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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 34. Psalm


ruhsames seliges Leben zu erlangen in dieser
Welt. Der Welt-Hauffe meint/ es stehe wohl
um ihr/ wann sie durch List und Betrug/ durch
Macht und Gewalt und andere Künste können
die Oberhand haben/ ohn alles Ansehen der
GOttesfurcht; Solche Künste werden in der
Schul deß heiligen Geistes verworffen; Allda
GOttesfurcht der Weißheit Anfang ist/ und
der Grund zu guten Tagen. Wann der heilige
Geist uns gelehret hätte/ wo man solte Gold
finden/ würden wir wühlen und graben/ solten
wir auch eine Meile in die Erde graben. Nun
lehret uns aber der heilige Geist etwas finden/
das köstlicher als Gold ist/ ein ruhiges seliges Le-
ben. Es seyd der bösen Tage genug auff Er-
den/ doch sey GOtt Lob/ daß noch ein Mittel ist
zu guten Tagen. Du möchtest sagen/ es ist die
Kunst deß heiligen Geistes in der Ubung gar
schwer. Es ist nicht ohne/ hie must du die gant-
ze Natur umkehren; doch der Jesum hat können
von den Todten aufferwecken/ kan auch dir nach
dem inwendigen Menschen Krafft geben/ dem
zufolgen/ was der Geist lehret. Darum trach-
te zum ersten nach einem auffrichtigen Hertzen
für GOtt und der Welt/ hernach weiche von al-
lem Bösen/ und befleissige dich nur gutes zu
thun/ damit verhütest du/ so viel an dir ist/ daß du

keine

über den 34. Pſalm


ruhſames ſeliges Leben zu erlangen in dieſer
Welt. Der Welt-Hauffe meint/ es ſtehe wohl
um ihr/ wann ſie durch Liſt und Betrug/ durch
Macht und Gewalt und andere Künſte können
die Oberhand haben/ ohn alles Anſehen der
GOttesfurcht; Solche Künſte werden in der
Schul deß heiligen Geiſtes verworffen; Allda
GOttesfurcht der Weißheit Anfang iſt/ und
der Grund zu guten Tagen. Wann der heilige
Geiſt uns gelehret hätte/ wo man ſolte Gold
finden/ würden wir wühlen und graben/ ſolten
wir auch eine Meile in die Erde graben. Nun
lehret uns aber der heilige Geiſt etwas finden/
das köſtlicher als Gold iſt/ ein ruhiges ſeliges Le-
ben. Es ſeyd der böſen Tage genug auff Er-
den/ doch ſey GOtt Lob/ daß noch ein Mittel iſt
zu guten Tagen. Du möchteſt ſagen/ es iſt die
Kunſt deß heiligen Geiſtes in der Ubung gar
ſchwer. Es iſt nicht ohne/ hie muſt du die gant-
ze Natur umkehren; doch der Jeſum hat können
von den Todten aufferwecken/ kan auch dir nach
dem inwendigen Menſchen Krafft geben/ dem
zufolgen/ was der Geiſt lehret. Darum trach-
te zum erſten nach einem auffrichtigen Hertzen
für GOtt und der Welt/ hernach weiche von al-
lem Böſen/ und befleiſſige dich nur gutes zu
thun/ damit verhüteſt du/ ſo viel an dir iſt/ daß du

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[154/0177] über den 34. Pſalm ruhſames ſeliges Leben zu erlangen in dieſer Welt. Der Welt-Hauffe meint/ es ſtehe wohl um ihr/ wann ſie durch Liſt und Betrug/ durch Macht und Gewalt und andere Künſte können die Oberhand haben/ ohn alles Anſehen der GOttesfurcht; Solche Künſte werden in der Schul deß heiligen Geiſtes verworffen; Allda GOttesfurcht der Weißheit Anfang iſt/ und der Grund zu guten Tagen. Wann der heilige Geiſt uns gelehret hätte/ wo man ſolte Gold finden/ würden wir wühlen und graben/ ſolten wir auch eine Meile in die Erde graben. Nun lehret uns aber der heilige Geiſt etwas finden/ das köſtlicher als Gold iſt/ ein ruhiges ſeliges Le- ben. Es ſeyd der böſen Tage genug auff Er- den/ doch ſey GOtt Lob/ daß noch ein Mittel iſt zu guten Tagen. Du möchteſt ſagen/ es iſt die Kunſt deß heiligen Geiſtes in der Ubung gar ſchwer. Es iſt nicht ohne/ hie muſt du die gant- ze Natur umkehren; doch der Jeſum hat können von den Todten aufferwecken/ kan auch dir nach dem inwendigen Menſchen Krafft geben/ dem zufolgen/ was der Geiſt lehret. Darum trach- te zum erſten nach einem auffrichtigen Hertzen für GOtt und der Welt/ hernach weiche von al- lem Böſen/ und befleiſſige dich nur gutes zu thun/ damit verhüteſt du/ ſo viel an dir iſt/ daß du keine

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/177>, abgerufen am 21.11.2024.