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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die sechste Betrachtung.


mich in der Hölle verdecktest/ und verber-
gest/ biß dein Zorn sich lege/ und setzest mir
em Ziel/ daß du an mich dächtest.
Siehe/
Hiob wil gerne leiden/ wenn nur der HErr
wieder an ihn gedächte/ aber daß sein Gedächtniß
für dem HErrn solte außgerottet werden/ das
war ihm unerträglich. Nun spricht der Geist/
daß deß Herrn Antlitz stehe über die Bösen/ auff
daß er ihr Gedächtniß außrotte von der Erden.
So haben sie keine Zeit zu hoffen/ darinn Gott wie-
der an sie gedencken werde/ daher kommts/ daß
Gott sich nicht erbarme über die Qvaal der Ver-
damten. Ihr Gedächtniß ist außgerottet für
dem HErrn.

Nun rathe/ wers zum besten hat/ die unschul-
dige Gerechten oder die ungerechte Ubelthäter?
sie seynd alle vor GOttes Augen. GOtt siehet
sie/ aber mit grossem Unterscheid: Die Gerech-
ten siehet der HErr an mit Gnaden/ und lässt sie
auß seinen Augen nicht/ daher seynd sie glückse-
lig in der Unglückseligkeit/ aber über die Un-
gerechten stehet das Antlitz deß HErrn/ daß Er
ihr Gedächtniß vertilge. Zuweilen scheinets/
als sehe Er mit ihnen durch die Finger/ es gehet
ihr Vorhaben ihnen von statt/ daher werden sie
froh/ und meinen/ sie werden immer glückselig
seyn/ sie wissen aber nicht/ daß ihnen das Antlitz

deß
L ij

Die ſechſte Betrachtung.


mich in der Hölle verdeckteſt/ und verber-
geſt/ biß dein Zorn ſich lege/ und ſetzeſt mir
em Ziel/ daß du an mich dächteſt.
Siehe/
Hiob wil gerne leiden/ wenn nur der HErr
wieder an ihn gedächte/ aber daß ſein Gedächtniß
für dem HErrn ſolte außgerottet werden/ das
war ihm unerträglich. Nun ſpricht der Geiſt/
daß deß Herrn Antlitz ſtehe über die Böſen/ auff
daß er ihr Gedächtniß außrotte von der Erden.
So habẽ ſie keine Zeit zu hoffen/ dariñ Gott wie-
der an ſie gedencken werde/ daher kommts/ daß
Gott ſich nicht erbarme über die Qvaal der Ver-
damten. Ihr Gedächtniß iſt außgerottet für
dem HErrn.

Nun rathe/ wers zum beſten hat/ die unſchul-
dige Gerechten oder die ungerechte Ubelthäter?
ſie ſeynd alle vor GOttes Augen. GOtt ſiehet
ſie/ aber mit groſſem Unterſcheid: Die Gerech-
ten ſiehet der HErr an mit Gnaden/ und läſſt ſie
auß ſeinen Augen nicht/ daher ſeynd ſie glückſe-
lig in der Unglückſeligkeit/ aber über die Un-
gerechten ſtehet das Antlitz deß HErrn/ daß Er
ihr Gedächtniß vertilge. Zuweilen ſcheinets/
als ſehe Er mit ihnen durch die Finger/ es gehet
ihr Vorhaben ihnen von ſtatt/ daher werden ſie
froh/ und meinen/ ſie werden immer glückſelig
ſeyn/ ſie wiſſen aber nicht/ daß ihnen das Antlitz

deß
L ij
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[163/0186] Die ſechſte Betrachtung. mich in der Hölle verdeckteſt/ und verber- geſt/ biß dein Zorn ſich lege/ und ſetzeſt mir em Ziel/ daß du an mich dächteſt. Siehe/ Hiob wil gerne leiden/ wenn nur der HErr wieder an ihn gedächte/ aber daß ſein Gedächtniß für dem HErrn ſolte außgerottet werden/ das war ihm unerträglich. Nun ſpricht der Geiſt/ daß deß Herrn Antlitz ſtehe über die Böſen/ auff daß er ihr Gedächtniß außrotte von der Erden. So habẽ ſie keine Zeit zu hoffen/ dariñ Gott wie- der an ſie gedencken werde/ daher kommts/ daß Gott ſich nicht erbarme über die Qvaal der Ver- damten. Ihr Gedächtniß iſt außgerottet für dem HErrn. Nun rathe/ wers zum beſten hat/ die unſchul- dige Gerechten oder die ungerechte Ubelthäter? ſie ſeynd alle vor GOttes Augen. GOtt ſiehet ſie/ aber mit groſſem Unterſcheid: Die Gerech- ten ſiehet der HErr an mit Gnaden/ und läſſt ſie auß ſeinen Augen nicht/ daher ſeynd ſie glückſe- lig in der Unglückſeligkeit/ aber über die Un- gerechten ſtehet das Antlitz deß HErrn/ daß Er ihr Gedächtniß vertilge. Zuweilen ſcheinets/ als ſehe Er mit ihnen durch die Finger/ es gehet ihr Vorhaben ihnen von ſtatt/ daher werden ſie froh/ und meinen/ ſie werden immer glückſelig ſeyn/ ſie wiſſen aber nicht/ daß ihnen das Antlitz deß L ij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/186>, abgerufen am 21.11.2024.