Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

senPsal. 16, 11. zu deiner Rechten ewiglich. Die Kinder der Menschen Ps. 36, 9.werden truncken von den reichen Gütern deines Hauses / und du tränckest sie mit Wollust als mit einen Strom. Da wird ersätigt werden alles was in mir ein Verlangen haben kan. Wie GOtt schawen den unersätlichen Verstand ersätigt / also ersätigt den unersätlichen Willen / GOtt sichtbarlich Besitzen / und des Reichthums seiner Gütigkeit völlig geniessen. Wenn werde ich dahin kommen / daß ich erscheine für deinem Angesicht? Wie viel hundert tausend sehliger Geister werden mich umfangen / wenn ich dahin komme? Wie frölich werden sie über meiner Ankunfft seyn? Ists wahr was der HErr spricht / daß die Engele im Himmel sich frewen über einen Sünder der Busse thut; So ists auch für wahr zu halten / daß sich der Himmel frewen werde / wenn ein armer Sünder seinen Kampf vollendet hat / und gekrönet wird. Wol mir / wenn ich mit solchen heiligen Hauffen für GOttes Angesicht stehen möge.

Pars 2. exponit si tim, & desiderij modum.

WAs das hochgewünschte Gut sey / darnach der Seelen dürstet / haben wir gesehen / wir müssen auch etwas reden / von der Art des geistlichen Durstes / was für ein Durst und Verlangen die glänbigen Seelen nach GOtt tragen. Der heiliger Geist stellet uns ein Bild für aus der Natur / nemlich einen Hirsch der nach frischen Wasser schreyet. Ein Hirsch hat sein Auffenthalt in der Einöd / alda vornemlich in den heissen Ländern wenig Wasser zu finden / daher er mit grossen Geschrey Wasser zu suchen in der Hitz getrieben wird / noch mehr wenn er von Hunden und Jägern gejaget und abgemattet ist. Man sagt auch daß er seinen Leib zu reinigen Schlangen fresse / und mit den Oden seiner Nase aus den Löchern zu sich ziehe / hernach aber von der Schlangen Gifft angezündet / ängstiglich herum läufft nach frischen kühlen Wasser. Wir haben warlich

senPsal. 16, 11. zu deiner Rechten ewiglich. Die Kinder der Menschen Ps. 36, 9.werden truncken von den reichen Gütern deines Hauses / und du tränckest sie mit Wollust als mit einen Strom. Da wird ersätigt werden alles was in mir ein Verlangen haben kan. Wie GOtt schawen den unersätlichen Verstand ersätigt / also ersätigt den unersätlichen Willen / GOtt sichtbarlich Besitzen / und des Reichthums seiner Gütigkeit völlig geniessen. Wenn werde ich dahin kommen / daß ich erscheine für deinem Angesicht? Wie viel hundert tausend sehliger Geister werden mich umfangen / wenn ich dahin komme? Wie frölich werden sie über meiner Ankunfft seyn? Ists wahr was der HErr spricht / daß die Engele im Himmel sich frewen über einen Sünder der Busse thut; So ists auch für wahr zu halten / daß sich der Himmel frewen werde / wenn ein armer Sünder seinen Kampf vollendet hat / und gekrönet wird. Wol mir / wenn ich mit solchen heiligen Hauffen für GOttes Angesicht stehen möge.

Pars 2. exponit si tim, & desiderij modum.

WAs das hochgewünschte Gut sey / darnach der Seelen dürstet / haben wir gesehen / wir müssen auch etwas reden / von der Art des geistlichen Durstes / was für ein Durst und Verlangen die glänbigen Seelen nach GOtt tragen. Der heiliger Geist stellet uns ein Bild für aus der Natur / nemlich einen Hirsch der nach frischen Wasser schreyet. Ein Hirsch hat sein Auffenthalt in der Einöd / alda vornemlich in den heissen Ländern wenig Wasser zu finden / daher er mit grossen Geschrey Wasser zu suchen in der Hitz getrieben wird / noch mehr wenn er von Hunden und Jägern gejaget und abgemattet ist. Man sagt auch daß er seinen Leib zu reinigen Schlangen fresse / und mit den Oden seiner Nase aus den Löchern zu sich ziehe / hernach aber von der Schlangen Gifft angezündet / ängstiglich herum läufft nach frischen kühlen Wasser. Wir haben warlich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0018" n="12"/>
sen<note place="right">Psal. 16, 11.</note> zu deiner Rechten ewiglich. Die Kinder der Menschen
                         <note place="left">Ps. 36, 9.</note>werden truncken von den reichen
                     Gütern deines Hauses / und du tränckest sie mit Wollust als mit einen Strom. Da
                     wird ersätigt werden alles was in mir ein Verlangen haben kan. Wie GOtt schawen
                     den unersätlichen Verstand ersätigt / also ersätigt den unersätlichen Willen /
                     GOtt sichtbarlich Besitzen / und des Reichthums seiner Gütigkeit völlig
                     geniessen. Wenn werde ich dahin kommen / daß ich erscheine für deinem Angesicht?
                     Wie viel hundert tausend sehliger Geister werden mich umfangen / wenn ich dahin
                     komme? Wie frölich werden sie über meiner Ankunfft seyn? Ists wahr was der HErr
                     spricht / daß die Engele im Himmel sich frewen über einen Sünder der Busse thut;
                     So ists auch für wahr zu halten / daß sich der Himmel frewen werde / wenn ein
                     armer Sünder seinen Kampf vollendet hat / und gekrönet wird. Wol mir / wenn ich
                     mit solchen heiligen Hauffen für GOttes Angesicht stehen möge.</p>
        <note place="left">Pars 2. exponit si tim, &amp; desiderij modum.</note>
        <p>WAs das hochgewünschte Gut sey / darnach der Seelen dürstet / haben wir gesehen /
                     wir müssen auch etwas reden / von der Art des geistlichen Durstes / was für ein
                     Durst und Verlangen die glänbigen Seelen nach GOtt tragen. Der heiliger Geist
                     stellet uns ein Bild für aus der Natur / nemlich einen Hirsch der nach frischen
                     Wasser schreyet. Ein Hirsch hat sein Auffenthalt in der Einöd / alda vornemlich
                     in den heissen Ländern wenig Wasser zu finden / daher er mit grossen Geschrey
                     Wasser zu suchen in der Hitz getrieben wird / noch mehr wenn er von Hunden und
                     Jägern gejaget und abgemattet ist. Man sagt auch daß er seinen Leib zu reinigen
                     Schlangen fresse / und mit den Oden seiner Nase aus den Löchern zu sich ziehe /
                     hernach aber von der Schlangen Gifft angezündet / ängstiglich herum läufft nach
                     frischen kühlen Wasser. Wir haben warlich
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0018] sen zu deiner Rechten ewiglich. Die Kinder der Menschen werden truncken von den reichen Gütern deines Hauses / und du tränckest sie mit Wollust als mit einen Strom. Da wird ersätigt werden alles was in mir ein Verlangen haben kan. Wie GOtt schawen den unersätlichen Verstand ersätigt / also ersätigt den unersätlichen Willen / GOtt sichtbarlich Besitzen / und des Reichthums seiner Gütigkeit völlig geniessen. Wenn werde ich dahin kommen / daß ich erscheine für deinem Angesicht? Wie viel hundert tausend sehliger Geister werden mich umfangen / wenn ich dahin komme? Wie frölich werden sie über meiner Ankunfft seyn? Ists wahr was der HErr spricht / daß die Engele im Himmel sich frewen über einen Sünder der Busse thut; So ists auch für wahr zu halten / daß sich der Himmel frewen werde / wenn ein armer Sünder seinen Kampf vollendet hat / und gekrönet wird. Wol mir / wenn ich mit solchen heiligen Hauffen für GOttes Angesicht stehen möge. Psal. 16, 11. Ps. 36, 9. WAs das hochgewünschte Gut sey / darnach der Seelen dürstet / haben wir gesehen / wir müssen auch etwas reden / von der Art des geistlichen Durstes / was für ein Durst und Verlangen die glänbigen Seelen nach GOtt tragen. Der heiliger Geist stellet uns ein Bild für aus der Natur / nemlich einen Hirsch der nach frischen Wasser schreyet. Ein Hirsch hat sein Auffenthalt in der Einöd / alda vornemlich in den heissen Ländern wenig Wasser zu finden / daher er mit grossen Geschrey Wasser zu suchen in der Hitz getrieben wird / noch mehr wenn er von Hunden und Jägern gejaget und abgemattet ist. Man sagt auch daß er seinen Leib zu reinigen Schlangen fresse / und mit den Oden seiner Nase aus den Löchern zu sich ziehe / hernach aber von der Schlangen Gifft angezündet / ängstiglich herum läufft nach frischen kühlen Wasser. Wir haben warlich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652/18
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652/18>, abgerufen am 21.11.2024.