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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die andere Betrachtung.

Hingegen haben die Gottes-vergessene nicht
grosse Freude zu erwarten. Der Herr herrschet
mit seiner Gewalt ewiglich/ seine Augen
schauen auff die Völcker/ die Abtrünnigen
werden sich nicht erhöhen können.
Betrachte
hie deinen Gott 1. als einen Herrscher von eig-
ner Krafft. Er herrschet durch seine Gewalt/
und nicht durch fremde Gewalt. Das kan man
von keinem Könige sagen. Sie müssen alle nur
hören/ wie Pilatus hat hören müssen; Du hät-
test keine Gewalt über mich/ wenn sie dir
nicht wäre von oben gegeben.
Wenn der
Apostel Paulus den Gewaltigen/ Königen und
Obrigkeiten wil ein Ansehen machen/ spricht er:
Es ist keine Obrigkeit ohn von Gott/ Rom.
13. v. 1. Nemlich/ das gibt den Menschen das
Ansehen auff Erden/ wenn sie Hoheit und Ge-
walt von Gott empfahen. GOtt aber hat sei-
ne Gewalt von ihm selbst/ und herrschet durch
eigne Gewalt. Daher heisset er ein König al-
ler Könige/ und ein Herr aller Herren. Apoc. 19.
v. 16. Daher darff man nicht gedencken/ daß ir-
gend auff einerley Weise deß HErrn Vorneh-
men könne gehindert werden. Was ihm der
HErr hat fürgesetzet/ führt er gewiß zu Ende.
Die Hohen und Gewaltigen müssen mit dem
grossen König Nebucadnezar bekennen/ daß alle

so
Die andere Betrachtung.

Hingegen haben die Gottes-vergeſſene nicht
groſſe Freude zu erwarten. Der Herr herrſchet
mit ſeiner Gewalt ewiglich/ ſeine Augen
ſchauen auff die Völcker/ die Abtrünnigen
werden ſich nicht erhöhen können.
Betrachte
hie deinen Gott 1. als einen Herrſcher von eig-
ner Krafft. Er herrſchet durch ſeine Gewalt/
und nicht durch fremde Gewalt. Das kan man
von keinem Könige ſagen. Sie müſſen alle nur
hören/ wie Pilatus hat hören müſſen; Du hät-
teſt keine Gewalt über mich/ wenn ſie dir
nicht wäre von oben gegeben.
Wenn der
Apoſtel Paulus den Gewaltigen/ Königen und
Obrigkeiten wil ein Anſehen machen/ ſpricht er:
Es iſt keine Obrigkeit ohn von Gott/ Rom.
13. v. 1. Nemlich/ das gibt den Menſchen das
Anſehen auff Erden/ wenn ſie Hoheit und Ge-
walt von Gott empfahen. GOtt aber hat ſei-
ne Gewalt von ihm ſelbſt/ und herrſchet durch
eigne Gewalt. Daher heiſſet er ein König al-
ler Könige/ und ein Herr aller Herren. Apoc. 19.
v. 16. Daher darff man nicht gedencken/ daß ir-
gend auff einerley Weiſe deß HErrn Vorneh-
men könne gehindert werden. Was ihm der
HErr hat fürgeſetzet/ führt er gewiß zu Ende.
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groſſen König Nebucadnezar bekennen/ daß alle

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[205/0228] Die andere Betrachtung. Hingegen haben die Gottes-vergeſſene nicht groſſe Freude zu erwarten. Der Herr herrſchet mit ſeiner Gewalt ewiglich/ ſeine Augen ſchauen auff die Völcker/ die Abtrünnigen werden ſich nicht erhöhen können. Betrachte hie deinen Gott 1. als einen Herrſcher von eig- ner Krafft. Er herrſchet durch ſeine Gewalt/ und nicht durch fremde Gewalt. Das kan man von keinem Könige ſagen. Sie müſſen alle nur hören/ wie Pilatus hat hören müſſen; Du hät- teſt keine Gewalt über mich/ wenn ſie dir nicht wäre von oben gegeben. Wenn der Apoſtel Paulus den Gewaltigen/ Königen und Obrigkeiten wil ein Anſehen machen/ ſpricht er: Es iſt keine Obrigkeit ohn von Gott/ Rom. 13. v. 1. Nemlich/ das gibt den Menſchen das Anſehen auff Erden/ wenn ſie Hoheit und Ge- walt von Gott empfahen. GOtt aber hat ſei- ne Gewalt von ihm ſelbſt/ und herrſchet durch eigne Gewalt. Daher heiſſet er ein König al- ler Könige/ und ein Herr aller Herren. Apoc. 19. v. 16. Daher darff man nicht gedencken/ daß ir- gend auff einerley Weiſe deß HErrn Vorneh- men könne gehindert werden. Was ihm der HErr hat fürgeſetzet/ führt er gewiß zu Ende. Die Hohen und Gewaltigen müſſen mit dem groſſen König Nebucadnezar bekennen/ daß alle ſo

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/228>, abgerufen am 21.11.2024.