Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die siebende Betrachtung. widern; Die Predigt vom Creutz ist aller Ver-nunfft eine Thorheit. Was wil denn Fleisch und Vernunfft außrichten? Daß die Mauren zu Jericho von dem Schall der Posaunen nie- der fielen/ verstehet man wohl/ daß es von dem Schall nicht hergekommen/ sondern die Hand GOttes hat die Mauren niedergerissen. Der Satan hat eine Vestung in unsere Seele auff- gerichtet/ daß dieselbe durch die Predigt deß Ev- angelii niedergerissen/ ist Gottes Werck. Diß bedencken Lehrer und Prediger/ daß sie wissen auff wem sie sehen sollen/ wenn sie was gutes mit predigen außrichteu wollen. Der H. Geist nennet sie Fürsten/ aber sie haben einen König über sich/ wo der seine Krafft nicht übet/ so ist all ihre Arbeit umsonst. Darum haben wir zu beten: Ach lieber HErr JEsu/ deines Va- ters Will ist ja/ daß du solst starck seyn/ so stärck dein Werck/ das du in uns hast angefangen. Es bedenckens alle/ die zum Glauben kommen seyn; wie es Gottes Werck ist daß wir gläubig wor- den seyn/ also ists auch GOttes Werck/ daß wir im Glauben bleiben/ darum haben wir zu seuff- zen: Stärck dein Werck/ das du in uns hast angefangen. Dabey lasst uns auch den Trost fest behalten/ daß GOtt sein Werck nicht wer- de fallen lassen. Wil ich oder ein ander in dem Ge- B b jv
Die ſiebende Betrachtung. widern; Die Predigt vom Creutz iſt aller Ver-nunfft eine Thorheit. Was wil denn Fleiſch und Vernunfft außrichten? Daß die Mauren zu Jericho von dem Schall der Poſaunen nie- der fielen/ verſtehet man wohl/ daß es von dem Schall nicht hergekommen/ ſondern die Hand GOttes hat die Mauren niedergeriſſen. Der Satan hat eine Veſtung in unſere Seele auff- gerichtet/ daß dieſelbe durch die Predigt deß Ev- angelii niedergeriſſen/ iſt Gottes Werck. Diß bedencken Lehrer und Prediger/ daß ſie wiſſen auff wem ſie ſehen ſollen/ wenn ſie was gutes mit predigen außrichteu wollen. Der H. Geiſt nennet ſie Fürſten/ aber ſie haben einen König über ſich/ wo der ſeine Krafft nicht übet/ ſo iſt all ihre Arbeit umſonſt. Darum haben wir zu beten: Ach lieber HErr JEſu/ deines Va- ters Will iſt ja/ daß du ſolſt ſtarck ſeyn/ ſo ſtärck dein Werck/ das du in uns haſt angefangen. Es bedenckens alle/ die zum Glauben kommen ſeyn; wie es Gottes Werck iſt daß wir gläubig wor- den ſeyn/ alſo iſts auch GOttes Werck/ daß wir im Glauben bleiben/ darum haben wir zu ſeuff- zen: Stärck dein Werck/ das du in uns haſt angefangen. Dabey laſſt uns auch den Troſt feſt behalten/ daß GOtt ſein Werck nicht wer- de fallen laſſen. Wil ich oder ein ander in dem Ge- B b jv
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Die ſiebende Betrachtung.
widern; Die Predigt vom Creutz iſt aller Ver-
nunfft eine Thorheit. Was wil denn Fleiſch
und Vernunfft außrichten? Daß die Mauren
zu Jericho von dem Schall der Poſaunen nie-
der fielen/ verſtehet man wohl/ daß es von dem
Schall nicht hergekommen/ ſondern die Hand
GOttes hat die Mauren niedergeriſſen. Der
Satan hat eine Veſtung in unſere Seele auff-
gerichtet/ daß dieſelbe durch die Predigt deß Ev-
angelii niedergeriſſen/ iſt Gottes Werck. Diß
bedencken Lehrer und Prediger/ daß ſie wiſſen
auff wem ſie ſehen ſollen/ wenn ſie was gutes
mit predigen außrichteu wollen. Der H. Geiſt
nennet ſie Fürſten/ aber ſie haben einen König
über ſich/ wo der ſeine Krafft nicht übet/ ſo iſt
all ihre Arbeit umſonſt. Darum haben wir
zu beten: Ach lieber HErr JEſu/ deines Va-
ters Will iſt ja/ daß du ſolſt ſtarck ſeyn/ ſo ſtärck
dein Werck/ das du in uns haſt angefangen. Es
bedenckens alle/ die zum Glauben kommen ſeyn;
wie es Gottes Werck iſt daß wir gläubig wor-
den ſeyn/ alſo iſts auch GOttes Werck/ daß wir
im Glauben bleiben/ darum haben wir zu ſeuff-
zen: Stärck dein Werck/ das du in uns haſt
angefangen. Dabey laſſt uns auch den Troſt
feſt behalten/ daß GOtt ſein Werck nicht wer-
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