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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die andere Betrachtung.


serm Leibe erzeiget; sondern auch/ wenn man
siehet auff die geistliche Wolthaten/ damit Gott
der Seelen Seligkeit suchet. Güte und Barm-
hertzigkeit ist es/ wenn vor unser Bekehrung
GOtt auff unser Buß mit Gedult wartet/ und
uns nicht in unsern Ubertretungen auff frischer
That dahin reisset; Güte und Barmhertzigkeit
ist es/ wenn Er in unser Bekehrung uns alle
Schuld vergiebet; Güte und Barmhertzigkeit
es/ wenn nach der Bekehrung GOtt seine Gna-
de nicht von uns nimmet; Und wer kan außspre-
chen/ wie sehr GOtt die Erde mit seiner Güte
und Barmhertzigkeit erfüllet hat/ da Er seinen
Sohn in die Welt gesandt/ und denselben mit al-
len seinen Schätzen der Welt noch täglich für-
tragen läst?

Das seyn zweene Füsse darauff GOttes
Treu und Auffrichtigkeit gebauet ist. Er füllet
die Welt mit seiner Güte/ und vergisset doch der
Gerechtigkeit nicht/ was solte denn mangeln an
allem was GOtt redet und thut? Würde Gott
allein auff seine strenge Gerechtigkeit sehen/ wo
wolten wir arme Sünder bleiben? Solte Er
nur immerdar uach seiner blossen Güte handeln/
und nicht sehen auff Gerechtigkeit und Gericht/
so könte Gottes Stuel und Reich nicht beste-
hen/ und wo wolte alsdenn die Gottesfurcht blei-

ben?
B iij

Die andere Betrachtung.


ſerm Leibe erzeiget; ſondern auch/ wenn man
ſiehet auff die geiſtliche Wolthaten/ damit Gott
der Seelen Seligkeit ſuchet. Güte und Barm-
hertzigkeit iſt es/ wenn vor unſer Bekehrung
GOtt auff unſer Buß mit Gedult wartet/ und
uns nicht in unſern Ubertretungen auff friſcher
That dahin reiſſet; Güte und Barmhertzigkeit
iſt es/ wenn Er in unſer Bekehrung uns alle
Schuld vergiebet; Güte und Barmhertzigkeit
es/ wenn nach der Bekehrung GOtt ſeine Gna-
de nicht von uns nimmet; Und wer kan außſpre-
chen/ wie ſehr GOtt die Erde mit ſeiner Güte
und Barmhertzigkeit erfüllet hat/ da Er ſeinen
Sohn in die Welt geſandt/ uñ denſelben mit al-
len ſeinen Schätzen der Welt noch täglich für-
tragen läſt?

Das ſeyn zweene Füſſe darauff GOttes
Treu und Auffrichtigkeit gebauet iſt. Er füllet
die Welt mit ſeiner Güte/ und vergiſſet doch der
Gerechtigkeit nicht/ was ſolte denn mangeln an
allem was GOtt redet und thut? Würde Gott
allein auff ſeine ſtrenge Gerechtigkeit ſehen/ wo
wolten wir arme Sünder bleiben? Solte Er
nur immerdar uach ſeiner bloſſen Güte handeln/
und nicht ſehen auff Gerechtigkeit und Gericht/
ſo könte Gottes Stuel und Reich nicht beſte-
hen/ und wo wolte alsdenn die Gottesfurcht blei-

ben?
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[21/0044] Die andere Betrachtung. ſerm Leibe erzeiget; ſondern auch/ wenn man ſiehet auff die geiſtliche Wolthaten/ damit Gott der Seelen Seligkeit ſuchet. Güte und Barm- hertzigkeit iſt es/ wenn vor unſer Bekehrung GOtt auff unſer Buß mit Gedult wartet/ und uns nicht in unſern Ubertretungen auff friſcher That dahin reiſſet; Güte und Barmhertzigkeit iſt es/ wenn Er in unſer Bekehrung uns alle Schuld vergiebet; Güte und Barmhertzigkeit es/ wenn nach der Bekehrung GOtt ſeine Gna- de nicht von uns nimmet; Und wer kan außſpre- chen/ wie ſehr GOtt die Erde mit ſeiner Güte und Barmhertzigkeit erfüllet hat/ da Er ſeinen Sohn in die Welt geſandt/ uñ denſelben mit al- len ſeinen Schätzen der Welt noch täglich für- tragen läſt? Das ſeyn zweene Füſſe darauff GOttes Treu und Auffrichtigkeit gebauet iſt. Er füllet die Welt mit ſeiner Güte/ und vergiſſet doch der Gerechtigkeit nicht/ was ſolte denn mangeln an allem was GOtt redet und thut? Würde Gott allein auff ſeine ſtrenge Gerechtigkeit ſehen/ wo wolten wir arme Sünder bleiben? Solte Er nur immerdar uach ſeiner bloſſen Güte handeln/ und nicht ſehen auff Gerechtigkeit und Gericht/ ſo könte Gottes Stuel und Reich nicht beſte- hen/ und wo wolte alsdenn die Gottesfurcht blei- ben? B iij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/44>, abgerufen am 21.11.2024.