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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die sechste Betrachtung.


Zum dritten/ spricht der Geist : Der Gerech-
te muß viel leiden/ aber der HErr hilfft ihm
auß dem allen.
v. 20. Hie siehest du das Un-
glück der Heiligen; Der Gerechte muß viel
leiden
/ er muß vielerley Unglück ertragen. Da-
her entstehen diese Klagen: Ich bin zu leyden
gemacht. Mein Schmertzen ist immer für
mir.
Ps. 38. v. 18. Ich bin geplaget täglich/
und meine Straffe ist alle Morgen da.
Psal.
73. v. 14. Drum/ wenn du einen geplagten
Menschen siehest/ must du nicht fort sagen: da
siehet man/ was es für ein Mensch ist. Denn der
Heiligen Glück ist/ daß sie viel leiden. Es erzei-
get zwar GOtt sein Gericht zuweilen in öffent-
lichen Straffen/ aber solch Gerichte kan nie-
mand besser verstehen/ als die in der GOttes-
furcht wohlgeübte Christen. Wenn dein Ge-
wissen dich überzeuget/ du habest Unrecht gethan/
und kommt denn ein Unglück dazu/ magst du wol
gedencken/ daß GOttes Gericht dich troffen ha-
be. Hast du aber ein freudig Gewissen/ so laß
kommen was nicht außbleiben wil/ du darffst deß-
wegen nicht gedencken/ daß du von GOtt ver-
stossen seyest. Also/ wenn iemands Frevel kund
und offenbahr ist/ und kommet ein Unglück dazu/
mag ein frommer Christ wohl sagen: Der
HErr ist gerecht.
Kan man aber nicht sagen/

daß
Die ſechſte Betrachtung.


Zum dritten/ ſpricht der Geiſt : Der Gerech-
te muß viel leiden/ aber der HErr hilfft ihm
auß dem allen.
v. 20. Hie ſieheſt du das Un-
glück der Heiligen; Der Gerechte muß viel
leiden
/ er muß vielerley Unglück ertragen. Da-
her entſtehen dieſe Klagen: Ich bin zu leyden
gemacht. Mein Schmertzen iſt immer für
mir.
Pſ. 38. v. 18. Ich bin geplaget täglich/
und meine Straffe iſt alle Morgen da.
Pſal.
73. v. 14. Drum/ wenn du einen geplagten
Menſchen ſieheſt/ muſt du nicht fort ſagen: da
ſiehet man/ was es für ein Menſch iſt. Denn der
Heiligen Glück iſt/ daß ſie viel leiden. Es erzei-
get zwar GOtt ſein Gericht zuweilen in öffent-
lichen Straffen/ aber ſolch Gerichte kan nie-
mand beſſer verſtehen/ als die in der GOttes-
furcht wohlgeübte Chriſten. Wenn dein Ge-
wiſſen dich überzeuget/ du habeſt Unrecht gethan/
und kommt denn ein Unglück dazu/ magſt du wol
gedencken/ daß GOttes Gericht dich troffen ha-
be. Haſt du aber ein freudig Gewiſſen/ ſo laß
kom̃en was nicht außbleiben wil/ du darffſt deß-
wegen nicht gedencken/ daß du von GOtt ver-
ſtoſſen ſeyeſt. Alſo/ wenn iemands Frevel kund
und offenbahr iſt/ und kommet ein Unglück dazu/
mag ein frommer Chriſt wohl ſagen: Der
HErr iſt gerecht.
Kan man aber nicht ſagen/

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[171/0194] Die ſechſte Betrachtung. Zum dritten/ ſpricht der Geiſt : Der Gerech- te muß viel leiden/ aber der HErr hilfft ihm auß dem allen. v. 20. Hie ſieheſt du das Un- glück der Heiligen; Der Gerechte muß viel leiden/ er muß vielerley Unglück ertragen. Da- her entſtehen dieſe Klagen: Ich bin zu leyden gemacht. Mein Schmertzen iſt immer für mir. Pſ. 38. v. 18. Ich bin geplaget täglich/ und meine Straffe iſt alle Morgen da. Pſal. 73. v. 14. Drum/ wenn du einen geplagten Menſchen ſieheſt/ muſt du nicht fort ſagen: da ſiehet man/ was es für ein Menſch iſt. Denn der Heiligen Glück iſt/ daß ſie viel leiden. Es erzei- get zwar GOtt ſein Gericht zuweilen in öffent- lichen Straffen/ aber ſolch Gerichte kan nie- mand beſſer verſtehen/ als die in der GOttes- furcht wohlgeübte Chriſten. Wenn dein Ge- wiſſen dich überzeuget/ du habeſt Unrecht gethan/ und kommt denn ein Unglück dazu/ magſt du wol gedencken/ daß GOttes Gericht dich troffen ha- be. Haſt du aber ein freudig Gewiſſen/ ſo laß kom̃en was nicht außbleiben wil/ du darffſt deß- wegen nicht gedencken/ daß du von GOtt ver- ſtoſſen ſeyeſt. Alſo/ wenn iemands Frevel kund und offenbahr iſt/ und kommet ein Unglück dazu/ mag ein frommer Chriſt wohl ſagen: Der HErr iſt gerecht. Kan man aber nicht ſagen/ daß

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/194>, abgerufen am 21.11.2024.