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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 68. Psalm
Hertz/ daß dieselbe ohne grosse Gewalt nicht
kan herauß gerissen werden.

Was bedeut aber die Rotte der Ochsen unter
ihren Kälbern? Die Kälber der Völcker bedeu-
ten zweiffels ohn den ungehaltenen Pöbel/ die Käl-
ber am Verstande seynd/ wild/ und stehen nicht
gern im engen Stall/ sondern lieben deß Flei-
sches Freyheit. Die Rotte der Ochsen unter
denselben Kälbern/ seynd die Gewaltigen im
Volck/ eben wie im 22. Psalm v. 13: Grosse
Farren haben mich umgeben/ fette Ochsen
haben mich umringet.
Was das für Ochsen
gewesen seynd unter dem Jüdischen Volck/ ist
bekant. Unter den Heyden waren es Tyrannen
und Verfolger der Christlichen Kirchen: mitten
in der Kirchen ists der Antichrist mit allem sei-
nen Anhang.

Der gantze Hauffe der Feinde Christi wird
uns hie fürgehalten/ 1. als ein stoltzer Hauffe/
die da zutreten/ stampen und kratzen um Gel-
des willen. Denn wie die Kälber sprin-
gen/ und die grimmigen Ochsen stampen und
mit Füssen scharren: Also pochen/ wüten und
toben die Verfolger Christi in ihrem stoltzen
Sinn/ als wolten sie alles zertreten. Solchen
Muth macht ihnen das Geld/ weil sie gewaltig
und vermögen in der Welt seyn. Es ist aber ein

elen-

über den 68. Pſalm
Hertz/ daß dieſelbe ohne groſſe Gewalt nicht
kan herauß geriſſen werden.

Was bedeut aber die Rotte der Ochſen unter
ihren Kälbern? Die Kälber der Völcker bedeu-
ten zweiffels ohn den ungehaltenẽ Pöbel/ die Käl-
ber am Verſtande ſeynd/ wild/ und ſtehen nicht
gern im engen Stall/ ſondern lieben deß Flei-
ſches Freyheit. Die Rotte der Ochſen unter
denſelben Kälbern/ ſeynd die Gewaltigen im
Volck/ eben wie im 22. Pſalm v. 13: Groſſe
Farren haben mich umgeben/ fette Ochſen
haben mich umringet.
Was das für Ochſen
geweſen ſeynd unter dem Jüdiſchen Volck/ iſt
bekant. Unter den Heyden waren es Tyrannen
und Verfolger der Chriſtlichen Kirchen: mitten
in der Kirchen iſts der Antichriſt mit allem ſei-
nen Anhang.

Der gantze Hauffe der Feinde Chriſti wird
uns hie fürgehalten/ 1. als ein ſtoltzer Hauffe/
die da zutreten/ ſtampen und kratzen um Gel-
des willen. Denn wie die Kälber ſprin-
gen/ und die grimmigen Ochſen ſtampen und
mit Füſſen ſcharren: Alſo pochen/ wüten und
toben die Verfolger Chriſti in ihrem ſtoltzen
Sinn/ als wolten ſie alles zertreten. Solchen
Muth macht ihnen das Geld/ weil ſie gewaltig
und vermögen in der Welt ſeyn. Es iſt aber ein

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[406/0429] über den 68. Pſalm Hertz/ daß dieſelbe ohne groſſe Gewalt nicht kan herauß geriſſen werden. Was bedeut aber die Rotte der Ochſen unter ihren Kälbern? Die Kälber der Völcker bedeu- ten zweiffels ohn den ungehaltenẽ Pöbel/ die Käl- ber am Verſtande ſeynd/ wild/ und ſtehen nicht gern im engen Stall/ ſondern lieben deß Flei- ſches Freyheit. Die Rotte der Ochſen unter denſelben Kälbern/ ſeynd die Gewaltigen im Volck/ eben wie im 22. Pſalm v. 13: Groſſe Farren haben mich umgeben/ fette Ochſen haben mich umringet. Was das für Ochſen geweſen ſeynd unter dem Jüdiſchen Volck/ iſt bekant. Unter den Heyden waren es Tyrannen und Verfolger der Chriſtlichen Kirchen: mitten in der Kirchen iſts der Antichriſt mit allem ſei- nen Anhang. Der gantze Hauffe der Feinde Chriſti wird uns hie fürgehalten/ 1. als ein ſtoltzer Hauffe/ die da zutreten/ ſtampen und kratzen um Gel- des willen. Denn wie die Kälber ſprin- gen/ und die grimmigen Ochſen ſtampen und mit Füſſen ſcharren: Alſo pochen/ wüten und toben die Verfolger Chriſti in ihrem ſtoltzen Sinn/ als wolten ſie alles zertreten. Solchen Muth macht ihnen das Geld/ weil ſie gewaltig und vermögen in der Welt ſeyn. Es iſt aber ein elen-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/429>, abgerufen am 22.11.2024.