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Lütkemann, Joachim: Der frommen Kinder Gottes Zeitliches Leiden und ewige Herrligkeit ... Braunschweig, 1654.

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uns die künfftige Herrligkeit völlig wieder erworben ist / woraus dann erscheinet / daß der Apostel in unserm Text von diesem Leyden unsers Heylandes nicht rede / da er spricht: Ich halte es dafür / daß dieser Zeit Leyden der Herrligkeit nicht wehrt sey / die an uns sol offenbahret werden; sondern es verstehet allhie der Apostel ein solches Leyden / welches uns Menschen trifft / und zwar in dieser Zeit / weil wir unsere Walfahrt in dieser Welt / in diesem zeitlichen Leben führen; daher ers auch ein Leyden dieser Zeit nennet. Jedoch müssen wir durch dieses Leyden nicht alles und jedes Leyden verstehen / welches etwa einen Menschen in diesem Leben übergehen möchte; dann da müssen die muhtwilligen groben Sünder / die Diebe / Mörder / Räuber / und andere Ubelthäter billich die zeitliche Lebensstraffe leyden und außstehen / womit sie von der weltlichen Obrigkeit nach GOttes Befehl abgestraffet werden; vor welches Leyden wir und ein jeder Christ sich fleissig hüten sol / wie uns Petrus vermahnet / da er in seiner ersten Epistel Cap. IV, 15. spricht: Niemand unter euch leyde als ein Mörder / oder Dieb / oder Ubelthäter / oder der in ein frembd Ampt greiffet. Ist so viel gesagt: Wir sollen uns vor solche und dergleichen Ubelthaten hüten / damit wir nicht solches Leyden über uns bringen. Aber / wie gesagt / von solchem Leyden / welches man wegen der Ubelthat aus zwang über sich nehmen muß / redet unser Apostel nicht / wann er kurtz vor den abgelesenen Worten spricht: Wir müssen mit Christo leyden / auff daß wir auch mit zur Herrligkeit erhaben werden. Sondern diese Leyden sind es / welche einem gläubigen frommen Christen in dieser Zeit / in diesem Leben zufallen und aufferlegt werden. Diese Leyden sind es / von welchen König David Psalm XXXIV, 20. spricht: Der Gerechte muß viel leyden. Davon der fromme Assaph Psalm LXXVII. redet / da er V. 11 spricht: Ich muß das ley-

uns die künfftige Herrligkeit völlig wieder erworben ist / woraus dann erscheinet / daß der Apostel in unserm Text von diesem Leyden unsers Heylandes nicht rede / da er spricht: Ich halte es dafür / daß dieser Zeit Leyden der Herrligkeit nicht wehrt sey / die an uns sol offenbahret werden; sondern es verstehet allhie der Apostel ein solches Leyden / welches uns Menschen trifft / und zwar in dieser Zeit / weil wir unsere Walfahrt in dieser Welt / in diesem zeitlichen Leben führen; daher ers auch ein Leyden dieser Zeit nennet. Jedoch müssen wir durch dieses Leyden nicht alles und jedes Leyden verstehen / welches etwa einen Menschen in diesem Leben übergehen möchte; dann da müssen die muhtwilligen groben Sünder / die Diebe / Mörder / Räuber / und andere Ubelthäter billich die zeitliche Lebensstraffe leyden und außstehen / womit sie von der weltlichen Obrigkeit nach GOttes Befehl abgestraffet werden; vor welches Leyden wir und ein jeder Christ sich fleissig hüten sol / wie uns Petrus vermahnet / da er in seiner ersten Epistel Cap. IV, 15. spricht: Niemand unter euch leyde als ein Mörder / oder Dieb / oder Ubelthäter / oder der in ein frembd Ampt greiffet. Ist so viel gesagt: Wir sollen uns vor solche und dergleichen Ubelthaten hüten / damit wir nicht solches Leyden über uns bringen. Aber / wie gesagt / von solchem Leyden / welches man wegen der Ubelthat aus zwang über sich nehmen muß / redet unser Apostel nicht / wann er kurtz vor den abgelesenen Worten spricht: Wir müssen mit Christo leyden / auff daß wir auch mit zur Herrligkeit erhaben werden. Sondern diese Leyden sind es / welche einem gläubigen frommen Christen in dieser Zeit / in diesem Leben zufallen und aufferlegt werden. Diese Leyden sind es / von welchen König David Psalm XXXIV, 20. spricht: Der Gerechte muß viel leyden. Davon der fromme Assaph Psalm LXXVII. redet / da er V. 11 spricht: Ich muß das ley-

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                     spricht: Ich halte es dafür / daß dieser Zeit Leyden der Herrligkeit nicht wehrt
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                     weil wir unsere Walfahrt in dieser Welt / in diesem zeitlichen Leben führen;
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                     Dieb / oder Ubelthäter / oder der in ein frembd Ampt greiffet. Ist so viel
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[0011] uns die künfftige Herrligkeit völlig wieder erworben ist / woraus dann erscheinet / daß der Apostel in unserm Text von diesem Leyden unsers Heylandes nicht rede / da er spricht: Ich halte es dafür / daß dieser Zeit Leyden der Herrligkeit nicht wehrt sey / die an uns sol offenbahret werden; sondern es verstehet allhie der Apostel ein solches Leyden / welches uns Menschen trifft / und zwar in dieser Zeit / weil wir unsere Walfahrt in dieser Welt / in diesem zeitlichen Leben führen; daher ers auch ein Leyden dieser Zeit nennet. Jedoch müssen wir durch dieses Leyden nicht alles und jedes Leyden verstehen / welches etwa einen Menschen in diesem Leben übergehen möchte; dann da müssen die muhtwilligen groben Sünder / die Diebe / Mörder / Räuber / und andere Ubelthäter billich die zeitliche Lebensstraffe leyden und außstehen / womit sie von der weltlichen Obrigkeit nach GOttes Befehl abgestraffet werden; vor welches Leyden wir und ein jeder Christ sich fleissig hüten sol / wie uns Petrus vermahnet / da er in seiner ersten Epistel Cap. IV, 15. spricht: Niemand unter euch leyde als ein Mörder / oder Dieb / oder Ubelthäter / oder der in ein frembd Ampt greiffet. Ist so viel gesagt: Wir sollen uns vor solche und dergleichen Ubelthaten hüten / damit wir nicht solches Leyden über uns bringen. Aber / wie gesagt / von solchem Leyden / welches man wegen der Ubelthat aus zwang über sich nehmen muß / redet unser Apostel nicht / wann er kurtz vor den abgelesenen Worten spricht: Wir müssen mit Christo leyden / auff daß wir auch mit zur Herrligkeit erhaben werden. Sondern diese Leyden sind es / welche einem gläubigen frommen Christen in dieser Zeit / in diesem Leben zufallen und aufferlegt werden. Diese Leyden sind es / von welchen König David Psalm XXXIV, 20. spricht: Der Gerechte muß viel leyden. Davon der fromme Assaph Psalm LXXVII. redet / da er V. 11 spricht: Ich muß das ley-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Der frommen Kinder Gottes Zeitliches Leiden und ewige Herrligkeit ... Braunschweig, 1654, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_leiden_1654/11>, abgerufen am 06.05.2024.