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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 34. Psalm


denckt/ was die Gott-liebende Seele spricht im
84. Psalm v. 11. Ein Tag in deinen Vorhö-
fen ist besser denn sonst tausend.
Ich setze/ ei-
ner habe tausend Jahr zubracht in aller Freude/
so viel die Welt geben kan/ und ein ander habe/
einen Tag über/ sich recht im HErrn erfreuet/
da ist die Frage/ wem es zum besten ergangen?
Gläuben wir dem heiligen Geist/ so lehret uns
derselbe also urtheilen; Ein Tag in den Vor-
höfen deß HErrn ist besser denn sonst tau-
send.
So bestehet nun das gute Leben nicht in
Müssiggang und fleischlichen Wohlergehen/ es
betrifft das Gewissen/ die Seele und den inwen-
digen wieder gebohrnen Menschen/ und bestehet
darinn/ wann das Gewissen ruhig und stille ist/
und das Hertz frölich in GOtt; mit wenigen;
Fried und Ruh in GOtt ist das rechte gute Le-
ben/ wie auch Salomon einen guten Muth nen-
net ein täglich Wolleben. Prov. 15, 15.

Ein wunderlich Ding ist es/ ein ieglicher hat
gerne gute Tage/ und seynd dennoch wenig/ die
es recht begehren/ daß auch der heilige Geist
muß nachfragen; Wer ist der gut Leben begeh-
ret? und gerne gute Tage hätte? Die thörichte
Leute wollen wohl gute Tage haben/ wollen sich
aber darnach nicht halten. Eben wie einer ger-
ne wolte gesund seyn/ und doch seine Gesundheit

nicht

über den 34. Pſalm


denckt/ was die Gott-liebende Seele ſpricht im
84. Pſalm v. 11. Ein Tag in deinen Vorhö-
fen iſt beſſer denn ſonſt tauſend.
Ich ſetze/ ei-
ner habe tauſend Jahr zubracht in aller Freude/
ſo viel die Welt geben kan/ und ein ander habe/
einen Tag über/ ſich recht im HErrn erfreuet/
da iſt die Frage/ wem es zum beſten ergangen?
Gläuben wir dem heiligen Geiſt/ ſo lehret uns
derſelbe alſo urtheilen; Ein Tag in den Vor-
höfen deß HErrn iſt beſſer denn ſonſt tau-
ſend.
So beſtehet nun das gute Leben nicht in
Müſſiggang und fleiſchlichen Wohlergehen/ es
betrifft das Gewiſſen/ die Seele und den inwen-
digen wieder gebohrnen Menſchen/ und beſtehet
darinn/ wann das Gewiſſen ruhig und ſtille iſt/
und das Hertz frölich in GOtt; mit wenigen;
Fried und Ruh in GOtt iſt das rechte gute Le-
ben/ wie auch Salomon einen guten Muth nen-
net ein täglich Wolleben. Prov. 15, 15.

Ein wunderlich Ding iſt es/ ein ieglicher hat
gerne gute Tage/ und ſeynd dennoch wenig/ die
es recht begehren/ daß auch der heilige Geiſt
muß nachfragen; Wer iſt der gut Leben begeh-
ret? und gerne gute Tage hätte? Die thörichte
Leute wollen wohl gute Tage haben/ wollen ſich
aber darnach nicht halten. Eben wie einer ger-
ne wolte geſund ſeyn/ und doch ſeine Geſundheit

nicht
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[146/0169] über den 34. Pſalm denckt/ was die Gott-liebende Seele ſpricht im 84. Pſalm v. 11. Ein Tag in deinen Vorhö- fen iſt beſſer denn ſonſt tauſend. Ich ſetze/ ei- ner habe tauſend Jahr zubracht in aller Freude/ ſo viel die Welt geben kan/ und ein ander habe/ einen Tag über/ ſich recht im HErrn erfreuet/ da iſt die Frage/ wem es zum beſten ergangen? Gläuben wir dem heiligen Geiſt/ ſo lehret uns derſelbe alſo urtheilen; Ein Tag in den Vor- höfen deß HErrn iſt beſſer denn ſonſt tau- ſend. So beſtehet nun das gute Leben nicht in Müſſiggang und fleiſchlichen Wohlergehen/ es betrifft das Gewiſſen/ die Seele und den inwen- digen wieder gebohrnen Menſchen/ und beſtehet darinn/ wann das Gewiſſen ruhig und ſtille iſt/ und das Hertz frölich in GOtt; mit wenigen; Fried und Ruh in GOtt iſt das rechte gute Le- ben/ wie auch Salomon einen guten Muth nen- net ein täglich Wolleben. Prov. 15, 15. Ein wunderlich Ding iſt es/ ein ieglicher hat gerne gute Tage/ und ſeynd dennoch wenig/ die es recht begehren/ daß auch der heilige Geiſt muß nachfragen; Wer iſt der gut Leben begeh- ret? und gerne gute Tage hätte? Die thörichte Leute wollen wohl gute Tage haben/ wollen ſich aber darnach nicht halten. Eben wie einer ger- ne wolte geſund ſeyn/ und doch ſeine Geſundheit nicht

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/169>, abgerufen am 21.11.2024.