Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.außgeruffen / vnd so berselbe geplaget worden / ist jhr Kunst gewesen / wann einer sich hat einbilden konnen; er leide nicht / sondern nur sein Blaßbalg vnd Kercker. Ist Thorheit; Der Mensch ist kein Stock / er muß freylich sein Leiden fühlen. So er aber darin warhafftige lebendige Frewde spüret (wie wir wissen / daß die heiligen Märtyrer mitten im Fewr vnd allerley Pein / mit Hertzenlust vnd Frewde gesungen haben) das kompt nicht auß Vernunfft vnd sinnlichem Trost / sondern auß einem andern Faß. Doch ist dieser Friede nicht allezeit gleich starck / hat sein abnchmen vnd Zunehmen. Das kompt daher / dieweil der Mensch sich nicht allzeit gleichwol zu GOtt hält. Denn kehre dich wohin du wilst / kehrestu dich nicht zu GOtt / findestu keine Ruhe. Denn wie niemand kan erwärmet werden / es sey denn daß er sich zum Fewer halte / also kan niemand Frieden in der Seelen haben / es sey dann daß er sich zu GOtt halte. Denn ich setze / du wollest in allem mit deinem GOtt nicht friedlich seyn / sondern in einem dinge auch noch deinem Kopff haben / so ist der Grund deß Friedens zerstöret / denn es muß doch dem Menschen nach seinem Kopff nicht gehen. Nun stehet aber der Mensch / so lang er auff Erden lebt / zwischen GOtt vnd Welt / zwischen Himmel vnd Erden / vnd wird zu beydeu seiten gezogen. Da gehet es vns wie Wandersleuten; wie näher sie zu einer Statt kommen / wie weiter von der andern; vnd wie den Vögeln / wie höher sie über der Erden fliehen / wie näher dem Himmel. Wie näher wir mit vnserm fleischlichen Sinne vns zur Welt halten / wie weiter wir kommen vom Himmel / von Gott vnd von der edlen Ruhe der Seelen. Wäre es / daß der Mensch sich bloß vnd allein zu Gott vnd seinem heiligen Willen hielte / vnd seinem eignen sinnlichen fleischlichen Willen absagte / wie wir drumb bitten / wann wir beten: Dein Will geschehe; so hätten wir stoltze stetige Ruhe in Gott. Dieses göttlichen Friedens Eigenschafft ist / daß er vnsere Hertzen vnd Sinne erhalte in Christo Jesu. Wann in der außgeruffen / vnd so berselbe geplaget worden / ist jhr Kunst gewesen / wann einer sich hat einbilden konnen; er leide nicht / sondern nur sein Blaßbalg vnd Kercker. Ist Thorheit; Der Mensch ist kein Stock / er muß freylich sein Leiden fühlen. So er aber darin warhafftige lebendige Frewde spüret (wie wir wissen / daß die heiligen Märtyrer mitten im Fewr vnd allerley Pein / mit Hertzenlust vnd Frewde gesungen haben) das kompt nicht auß Vernunfft vnd sinnlichem Trost / sondern auß einem andern Faß. Doch ist dieser Friede nicht allezeit gleich starck / hat sein abnchmen vnd Zunehmen. Das kompt daher / dieweil der Mensch sich nicht allzeit gleichwol zu GOtt hält. Denn kehre dich wohin du wilst / kehrestu dich nicht zu GOtt / findestu keine Ruhe. Denn wie niemand kan erwärmet werden / es sey denn daß er sich zum Fewer halte / also kan niemand Frieden in der Seelen haben / es sey dann daß er sich zu GOtt halte. Denn ich setze / du wollest in allem mit deinem GOtt nicht friedlich seyn / sondern in einem dinge auch noch deinem Kopff haben / so ist der Grund deß Friedens zerstöret / denn es muß doch dem Menschen nach seinem Kopff nicht gehen. Nun stehet aber der Mensch / so lang er auff Erden lebt / zwischen GOtt vnd Welt / zwischen Himmel vnd Erden / vnd wird zu beydeu seiten gezogen. Da gehet es vns wie Wandersleuten; wie näher sie zu einer Statt kommen / wie weiter von der andern; vnd wie den Vögeln / wie höher sie über der Erden fliehen / wie näher dem Himmel. Wie näher wir mit vnserm fleischlichen Sinne vns zur Welt halten / wie weiter wir kommen vom Himmel / von Gott vnd von der edlen Ruhe der Seelen. Wäre es / daß der Mensch sich bloß vnd allein zu Gott vnd seinem heiligen Willen hielte / vnd seinem eignen sinnlichen fleischlichen Willen absagte / wie wir drumb bitten / wann wir beten: Dein Will geschehe; so hätten wir stoltze stetige Ruhe in Gott. Dieses göttlichen Friedens Eigenschafft ist / daß er vnsere Hertzen vnd Sinne erhalte in Christo Jesu. Wann in der <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0087" n="67"/> außgeruffen / vnd so berselbe geplaget worden / ist jhr Kunst gewesen / wann einer sich hat einbilden konnen; er leide nicht / sondern nur sein Blaßbalg vnd Kercker. Ist Thorheit; Der Mensch ist kein Stock / er muß freylich sein Leiden fühlen. So er aber darin warhafftige lebendige Frewde spüret (wie wir wissen / daß die heiligen Märtyrer mitten im Fewr vnd allerley Pein / mit Hertzenlust vnd Frewde gesungen haben) das kompt nicht auß Vernunfft vnd sinnlichem Trost / sondern auß einem andern Faß.</p> <p>Doch ist dieser Friede nicht allezeit gleich starck / hat sein abnchmen vnd Zunehmen. Das kompt daher / dieweil der Mensch sich nicht allzeit gleichwol zu GOtt hält. Denn kehre dich wohin du wilst / kehrestu dich nicht zu GOtt / findestu keine Ruhe. Denn wie niemand kan erwärmet werden / es sey denn daß er sich zum Fewer halte / also kan niemand Frieden in der Seelen haben / es sey dann daß er sich zu GOtt halte. Denn ich setze / du wollest in allem mit deinem GOtt nicht friedlich seyn / sondern in einem dinge auch noch deinem Kopff haben / so ist der Grund deß Friedens zerstöret / denn es muß doch dem Menschen nach seinem Kopff nicht gehen. Nun stehet aber der Mensch / so lang er auff Erden lebt / zwischen GOtt vnd Welt / zwischen Himmel vnd Erden / vnd wird zu beydeu seiten gezogen. Da gehet es vns wie Wandersleuten; wie näher sie zu einer Statt kommen / wie weiter von der andern; vnd wie den Vögeln / wie höher sie über der Erden fliehen / wie näher dem Himmel. Wie näher wir mit vnserm fleischlichen Sinne vns zur Welt halten / wie weiter wir kommen vom Himmel / von Gott vnd von der edlen Ruhe der Seelen. Wäre es / daß der Mensch sich bloß vnd allein zu Gott vnd seinem heiligen Willen hielte / vnd seinem eignen sinnlichen fleischlichen Willen absagte / wie wir drumb bitten / wann wir beten: Dein Will geschehe; so hätten wir stoltze stetige Ruhe in Gott.</p> <p>Dieses göttlichen Friedens Eigenschafft ist / daß er vnsere Hertzen vnd Sinne erhalte in Christo Jesu. Wann in der </p> </div> </body> </text> </TEI> [67/0087]
außgeruffen / vnd so berselbe geplaget worden / ist jhr Kunst gewesen / wann einer sich hat einbilden konnen; er leide nicht / sondern nur sein Blaßbalg vnd Kercker. Ist Thorheit; Der Mensch ist kein Stock / er muß freylich sein Leiden fühlen. So er aber darin warhafftige lebendige Frewde spüret (wie wir wissen / daß die heiligen Märtyrer mitten im Fewr vnd allerley Pein / mit Hertzenlust vnd Frewde gesungen haben) das kompt nicht auß Vernunfft vnd sinnlichem Trost / sondern auß einem andern Faß.
Doch ist dieser Friede nicht allezeit gleich starck / hat sein abnchmen vnd Zunehmen. Das kompt daher / dieweil der Mensch sich nicht allzeit gleichwol zu GOtt hält. Denn kehre dich wohin du wilst / kehrestu dich nicht zu GOtt / findestu keine Ruhe. Denn wie niemand kan erwärmet werden / es sey denn daß er sich zum Fewer halte / also kan niemand Frieden in der Seelen haben / es sey dann daß er sich zu GOtt halte. Denn ich setze / du wollest in allem mit deinem GOtt nicht friedlich seyn / sondern in einem dinge auch noch deinem Kopff haben / so ist der Grund deß Friedens zerstöret / denn es muß doch dem Menschen nach seinem Kopff nicht gehen. Nun stehet aber der Mensch / so lang er auff Erden lebt / zwischen GOtt vnd Welt / zwischen Himmel vnd Erden / vnd wird zu beydeu seiten gezogen. Da gehet es vns wie Wandersleuten; wie näher sie zu einer Statt kommen / wie weiter von der andern; vnd wie den Vögeln / wie höher sie über der Erden fliehen / wie näher dem Himmel. Wie näher wir mit vnserm fleischlichen Sinne vns zur Welt halten / wie weiter wir kommen vom Himmel / von Gott vnd von der edlen Ruhe der Seelen. Wäre es / daß der Mensch sich bloß vnd allein zu Gott vnd seinem heiligen Willen hielte / vnd seinem eignen sinnlichen fleischlichen Willen absagte / wie wir drumb bitten / wann wir beten: Dein Will geschehe; so hätten wir stoltze stetige Ruhe in Gott.
Dieses göttlichen Friedens Eigenschafft ist / daß er vnsere Hertzen vnd Sinne erhalte in Christo Jesu. Wann in der
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