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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 34. Psalm


Das Antlitz deß HErrn stehet über die/ so
böses thun/ daß Er ihr Gedächtniß außrot-
te von der Erden.
Rom. 7. v. 19. 21. Wir thun
leider alles böses/ und darff sich auch Paulus
nicht außschliessen/ sondern muß bekennen:
Wann ich wil Gutes thun/ so hanget mir
das Böse an/ und das Böse/ das ich nicht
wil/ das thue ich.
Doch ist der Unterscheid/
Paulus und seines gleichen fühlen die böse Na-
tur in ihnen/ aber sie wollen das Böse nicht/ und
widerstreben ihm. Andere erkennens kaum/
daß eine böse Art in ihnen ist/ oder so sie es erken-
nen/ streben sie nicht dawider/ sondern lassen der
bösen Natur ihren Willen. Das heissen ei-
gentlich für Gott Ubelthäter. Den andern wird
das Böse um Christi willen nicht zugerechnet/
wann denn die Ubelthäter einen unschuldigen
Christen für sich nehmen und ihm Böses zu
thun gedencken/ so ist ihre Boßheit so viel grösser.
Wenn nun iemand dergestalt Böses thut/ kan
er ihm auch wohl ein glückseliges Leben verheis-
sen? Zwar man siehets mannigmahl für Augen/
wie hoch sie schweben/ dennoch was wirds endlich
werden? Das Antlitz deß HErrn stehet über
die/ so Böses thun.
Wenn ein auffrichtiger
Mann was Unrecht siehet und höret/ so ergrim-
met er darüber/ daß mans ihm bald am Gesicht

sehen

über den 34. Pſalm


Das Antlitz deß HErrn ſtehet über die/ ſo
böſes thun/ daß Er ihr Gedächtniß außrot-
te von der Erden.
Rom. 7. v. 19. 21. Wir thun
leider alles böſes/ und darff ſich auch Paulus
nicht außſchlieſſen/ ſondern muß bekennen:
Wann ich wil Gutes thun/ ſo hanget mir
das Böſe an/ und das Böſe/ das ich nicht
wil/ das thue ich.
Doch iſt der Unterſcheid/
Paulus und ſeines gleichen fühlen die böſe Na-
tur in ihnen/ aber ſie wollen das Böſe nicht/ und
widerſtreben ihm. Andere erkennens kaum/
daß eine böſe Art in ihnen iſt/ oder ſo ſie es erken-
nen/ ſtreben ſie nicht dawider/ ſondern laſſen der
böſen Natur ihren Willen. Das heiſſen ei-
gentlich für Gott Ubelthäter. Den andern wird
das Böſe um Chriſti willen nicht zugerechnet/
wann denn die Ubelthäter einen unſchuldigen
Chriſten für ſich nehmen und ihm Böſes zu
thun gedencken/ ſo iſt ihre Boßheit ſo viel gröſſer.
Wenn nun iemand dergeſtalt Böſes thut/ kan
er ihm auch wohl ein glückſeliges Leben verheiſ-
ſen? Zwar man ſiehets mannigmahl für Augen/
wie hoch ſie ſchweben/ dennoch was wirds endlich
werden? Das Antlitz deß HErrn ſtehet über
die/ ſo Böſes thun.
Wenn ein auffrichtiger
Mann was Unrecht ſiehet und höret/ ſo ergrim-
met er darüber/ daß mans ihm bald am Geſicht

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[160/0183] über den 34. Pſalm Das Antlitz deß HErrn ſtehet über die/ ſo böſes thun/ daß Er ihr Gedächtniß außrot- te von der Erden. Rom. 7. v. 19. 21. Wir thun leider alles böſes/ und darff ſich auch Paulus nicht außſchlieſſen/ ſondern muß bekennen: Wann ich wil Gutes thun/ ſo hanget mir das Böſe an/ und das Böſe/ das ich nicht wil/ das thue ich. Doch iſt der Unterſcheid/ Paulus und ſeines gleichen fühlen die böſe Na- tur in ihnen/ aber ſie wollen das Böſe nicht/ und widerſtreben ihm. Andere erkennens kaum/ daß eine böſe Art in ihnen iſt/ oder ſo ſie es erken- nen/ ſtreben ſie nicht dawider/ ſondern laſſen der böſen Natur ihren Willen. Das heiſſen ei- gentlich für Gott Ubelthäter. Den andern wird das Böſe um Chriſti willen nicht zugerechnet/ wann denn die Ubelthäter einen unſchuldigen Chriſten für ſich nehmen und ihm Böſes zu thun gedencken/ ſo iſt ihre Boßheit ſo viel gröſſer. Wenn nun iemand dergeſtalt Böſes thut/ kan er ihm auch wohl ein glückſeliges Leben verheiſ- ſen? Zwar man ſiehets mannigmahl für Augen/ wie hoch ſie ſchweben/ dennoch was wirds endlich werden? Das Antlitz deß HErrn ſtehet über die/ ſo Böſes thun. Wenn ein auffrichtiger Mann was Unrecht ſiehet und höret/ ſo ergrim- met er darüber/ daß mans ihm bald am Geſicht ſehen

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/183>, abgerufen am 24.11.2024.