde seyn zu vnterscheiden / von den muthwilligen Sündern / es sey im Glauben / oder im Leben. Die muthwillig sich falscher Lehr ergeben / die Warheit Gottes lästern / vnd halßstarrig / wider allen guten Vnterricht / darein verharren / die soll man meiden. Ehe man aber einen für halßstarrig außrufft / muß man zuvor an jhm mit Sanfftmuth gearbeitet haben: also muß mans auch machen mit denen / die halßstarrig verharren in einer Sünde vnd gott osem Wesen. Ehe man jhn aber als einen Gottlosen verwirfft / muß er mit Sanfftmuth ermahnet seyn.

Es muß auch ein Vnterscheid gemacht werden darein / daß wir sehen / ob die Sünde schon offenbar vnd bekant sey / oder ob sie noch im verborgen ist. Durch offentliche bekante Sünde wird eine Gemeine öffentlich geärgert: Darumb wer öffentlich sündiget / muß auch öffentlich gestrafft werden. Wo aber einer im verborgen in eine Sünde gefallen / ob sie auch schwer ist / vnd er auch GOtt gelästert hätte / vnd solches nicht offenbar ist / solstu vielmehr arbeiten / daß du den Betrübten auff richtest / als daß du jhn offentlich zu Schanden machest. Merckestu aber / daß er halßstarrig ist / vnd noch recht darzu haben will / alsdenn brauch das / was Paulus sagt: Wer böse ist / den stoß von dir hinauß.

In Summa / in allen Straff- vnd Vnterweisungen müssen wir nichts thun auß Hoffart oder Vngedult / sondern sollen vnserm Nechsten gefallen zum guten / zur Besserung / das ist / wollen wir vnseren Nechsten bessern vnd zum guten führen / so müssen wir vns in allem also verhalten / daß er sehe / es komme auß Liebe / daß er ein gefallen an vns trage / vnd vns folgen könne: mit nichten aber sollen wir das für vnsern Ruhm achten / so wir vnsern Nechsten zu Schanden machen.

Daß wir besagter massen mit Schwachen vmbgehen / seyn2. Causa. wir schuldig / wie Paulus saget: Wir / die wir starck seyn / sollen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0055" n="35"/>
muthwilligen Sündern / die keine Einrede leiden wollen. Dann etzliche seyn                      schwach im Glauben / etzliche seyn gebrechlich im Leben; beyde seyn zu                      vnterscheiden / von den muthwilligen Sündern / es sey im Glauben / oder im                      Leben. Die muthwillig sich falscher Lehr ergeben / die Warheit Gottes lästern /                      vnd halßstarrig / wider allen guten Vnterricht / darein verharren / die soll man                      meiden. Ehe man aber einen für halßstarrig außrufft / muß man zuvor an jhm mit                      Sanfftmuth gearbeitet haben: also muß mans auch machen mit denen / die                      halßstarrig verharren in einer Sünde vnd gott osem Wesen. Ehe man jhn aber als                      einen Gottlosen verwirfft / muß er mit Sanfftmuth ermahnet seyn.</p>
        <p>Es muß auch ein Vnterscheid gemacht werden darein / daß wir sehen / ob die Sünde                      schon offenbar vnd bekant sey / oder ob sie noch im verborgen ist. Durch                      offentliche bekante Sünde wird eine Gemeine öffentlich geärgert: Darumb wer                      öffentlich sündiget / muß auch öffentlich gestrafft werden. Wo aber einer im                      verborgen in eine Sünde gefallen / ob sie auch schwer ist / vnd er auch GOtt                      gelästert hätte / vnd solches nicht offenbar ist / solstu vielmehr arbeiten /                      daß du den Betrübten auff richtest / als daß du jhn offentlich zu Schanden                      machest. Merckestu aber / daß er halßstarrig ist / vnd noch recht darzu haben                      will / alsdenn brauch das / was Paulus sagt: Wer böse ist / den stoß von dir                      hinauß.</p>
        <p>In Summa / in allen Straff- vnd Vnterweisungen müssen wir nichts thun auß Hoffart                      oder Vngedult / sondern sollen vnserm Nechsten gefallen zum guten / zur                      Besserung / das ist / wollen wir vnseren Nechsten bessern vnd zum guten führen /                      so müssen wir vns in allem also verhalten / daß er sehe / es komme auß Liebe /                      daß er ein gefallen an vns trage / vnd vns folgen könne: mit nichten aber sollen                      wir das für vnsern Ruhm achten / so wir vnsern Nechsten zu Schanden machen.</p>
        <p>Daß wir besagter massen mit Schwachen vmbgehen / seyn<note place="right">2. Causa.</note> wir schuldig / wie Paulus saget: Wir / die wir starck seyn                      / sollen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0055] muthwilligen Sündern / die keine Einrede leiden wollen. Dann etzliche seyn schwach im Glauben / etzliche seyn gebrechlich im Leben; beyde seyn zu vnterscheiden / von den muthwilligen Sündern / es sey im Glauben / oder im Leben. Die muthwillig sich falscher Lehr ergeben / die Warheit Gottes lästern / vnd halßstarrig / wider allen guten Vnterricht / darein verharren / die soll man meiden. Ehe man aber einen für halßstarrig außrufft / muß man zuvor an jhm mit Sanfftmuth gearbeitet haben: also muß mans auch machen mit denen / die halßstarrig verharren in einer Sünde vnd gott osem Wesen. Ehe man jhn aber als einen Gottlosen verwirfft / muß er mit Sanfftmuth ermahnet seyn. Es muß auch ein Vnterscheid gemacht werden darein / daß wir sehen / ob die Sünde schon offenbar vnd bekant sey / oder ob sie noch im verborgen ist. Durch offentliche bekante Sünde wird eine Gemeine öffentlich geärgert: Darumb wer öffentlich sündiget / muß auch öffentlich gestrafft werden. Wo aber einer im verborgen in eine Sünde gefallen / ob sie auch schwer ist / vnd er auch GOtt gelästert hätte / vnd solches nicht offenbar ist / solstu vielmehr arbeiten / daß du den Betrübten auff richtest / als daß du jhn offentlich zu Schanden machest. Merckestu aber / daß er halßstarrig ist / vnd noch recht darzu haben will / alsdenn brauch das / was Paulus sagt: Wer böse ist / den stoß von dir hinauß. In Summa / in allen Straff- vnd Vnterweisungen müssen wir nichts thun auß Hoffart oder Vngedult / sondern sollen vnserm Nechsten gefallen zum guten / zur Besserung / das ist / wollen wir vnseren Nechsten bessern vnd zum guten führen / so müssen wir vns in allem also verhalten / daß er sehe / es komme auß Liebe / daß er ein gefallen an vns trage / vnd vns folgen könne: mit nichten aber sollen wir das für vnsern Ruhm achten / so wir vnsern Nechsten zu Schanden machen. Daß wir besagter massen mit Schwachen vmbgehen / seyn wir schuldig / wie Paulus saget: Wir / die wir starck seyn / sollen 2. Causa.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/55
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/55>, abgerufen am 23.11.2024.