Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.über den 33. Psalm kommen/ der rufft ihnen heimlich zu: Seyd bö- se ihr Völcker/ und gebet doch die Flucht/ rü- stet euch/ und gebet doch die Flucht/ lieber rüstet euch/ und gebet doch die Flucht. Be- schliesset einen Rath/ und werde nichts dar- auß; beredet euch/ und es bestehe nicht: Denn hie ist Immanuel. Es. 8, 9. Im Büchlein Hiob am 5. v. 12. stehet geschrieben: GOTT macht zu nichte die Anschläge der Listigen/ daß es ihre Hand nicht außführen kan. Er fähet die Weisen in ihrer Listigkeit. Krafft dieses Spruchs halten wir hafür/ daß Gott den Witz unser Feinde ihnen zum Strick mache/ daß sie in ihrer Boßheit ergriffen werden/ und daß bekandt werde/ was sie für Gesellen seyn. Drum früchte dich nicht/ meine Seele/ wenn sich schon viele wider dich setzen. Wenn GOtt beschlossen einen frommen David zu Ehren zu bringen/ kan Saul mit keiner List und Gewalt den Rath des Herrn hindern. Wenn GOtt beschlossen hat einen frommen Joseph zu einem Herrn zu setzen über seine Brüder/ können die neidige Brüder diesen Rath nicht hindern. Was aber: die Feinde rathschlagen/ schrecket mich nicht. GOtt hat wohl ehemals eines klu- gen Ahitophels Rath zur Thorheit gemacht. Herodes sing die Sache listig an/ da er gedacht das
über den 33. Pſalm kommen/ der rufft ihnen heimlich zu: Seyd bö- ſe ihr Völcker/ und gebet doch die Flucht/ rü- ſtet euch/ und gebet doch die Flucht/ lieber rüſtet euch/ und gebet doch die Flucht. Be- ſchlieſſet einen Rath/ und werde nichts dar- auß; beredet euch/ und es beſtehe nicht: Deñ hie iſt Immanuel. Eſ. 8, 9. Im Büchlein Hiob am 5. v. 12. ſtehet geſchrieben: GOTT macht zu nichte die Anſchläge der Liſtigen/ daß es ihre Hand nicht außführen kan. Er fähet die Weiſen in ihrer Liſtigkeit. Krafft dieſes Spruchs halten wir hafür/ daß Gott den Witz unſer Feinde ihnen zum Strick mache/ daß ſie in ihrer Boßheit ergriffen werden/ und daß bekandt werde/ was ſie für Geſellen ſeyn. Drum früchte dich nicht/ meine Seele/ wenn ſich ſchon viele wider dich ſetzen. Wenn GOtt beſchloſſen einen frommen David zu Ehren zu bringen/ kan Saul mit keiner Liſt und Gewalt den Rath des Herrn hindern. Wenn GOtt beſchloſſen hat einen frommen Joſeph zu einem Herrn zu ſetzen über ſeine Brüder/ können die neidige Brüder dieſen Rath nicht hindern. Was aber: die Feinde rathſchlagen/ ſchrecket mich nicht. GOtt hat wohl ehemals eines klu- gen Ahitophels Rath zur Thorheit gemacht. Herodes ſing die Sache liſtig an/ da er gedacht das
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über den 33. Pſalm
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ſe ihr Völcker/ und gebet doch die Flucht/ rü-
ſtet euch/ und gebet doch die Flucht/ lieber
rüſtet euch/ und gebet doch die Flucht. Be-
ſchlieſſet einen Rath/ und werde nichts dar-
auß; beredet euch/ und es beſtehe nicht: Deñ
hie iſt Immanuel. Eſ. 8, 9. Im Büchlein
Hiob am 5. v. 12. ſtehet geſchrieben: GOTT
macht zu nichte die Anſchläge der Liſtigen/
daß es ihre Hand nicht außführen kan. Er
fähet die Weiſen in ihrer Liſtigkeit. Krafft
dieſes Spruchs halten wir hafür/ daß Gott den
Witz unſer Feinde ihnen zum Strick mache/
daß ſie in ihrer Boßheit ergriffen werden/ und
daß bekandt werde/ was ſie für Geſellen ſeyn.
Drum früchte dich nicht/ meine Seele/ wenn
ſich ſchon viele wider dich ſetzen. Wenn GOtt
beſchloſſen einen frommen David zu Ehren zu
bringen/ kan Saul mit keiner Liſt und Gewalt
den Rath des Herrn hindern. Wenn GOtt
beſchloſſen hat einen frommen Joſeph zu einem
Herrn zu ſetzen über ſeine Brüder/ können die
neidige Brüder dieſen Rath nicht hindern.
Was aber: die Feinde rathſchlagen/ ſchrecket
mich nicht. GOtt hat wohl ehemals eines klu-
gen Ahitophels Rath zur Thorheit gemacht.
Herodes ſing die Sache liſtig an/ da er gedacht
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/71>, abgerufen am 16.02.2025. |