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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 34. Psalm


Rath Davids/ wie er dieser Gefahr zu entflie-
hen gedencket. Da findet sich zweyerley/ eines ist
ein Außwendiges/ das ander ist ein Inwendi-
ges. Das Außwendige ist/ daß er seine Geber-
de verstellet/ das Inwendige ist/ daß er in der
Angst zu Gott betet. Denn das können die
Heiligen/ wenn sie schon äusserlich etwas anders
fürhaben/ können sie doch innerlich beten. Wenn
Moses für dem rothen Meer mit den bedreng-
ten Israeliten redet/ schreiet er inwendig zu dem
HErrn. Exod. 14. v. 15. Da Nehemias für der
Taffel deß grossen Königes Arthasasta stund/
und mit ihm von dem Zustand der heiligen
Stadt Jerusalem redet/ betet er innerlich zu
GOtt dem HErrn im Himmel.

Ich wil hie nicht disputiren/ ob David recht
oder unrecht dran gethan/ daß er fremde Geber-
de an sich genommen/ und sich als ein Unsinniger
gestellet. Wir wissen/ daß auch heilige Leute
leichtlich sich versehen/ und sich nicht geuug für-
sehen können im Thun und Reden: Grosse
Leute fehlen auch.
Psal. 62. v. 10. Abraham
hats auch fort so wohl nicht getroffen/ da er auß
unzeitiger Furcht sein Weib die Saram ver-
leugnete. Gen. 12. v. 13. Allermeist gerathen die
Heiligen in Thorheit/ wenn sie mit David nach
Gath kommen. Gath heisset eine Kelter. Wenn

wir

über den 34. Pſalm


Rath Davids/ wie er dieſer Gefahr zu entflie-
hen gedencket. Da findet ſich zweyerley/ eines iſt
ein Außwendiges/ das ander iſt ein Inwendi-
ges. Das Außwendige iſt/ daß er ſeine Geber-
de verſtellet/ das Inwendige iſt/ daß er in der
Angſt zu Gott betet. Denn das können die
Heiligen/ wenn ſie ſchon äuſſerlich etwas anders
fürhaben/ können ſie doch innerlich beten. Weñ
Moſes für dem rothen Meer mit den bedreng-
ten Iſraeliten redet/ ſchreiet er inwendig zu dem
HErrn. Exod. 14. v. 15. Da Nehemias für der
Taffel deß groſſen Königes Arthaſaſta ſtund/
und mit ihm von dem Zuſtand der heiligen
Stadt Jeruſalem redet/ betet er innerlich zu
GOtt dem HErrn im Himmel.

Ich wil hie nicht diſputiren/ ob David recht
oder unrecht dran gethan/ daß er fremde Geber-
de an ſich genommen/ und ſich als ein Unſinniger
geſtellet. Wir wiſſen/ daß auch heilige Leute
leichtlich ſich verſehen/ und ſich nicht geuug für-
ſehen können im Thun und Reden: Groſſe
Leute fehlen auch.
Pſal. 62. v. 10. Abraham
hats auch fort ſo wohl nicht getroffen/ da er auß
unzeitiger Furcht ſein Weib die Saram ver-
leugnete. Gen. 12. v. 13. Allermeiſt gerathen die
Heiligen in Thorheit/ wenn ſie mit David nach
Gath kommen. Gath heiſſet eine Kelter. Wenn

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[94/0117] über den 34. Pſalm Rath Davids/ wie er dieſer Gefahr zu entflie- hen gedencket. Da findet ſich zweyerley/ eines iſt ein Außwendiges/ das ander iſt ein Inwendi- ges. Das Außwendige iſt/ daß er ſeine Geber- de verſtellet/ das Inwendige iſt/ daß er in der Angſt zu Gott betet. Denn das können die Heiligen/ wenn ſie ſchon äuſſerlich etwas anders fürhaben/ können ſie doch innerlich beten. Weñ Moſes für dem rothen Meer mit den bedreng- ten Iſraeliten redet/ ſchreiet er inwendig zu dem HErrn. Exod. 14. v. 15. Da Nehemias für der Taffel deß groſſen Königes Arthaſaſta ſtund/ und mit ihm von dem Zuſtand der heiligen Stadt Jeruſalem redet/ betet er innerlich zu GOtt dem HErrn im Himmel. Ich wil hie nicht diſputiren/ ob David recht oder unrecht dran gethan/ daß er fremde Geber- de an ſich genommen/ und ſich als ein Unſinniger geſtellet. Wir wiſſen/ daß auch heilige Leute leichtlich ſich verſehen/ und ſich nicht geuug für- ſehen können im Thun und Reden: Groſſe Leute fehlen auch. Pſal. 62. v. 10. Abraham hats auch fort ſo wohl nicht getroffen/ da er auß unzeitiger Furcht ſein Weib die Saram ver- leugnete. Gen. 12. v. 13. Allermeiſt gerathen die Heiligen in Thorheit/ wenn ſie mit David nach Gath kommen. Gath heiſſet eine Kelter. Wenn wir

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/117>, abgerufen am 24.11.2024.