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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die dritte Betrachtung.
schwindet die Blase/ da ist die Lust dahin/ und
der Apffel verschertzet. Die Gottlosen könten
auch wohl ein rechtschaffen beständiges Glück
haben/ wann sie sich nur nicht verliebten an der
Welt-Blume. GOtt beut ihnen etwas bessers
an/ und ruffet ihnen zu/ laß das fahren/ aber sie
wollen nicht/ darum vergehet ihr Glück/ wie
eine Blume/ die verwelcket/ und wie ein Graß/
das abgemeiet wird.

Es möchte hingehen/ daß es kein Bestand
habe mit dem Glück der Gottlosen/ das aber ist
zu schrecklich/ daß sie über das vertilget werden/
ja daß sie vertilget werden immer und ewiglich.
Die Ubelthäter blühen alle/ biß sie vertilget
werden immer und ewiglich. Hierauß kan ich
leicht meinen Feinden den hochmüthigen Ubel-
thätern die Rechnung machen; Wenn GOtt sie
angreifft/ und ihren Frevel mit der Ruthen
straffet/ ist noch Hoffnung/ sie werden ihren
Muthwillen erkennen/ und sich bekehren. Wenn
sie aber immer hin grünen und blühen/ das ist
mir ein gewisses Zeichen/ daß GOtt beschlossen
habe sie zu vertilgen immer und ewiglich. Die
lange Blüt eines Gottlosen ist deß ewigen Un-
tergangs Anfang/ denn das wil eigentlich der
Geist GOttes hie sagen; Wenn die Gottlosen
grünen wie das Graß/ und all die Ubelthäter

blü-
L l ij

Die dritte Betrachtung.
ſchwindet die Blaſe/ da iſt die Luſt dahin/ und
der Apffel verſchertzet. Die Gottloſen könten
auch wohl ein rechtſchaffen beſtändiges Glück
haben/ wann ſie ſich nur nicht verliebten an der
Welt-Blume. GOtt beut ihnen etwas beſſers
an/ und ruffet ihnen zu/ laß das fahren/ aber ſie
wollen nicht/ darum vergehet ihr Glück/ wie
eine Blume/ die verwelcket/ und wie ein Graß/
das abgemeiet wird.

Es möchte hingehen/ daß es kein Beſtand
habe mit dem Glück der Gottloſen/ das aber iſt
zu ſchrecklich/ daß ſie über das vertilget werden/
ja daß ſie vertilget werden immer und ewiglich.
Die Ubelthäter blühen alle/ biß ſie vertilget
werden immer und ewiglich. Hierauß kan ich
leicht meinen Feinden den hochmüthigen Ubel-
thätern die Rechnung machen; Wenn GOtt ſie
angreifft/ und ihren Frevel mit der Ruthen
ſtraffet/ iſt noch Hoffnung/ ſie werden ihren
Muthwillen erkennen/ und ſich bekehren. Wenn
ſie aber immer hin grünen und blühen/ das iſt
mir ein gewiſſes Zeichen/ daß GOtt beſchloſſen
habe ſie zu vertilgen immer und ewiglich. Die
lange Blüt eines Gottloſen iſt deß ewigen Un-
tergangs Anfang/ denn das wil eigentlich der
Geiſt GOttes hie ſagen; Wenn die Gottloſen
grünen wie das Graß/ und all die Ubelthäter

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[531/0554] Die dritte Betrachtung. ſchwindet die Blaſe/ da iſt die Luſt dahin/ und der Apffel verſchertzet. Die Gottloſen könten auch wohl ein rechtſchaffen beſtändiges Glück haben/ wann ſie ſich nur nicht verliebten an der Welt-Blume. GOtt beut ihnen etwas beſſers an/ und ruffet ihnen zu/ laß das fahren/ aber ſie wollen nicht/ darum vergehet ihr Glück/ wie eine Blume/ die verwelcket/ und wie ein Graß/ das abgemeiet wird. Es möchte hingehen/ daß es kein Beſtand habe mit dem Glück der Gottloſen/ das aber iſt zu ſchrecklich/ daß ſie über das vertilget werden/ ja daß ſie vertilget werden immer und ewiglich. Die Ubelthäter blühen alle/ biß ſie vertilget werden immer und ewiglich. Hierauß kan ich leicht meinen Feinden den hochmüthigen Ubel- thätern die Rechnung machen; Wenn GOtt ſie angreifft/ und ihren Frevel mit der Ruthen ſtraffet/ iſt noch Hoffnung/ ſie werden ihren Muthwillen erkennen/ und ſich bekehren. Wenn ſie aber immer hin grünen und blühen/ das iſt mir ein gewiſſes Zeichen/ daß GOtt beſchloſſen habe ſie zu vertilgen immer und ewiglich. Die lange Blüt eines Gottloſen iſt deß ewigen Un- tergangs Anfang/ denn das wil eigentlich der Geiſt GOttes hie ſagen; Wenn die Gottloſen grünen wie das Graß/ und all die Ubelthäter blü- L l ij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/554>, abgerufen am 22.11.2024.