Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite
Die vierdte Betrachtung.


Was ist nun die Art der Pflantzen im Hause
Gottes? Ins gemein gibt ihnen der Geist das
Zeugniß/ daß sie grünen und blühen. Die
Gläubigen haben sonst in der Welt schlecht
Glück/ die Schrifft nennet sie die Armselige/ ü-
ber welche alles Wetter gehet/ arme Wäysen/
Schafe unter den Wölffen. Noch heists: Sie
grünen und blühen. Grünen und blühen bedeu-
tet allezeit eine Glückseligkeit/ sie sey leiblich oder
geistlich. Die leibliche Glückseligkeit ohne dis
geistliche/ ist nur eine eitele unbeständige Glück-
seligkeit/ und ist gleich einem grünenden Grase;
die geistliche Glückseligkeit ist eine warhafftige
und beständige Glückseligkeit. Es gehe mit den
Zeitlichen wie es wolle/ die Gerechte grünen
dennoch/ und blühen immerdar. In den
Sprichwörtern am 3. v. 33: Im Hause deß
Gottlosen ist der Fluch deß HErrn/ aber
das Haus der Gerechten wird gesegnet.

Die Gottlose werden leicht welck/ denn ihre
Glückseligkeit ist gegründet auffs Eitele. Die
Gottseligen grünen immerdar/ und werden in
keinem Ungewitter welck/ denn ihre Glückselig-
keit ist gegründet in Gott. Da gehets zu wie
mit einer Pflantzen. Wenn eine Pflantze oder
ein Baum soll grünen und blühen/ muß er den
Safft der Erden an sich ziehen; Der Safft der

Gläu-
M m ij
Die vierdte Betrachtung.


Was iſt nun die Art der Pflantzen im Hauſe
Gottes? Ins gemein gibt ihnen der Geiſt das
Zeugniß/ daß ſie grünen und blühen. Die
Gläubigen haben ſonſt in der Welt ſchlecht
Glück/ die Schrifft nennet ſie die Armſelige/ ü-
ber welche alles Wetter gehet/ arme Wäyſen/
Schafe unter den Wölffen. Noch heiſts: Sie
grünen und blühen. Grünen und blühen bedeu-
tet allezeit eine Glückſeligkeit/ ſie ſey leiblich oder
geiſtlich. Die leibliche Glückſeligkeit ohne dis
geiſtliche/ iſt nur eine eitele unbeſtändige Glück-
ſeligkeit/ und iſt gleich einem grünenden Graſe;
die geiſtliche Glückſeligkeit iſt eine warhafftige
und beſtändige Glückſeligkeit. Es gehe mit den
Zeitlichen wie es wolle/ die Gerechte grünen
dennoch/ und blühen immerdar. In den
Sprichwörtern am 3. v. 33: Im Hauſe deß
Gottloſen iſt der Fluch deß HErrn/ aber
das Haus der Gerechten wird geſegnet.

Die Gottloſe werden leicht welck/ denn ihre
Glückſeligkeit iſt gegründet auffs Eitele. Die
Gottſeligen grünen immerdar/ und werden in
keinem Ungewitter welck/ denn ihre Glückſelig-
keit iſt gegründet in Gott. Da gehets zu wie
mit einer Pflantzen. Wenn eine Pflantze oder
ein Baum ſoll grünen und blühen/ muß er den
Safft der Erden an ſich ziehen; Der Safft der

Gläu-
M m ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0570" n="547"/>
          <fw place="top" type="header">Die vierdte Betrachtung.</fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Was i&#x017F;t nun die Art der Pflantzen im Hau&#x017F;e<lb/>
Gottes? Ins gemein gibt ihnen der Gei&#x017F;t das<lb/>
Zeugniß/ daß &#x017F;ie <hi rendition="#fr">grünen und blühen.</hi> Die<lb/>
Gläubigen haben &#x017F;on&#x017F;t in der Welt &#x017F;chlecht<lb/>
Glück/ die Schrifft nennet &#x017F;ie die Arm&#x017F;elige/ ü-<lb/>
ber welche alles Wetter gehet/ arme Wäy&#x017F;en/<lb/>
Schafe unter den Wölffen. Noch hei&#x017F;ts: Sie<lb/>
grünen und blühen. Grünen und blühen bedeu-<lb/>
tet allezeit eine Glück&#x017F;eligkeit/ &#x017F;ie &#x017F;ey leiblich oder<lb/>
gei&#x017F;tlich. Die leibliche Glück&#x017F;eligkeit ohne dis<lb/>
gei&#x017F;tliche/ i&#x017F;t nur eine eitele unbe&#x017F;tändige Glück-<lb/>
&#x017F;eligkeit/ und i&#x017F;t gleich einem grünenden Gra&#x017F;e;<lb/>
die gei&#x017F;tliche Glück&#x017F;eligkeit i&#x017F;t eine warhafftige<lb/>
und be&#x017F;tändige Glück&#x017F;eligkeit. Es gehe mit den<lb/>
Zeitlichen wie es wolle/ die Gerechte grünen<lb/>
dennoch/ und blühen immerdar. In den<lb/>
Sprichwörtern am 3. v. 33: <hi rendition="#fr">Im Hau&#x017F;e deß<lb/>
Gottlo&#x017F;en i&#x017F;t der Fluch deß HErrn/ aber<lb/>
das Haus der Gerechten wird ge&#x017F;egnet.</hi><lb/>
Die Gottlo&#x017F;e werden leicht welck/ denn ihre<lb/>
Glück&#x017F;eligkeit i&#x017F;t gegründet auffs Eitele. Die<lb/>
Gott&#x017F;eligen grünen immerdar/ und werden in<lb/>
keinem Ungewitter welck/ denn ihre Glück&#x017F;elig-<lb/>
keit i&#x017F;t gegründet in Gott. Da gehets zu wie<lb/>
mit einer Pflantzen. Wenn eine Pflantze oder<lb/>
ein Baum &#x017F;oll grünen und blühen/ muß er den<lb/>
Safft der Erden an &#x017F;ich ziehen; Der Safft der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M m ij</fw><fw place="bottom" type="catch">Gläu-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[547/0570] Die vierdte Betrachtung. Was iſt nun die Art der Pflantzen im Hauſe Gottes? Ins gemein gibt ihnen der Geiſt das Zeugniß/ daß ſie grünen und blühen. Die Gläubigen haben ſonſt in der Welt ſchlecht Glück/ die Schrifft nennet ſie die Armſelige/ ü- ber welche alles Wetter gehet/ arme Wäyſen/ Schafe unter den Wölffen. Noch heiſts: Sie grünen und blühen. Grünen und blühen bedeu- tet allezeit eine Glückſeligkeit/ ſie ſey leiblich oder geiſtlich. Die leibliche Glückſeligkeit ohne dis geiſtliche/ iſt nur eine eitele unbeſtändige Glück- ſeligkeit/ und iſt gleich einem grünenden Graſe; die geiſtliche Glückſeligkeit iſt eine warhafftige und beſtändige Glückſeligkeit. Es gehe mit den Zeitlichen wie es wolle/ die Gerechte grünen dennoch/ und blühen immerdar. In den Sprichwörtern am 3. v. 33: Im Hauſe deß Gottloſen iſt der Fluch deß HErrn/ aber das Haus der Gerechten wird geſegnet. Die Gottloſe werden leicht welck/ denn ihre Glückſeligkeit iſt gegründet auffs Eitele. Die Gottſeligen grünen immerdar/ und werden in keinem Ungewitter welck/ denn ihre Glückſelig- keit iſt gegründet in Gott. Da gehets zu wie mit einer Pflantzen. Wenn eine Pflantze oder ein Baum ſoll grünen und blühen/ muß er den Safft der Erden an ſich ziehen; Der Safft der Gläu- M m ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/570
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/570>, abgerufen am 22.11.2024.