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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die achte Betrachtung.
den Geist Christi haben sie nicht in sich/ so kön-
nen sie auch außwendig keine Früchte deß Gei-
stes bringen. Ein Rohr wird vom Winde hin
und her getrieben: die Welt-Kinder haben kein
beständiges Gemüth/ finden sie ein Glück/ so
erheben sie sich; Verlieret sich das Glück/ so
verlieret sich auch der Muth/ unterdessen stehen
sie allezeit im Schlamm/ und leben in Lüsten deß
Fleisches. Das Thier in diesem Rohr kan der
Einfalt nach nichts anders seyn/ als eine unflä-
tige Bestie/ die unter diesem Rohr/ unter den
Kindern in der Welt ihre Wohnung und We-
sen hat. Was ist aber das anders als der Geist
der Finsterniß? Dessen Lust ist/ zu wohnen in
dem Schlamm und Unreinigkeit der Sünden/
denn so wird er auch beschrieben im Büchlein
Hiobs am 46. c. v. 16: Er liegt gerne im
Schatten/ im Rohr und im Schlamm ver-
borgen. Das Gebüsch bedeckt ihn mit sei-
nem Schatten/ und die Bachweiden bedec-
ken ihn.
So halte ich nun dafür/ daß Thier
im Rohr sey der Geist dieser Welt/ der grosse
Meer-Drache/ der mächtig ist in den Kindern
deß Unglaubens/ unter den wilden rauhen
Hauffen. Dieser Geist mit seinem Anhang
sucht allezeit dem Reich Christi zu widerstehen/
denn er pflantzet die Liebe der Sünden so tieff ins

Hertz/
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Die achte Betrachtung.
den Geiſt Chriſti haben ſie nicht in ſich/ ſo kön-
nen ſie auch außwendig keine Früchte deß Gei-
ſtes bringen. Ein Rohr wird vom Winde hin
und her getrieben: die Welt-Kinder haben kein
beſtändiges Gemüth/ finden ſie ein Glück/ ſo
erheben ſie ſich; Verlieret ſich das Glück/ ſo
verlieret ſich auch der Muth/ unterdeſſen ſtehen
ſie allezeit im Schlamm/ und leben in Lüſten deß
Fleiſches. Das Thier in dieſem Rohr kan der
Einfalt nach nichts anders ſeyn/ als eine unflä-
tige Beſtie/ die unter dieſem Rohr/ unter den
Kindern in der Welt ihre Wohnung und We-
ſen hat. Was iſt aber das anders als der Geiſt
der Finſterniß? Deſſen Luſt iſt/ zu wohnen in
dem Schlamm und Unreinigkeit der Sünden/
denn ſo wird er auch beſchrieben im Büchlein
Hiobs am 46. c. v. 16: Er liegt gerne im
Schatten/ im Rohr und im Schlamm ver-
borgen. Das Gebüſch bedeckt ihn mit ſei-
nem Schatten/ und die Bachweiden bedec-
ken ihn.
So halte ich nun dafür/ daß Thier
im Rohr ſey der Geiſt dieſer Welt/ der groſſe
Meer-Drache/ der mächtig iſt in den Kindern
deß Unglaubens/ unter den wilden rauhen
Hauffen. Dieſer Geiſt mit ſeinem Anhang
ſucht allezeit dem Reich Chriſti zu widerſtehen/
denn er pflantzet die Liebe der Sünden ſo tieff ins

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[405/0428] Die achte Betrachtung. den Geiſt Chriſti haben ſie nicht in ſich/ ſo kön- nen ſie auch außwendig keine Früchte deß Gei- ſtes bringen. Ein Rohr wird vom Winde hin und her getrieben: die Welt-Kinder haben kein beſtändiges Gemüth/ finden ſie ein Glück/ ſo erheben ſie ſich; Verlieret ſich das Glück/ ſo verlieret ſich auch der Muth/ unterdeſſen ſtehen ſie allezeit im Schlamm/ und leben in Lüſten deß Fleiſches. Das Thier in dieſem Rohr kan der Einfalt nach nichts anders ſeyn/ als eine unflä- tige Beſtie/ die unter dieſem Rohr/ unter den Kindern in der Welt ihre Wohnung und We- ſen hat. Was iſt aber das anders als der Geiſt der Finſterniß? Deſſen Luſt iſt/ zu wohnen in dem Schlamm und Unreinigkeit der Sünden/ denn ſo wird er auch beſchrieben im Büchlein Hiobs am 46. c. v. 16: Er liegt gerne im Schatten/ im Rohr und im Schlamm ver- borgen. Das Gebüſch bedeckt ihn mit ſei- nem Schatten/ und die Bachweiden bedec- ken ihn. So halte ich nun dafür/ daß Thier im Rohr ſey der Geiſt dieſer Welt/ der groſſe Meer-Drache/ der mächtig iſt in den Kindern deß Unglaubens/ unter den wilden rauhen Hauffen. Dieſer Geiſt mit ſeinem Anhang ſucht allezeit dem Reich Chriſti zu widerſtehen/ denn er pflantzet die Liebe der Sünden ſo tieff ins Hertz/ C c iij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/428>, abgerufen am 22.11.2024.