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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die vierdte Betrachtung.
und Gewalt deß Teuffels/ nicht mit Golde oder
Silber/ sondern mit deinem eigenen Blut/ auff
daß ich dein und du mein seyst? Ein hartes und
unbilliges hastu auff dich genommen und mei-
nethalben erduldet. Wenn ich tausendmal und
aber tausendmahl mich ließ tödten/ was wäre
daß für alle meine Wohlthat? Nun wann ich dir
denn muß Danck opffern/ mein GOtt/ so nimm
hin/ was ich bin und vermag. Es ist bereits dein/
denn du hast es gegeben/ doch vermag ich dir
nichts anders zu geben/ als was bereits dein ist/
und daß ich dir das gebe/ eben das stehet auch
nicht mit in meinen Kräfften. Ich kan mich
nicht dir ergeben/ du gibst mir denn solche Gna-
de/ daß ich mich dir ergeben kan. Wenn ich mich
nun dir gegeben habe/ darum daß du dich mir ge-
geben hast/ was soll ich dir geben für die Gnade/
daß ich mich dir ergeben kan? Ich kan doch nicht
vergelten alle Barmhertzigkeit/ die der HErr
an mir thut.

1.
ACh grosser König/ groß zu allen Zeiten/
Wie kan ich gnugsam alle Treu außbreiten?
Keins Menschen Hertz vermag es außzudencken/
Was dir zu schencken.
2. Ich kans mit meinen Sinnen nicht erreichen/
Womit doch dein Erbarmung zu vergleichen;
Wie kan ich dir denn deine Liebes. Thaten
Im Werck erstatten?
3. Doch
R r ij

Die vierdte Betrachtung.
und Gewalt deß Teuffels/ nicht mit Golde oder
Silber/ ſondern mit deinem eigenen Blut/ auff
daß ich dein und du mein ſeyſt? Ein hartes und
unbilliges haſtu auff dich genommen und mei-
nethalben erduldet. Wenn ich tauſendmal und
aber tauſendmahl mich ließ tödten/ was wäre
daß für alle meine Wohlthat? Nun wann ich dir
denn muß Danck opffern/ mein GOtt/ ſo nimm
hin/ was ich bin und vermag. Es iſt bereits dein/
denn du haſt es gegeben/ doch vermag ich dir
nichts anders zu geben/ als was bereits dein iſt/
und daß ich dir das gebe/ eben das ſtehet auch
nicht mit in meinen Kräfften. Ich kan mich
nicht dir ergeben/ du gibſt mir denn ſolche Gna-
de/ daß ich mich dir ergeben kan. Wenn ich mich
nun dir gegeben habe/ darum daß du dich mir ge-
geben haſt/ was ſoll ich dir geben für die Gnade/
daß ich mich dir ergeben kan? Ich kan doch nicht
vergelten alle Barmhertzigkeit/ die der HErr
an mir thut.

1.
ACh groſſer König/ groß zu allen Zeiten/
Wie kan ich gnugſam alle Treu außbreiten?
Keins Menſchen Hertz vermag es außzudencken/
Was dir zu ſchencken.
2. Ich kans mit meinen Sinnen nicht erreichen/
Womit doch dein Erbarmung zu vergleichen;
Wie kan ich dir denn deine Liebes. Thaten
Im Werck erſtatten?
3. Doch
R r ij
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[627/0650] Die vierdte Betrachtung. und Gewalt deß Teuffels/ nicht mit Golde oder Silber/ ſondern mit deinem eigenen Blut/ auff daß ich dein und du mein ſeyſt? Ein hartes und unbilliges haſtu auff dich genommen und mei- nethalben erduldet. Wenn ich tauſendmal und aber tauſendmahl mich ließ tödten/ was wäre daß für alle meine Wohlthat? Nun wann ich dir denn muß Danck opffern/ mein GOtt/ ſo nimm hin/ was ich bin und vermag. Es iſt bereits dein/ denn du haſt es gegeben/ doch vermag ich dir nichts anders zu geben/ als was bereits dein iſt/ und daß ich dir das gebe/ eben das ſtehet auch nicht mit in meinen Kräfften. Ich kan mich nicht dir ergeben/ du gibſt mir denn ſolche Gna- de/ daß ich mich dir ergeben kan. Wenn ich mich nun dir gegeben habe/ darum daß du dich mir ge- geben haſt/ was ſoll ich dir geben für die Gnade/ daß ich mich dir ergeben kan? Ich kan doch nicht vergelten alle Barmhertzigkeit/ die der HErr an mir thut. 1. ACh groſſer König/ groß zu allen Zeiten/ Wie kan ich gnugſam alle Treu außbreiten? Keins Menſchen Hertz vermag es außzudencken/ Was dir zu ſchencken. 2. Ich kans mit meinen Sinnen nicht erreichen/ Womit doch dein Erbarmung zu vergleichen; Wie kan ich dir denn deine Liebes. Thaten Im Werck erſtatten? 3. Doch R r ij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/650>, abgerufen am 22.11.2024.