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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 92. Psalm
fahren wir alsofort GOttes Güte/ wie länger
wir in Christenthum leben/ wie mehr wir er-
fahren/ daß GOtt in seinen Verheissungen ge-
treu ist. Im Anfang preisen wir Gottes Güte/
wenn wir sagen: Von GOttes Gnaden bin ich
was ich bin; Auffn Abend preisen wir seine War-
heit/ wenn wir sprechen: Ich habe einen guten
Kampff gekämpffet. Es ist kein Wort auff die
Erde gefallen von all dem Gute/ das der HErr
mir versprochen hat/ der durch seine Güte das
gute Werck meiner Seligkeit in mir angefan-
gen/ der hats nach seiner Treue vollnführet. End-
lich kan durch den Morgen verstanden werden
eine geruhige glückselige Zeit/ wenn GOtt sein
klares Angesicht über uns scheinen lässt/ daß wir
seine Güte für Augen sehen und fühlen. Hinge-
gen kan durch die Nacht verstanden werden die
unglückselige Stunde/ darinn GOtt sein Ange-
sicht verbirgt/ daß wegen grosser Trübsal wir
nicht empfinden/ daß GOtt bey uns ist. Was
ist nun zu thun beyde deß Morgens und deß
Nachts? Es ist ein köstlich Ding deß Mor-
gens deine Güte/ und deß Nachts deine
Warheit verkündigen.
Gehets dir wohl/
so preise GOTT über seine Güte; Sitzt du
im Finsterniß und Trübsal/ so gedencke an
Gottes Verheissung/ und preise darinn Gottes

War-

über den 92. Pſalm
fahren wir alſofort GOttes Güte/ wie länger
wir in Chriſtenthum leben/ wie mehr wir er-
fahren/ daß GOtt in ſeinen Verheiſſungen ge-
treu iſt. Im Anfang preiſen wir Gottes Güte/
wenn wir ſagen: Von GOttes Gnaden bin ich
was ich bin; Auffn Abend preiſen wir ſeine War-
heit/ wenn wir ſprechen: Ich habe einen guten
Kampff gekämpffet. Es iſt kein Wort auff die
Erde gefallen von all dem Gute/ das der HErr
mir verſprochen hat/ der durch ſeine Güte das
gute Werck meiner Seligkeit in mir angefan-
gẽ/ der hats nach ſeiner Treue vollnführet. End-
lich kan durch den Morgen verſtanden werden
eine geruhige glückſelige Zeit/ wenn GOtt ſein
klares Angeſicht über uns ſcheinen läſſt/ daß wir
ſeine Güte für Augen ſehen und fühlen. Hinge-
gen kan durch die Nacht verſtanden werden die
unglückſelige Stunde/ darinn GOtt ſein Ange-
ſicht verbirgt/ daß wegen groſſer Trübſal wir
nicht empfinden/ daß GOtt bey uns iſt. Was
iſt nun zu thun beyde deß Morgens und deß
Nachts? Es iſt ein köſtlich Ding deß Mor-
gens deine Güte/ und deß Nachts deine
Warheit verkündigen.
Gehets dir wohl/
ſo preiſe GOTT über ſeine Güte; Sitzt du
im Finſterniß und Trübſal/ ſo gedencke an
Gottes Verheiſſung/ und preiſe darinn Gottes

War-
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[506/0529] über den 92. Pſalm fahren wir alſofort GOttes Güte/ wie länger wir in Chriſtenthum leben/ wie mehr wir er- fahren/ daß GOtt in ſeinen Verheiſſungen ge- treu iſt. Im Anfang preiſen wir Gottes Güte/ wenn wir ſagen: Von GOttes Gnaden bin ich was ich bin; Auffn Abend preiſen wir ſeine War- heit/ wenn wir ſprechen: Ich habe einen guten Kampff gekämpffet. Es iſt kein Wort auff die Erde gefallen von all dem Gute/ das der HErr mir verſprochen hat/ der durch ſeine Güte das gute Werck meiner Seligkeit in mir angefan- gẽ/ der hats nach ſeiner Treue vollnführet. End- lich kan durch den Morgen verſtanden werden eine geruhige glückſelige Zeit/ wenn GOtt ſein klares Angeſicht über uns ſcheinen läſſt/ daß wir ſeine Güte für Augen ſehen und fühlen. Hinge- gen kan durch die Nacht verſtanden werden die unglückſelige Stunde/ darinn GOtt ſein Ange- ſicht verbirgt/ daß wegen groſſer Trübſal wir nicht empfinden/ daß GOtt bey uns iſt. Was iſt nun zu thun beyde deß Morgens und deß Nachts? Es iſt ein köſtlich Ding deß Mor- gens deine Güte/ und deß Nachts deine Warheit verkündigen. Gehets dir wohl/ ſo preiſe GOTT über ſeine Güte; Sitzt du im Finſterniß und Trübſal/ ſo gedencke an Gottes Verheiſſung/ und preiſe darinn Gottes War-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/529>, abgerufen am 22.11.2024.