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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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Aber es ist Zeit daß wir kommen auff das Werck selbsten. Es2. Deseribuntur piorum actiones. finden sich in der Historia der Begräbnuß Christi vnderschiedliche Händel / die alle nach einander müssen absonderlich betrachtet werden. Vnter denen ist das erste / die Loßbittung.

Da sich niemand durffte deß gecreutzigten Jesus annemen / wagts Joseph / vnd gieng hinein zu Pilato / vnd bate / daß er möchte abnehmen den Leichnam JEsu. Der gottlose Heide / hatte vnter seiner Gewalt einen Schatz / grösser dann Himmel vnd Erd / den er nicht kennet; Joseph kennet jhn / er sihet zwar außwendig eine jämmerliche Gestalt / aber inwendig erkennet er eine grosse Hoheit. Darumb bittet er vmb den Leichnam JEsu.

Von Pilato wird gemeldet / erstlich / daß er sich verwundert habe / daß JEsus schon todt war. Dann die sonst gecreutziget wurden / pflegten so bald nicht zu sterben. Es ware die Cr utzigung ein langweilige Quale / daß die elende Leute offt am Creutz etzliche Tage gelebet; daher wurden Kriegsknecht verordnet zur Hut / damit die Vbelthäter sich nicht loß machten / oder von andern loß gemachet würden: Hierumb seynd auch den Schechern die Beine zerbrochen / daß sie deß zu ehe sturben / weil es des folgenden Tages ein groß Feyrtag war. Weil nun Pilatus nicht gewohnet war / daß ein Mensch durch die Creutzigung bald stürbe / verwunderter sich / wie er höret / daß JEsus so bald gestorben were.

Aber es war jhm die Vrsach deß Todtes Christi verborgen. Es tödteten Christum nicht die eusserliche Schmertzen / sondern seine Kräffte wurden durch die inwendige Seelenangst verzehret / daher kame die vnaußsprechliche grosse Ohnmacht am Oelberg. Nebenst dem zeuget vnser HErr JEsus beym Johanne am 10.Ioh. 10, 18. Niemand nimpt mein Leben von mir / sondern ich laß es von mir selber. Ich habe es Macht zu lassen / vnd habe es

Aber es ist Zeit daß wir kommen auff das Werck selbsten. Es2. Deseribũtur piorum actiones. finden sich in der Historia der Begräbnuß Christi vnderschiedliche Händel / die alle nach einander müssen absonderlich betrachtet werden. Vnter denen ist das erste / die Loßbittung.

Da sich niemand durffte deß gecreutzigten Jesus annemen / wagts Joseph / vnd gieng hinein zu Pilato / vnd bate / daß er möchte abnehmen den Leichnam JEsu. Der gottlose Heide / hatte vnter seiner Gewalt einen Schatz / grösser dann Himmel vnd Erd / den er nicht kennet; Joseph kennet jhn / er sihet zwar außwendig eine jämmerliche Gestalt / aber inwendig erkennet er eine grosse Hoheit. Darumb bittet er vmb den Leichnam JEsu.

Von Pilato wird gemeldet / erstlich / daß er sich verwundert habe / daß JEsus schon todt war. Dann die sonst gecreutziget wurden / pflegten so bald nicht zu sterben. Es ware die Cr utzigung ein langweilige Quale / daß die elende Leute offt am Creutz etzliche Tage gelebet; daher wurden Kriegsknecht verordnet zur Hut / damit die Vbelthäter sich nicht loß machten / oder von andern loß gemachet würden: Hierumb seynd auch den Schechern die Beine zerbrochen / daß sie deß zu ehe sturben / weil es des folgenden Tages ein groß Feyrtag war. Weil nun Pilatus nicht gewohnet war / daß ein Mensch durch die Creutzigung bald stürbe / verwunderter sich / wie er höret / daß JEsus so bald gestorben were.

Aber es war jhm die Vrsach deß Todtes Christi verborgen. Es tödteten Christum nicht die eusserliche Schmertzen / sondern seine Kräffte wurden durch die inwendige Seelenangst verzehret / daher kame die vnaußsprechliche grosse Ohnmacht am Oelberg. Nebenst dem zeuget vnser HErr JEsus beym Johanne am 10.Ioh. 10, 18. Niemand nimpt mein Leben von mir / sondern ich laß es von mir selber. Ich habe es Macht zu lassen / vnd habe es

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[577/0597] Aber es ist Zeit daß wir kommen auff das Werck selbsten. Es finden sich in der Historia der Begräbnuß Christi vnderschiedliche Händel / die alle nach einander müssen absonderlich betrachtet werden. Vnter denen ist das erste / die Loßbittung. 2. Deseribũtur piorum actiones. Da sich niemand durffte deß gecreutzigten Jesus annemen / wagts Joseph / vnd gieng hinein zu Pilato / vnd bate / daß er möchte abnehmen den Leichnam JEsu. Der gottlose Heide / hatte vnter seiner Gewalt einen Schatz / grösser dann Himmel vnd Erd / den er nicht kennet; Joseph kennet jhn / er sihet zwar außwendig eine jämmerliche Gestalt / aber inwendig erkennet er eine grosse Hoheit. Darumb bittet er vmb den Leichnam JEsu. Von Pilato wird gemeldet / erstlich / daß er sich verwundert habe / daß JEsus schon todt war. Dann die sonst gecreutziget wurden / pflegten so bald nicht zu sterben. Es ware die Cr utzigung ein langweilige Quale / daß die elende Leute offt am Creutz etzliche Tage gelebet; daher wurden Kriegsknecht verordnet zur Hut / damit die Vbelthäter sich nicht loß machten / oder von andern loß gemachet würden: Hierumb seynd auch den Schechern die Beine zerbrochen / daß sie deß zu ehe sturben / weil es des folgenden Tages ein groß Feyrtag war. Weil nun Pilatus nicht gewohnet war / daß ein Mensch durch die Creutzigung bald stürbe / verwunderter sich / wie er höret / daß JEsus so bald gestorben were. Aber es war jhm die Vrsach deß Todtes Christi verborgen. Es tödteten Christum nicht die eusserliche Schmertzen / sondern seine Kräffte wurden durch die inwendige Seelenangst verzehret / daher kame die vnaußsprechliche grosse Ohnmacht am Oelberg. Nebenst dem zeuget vnser HErr JEsus beym Johanne am 10. Niemand nimpt mein Leben von mir / sondern ich laß es von mir selber. Ich habe es Macht zu lassen / vnd habe es Ioh. 10, 18.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/597>, abgerufen am 22.11.2024.