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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die dritte Betrachtung.
mich errettet/ ja ich halte mein Creutz für einen
geraden Weg zu GOttes Preiß und Ruhm.
Das beste Triumph-Liedlein der Gläubigen
wird im Creutz gebohren/ denn Trübsal bringt
Erfahrung/ derwegen öffnet mir Trübsal den
Mund/ daß ich von Gottes Wercken reden kan.
So laß nun trauren/ wer keinen JEsum hat;
wir wissen/ an wen wir gläuben. Was Fleisch
und Blut dazu saget/ wenn sich ein grausames
Wetter sehen lässet/ weiß ich wohl. Dem Flei-
sche nach fühle ich wohl/ was ich fühle/ ich muß
aber auch wissen/ wo ich anders ein Christ bin/
daß ich mehr habe als Fleisch und Blut. Macht
mich das Fleisch traurig/ so muß mich der Geist
frölich machen/ auff daß auch an uns wahr werde/
was geschrieben stehet in der andern an die Co-
rinth. am 4. c. v. 8: Wir haben allenthalben
Trübsal/ aber wir ängsten uns nicht. Uns
ist bange/ aber wir verzagen nicht.
Unser
Glaube findet in allem Creutz eine Herrligkeit/
in der Schmach eine Ehre/ in der Armuth einen
Reichthum und in der Traurigkeit eine Freude.
Kurtz um/ die Rechte GOttes muß erhöhet seyn:
Siehe nur zu/ daß du an der Rechten GOttes
bekleben bleibest. Was in der Welt ist/ daran
hast du dich nicht zu kehren/ obs süsse oder sauer
außsehe/ muß dir eins als das ander seyn. O wie

wohl
Z z

Die dritte Betrachtung.
mich errettet/ ja ich halte mein Creutz für einen
geraden Weg zu GOttes Preiß und Ruhm.
Das beſte Triumph-Liedlein der Gläubigen
wird im Creutz gebohren/ denn Trübſal bringt
Erfahrung/ derwegen öffnet mir Trübſal den
Mund/ daß ich von Gottes Wercken reden kan.
So laß nun trauren/ wer keinen JEſum hat;
wir wiſſen/ an wen wir gläuben. Was Fleiſch
und Blut dazu ſaget/ wenn ſich ein grauſames
Wetter ſehen läſſet/ weiß ich wohl. Dem Flei-
ſche nach fühle ich wohl/ was ich fühle/ ich muß
aber auch wiſſen/ wo ich anders ein Chriſt bin/
daß ich mehr habe als Fleiſch und Blut. Macht
mich das Fleiſch traurig/ ſo muß mich der Geiſt
frölich machen/ auff daß auch an uns wahr werde/
was geſchrieben ſtehet in der andern an die Co-
rinth. am 4. c. v. 8: Wir haben allenthalben
Trübſal/ aber wir ängſten uns nicht. Uns
iſt bange/ aber wir verzagen nicht.
Unſer
Glaube findet in allem Creutz eine Herrligkeit/
in der Schmach eine Ehre/ in der Armuth einen
Reichthum und in der Traurigkeit eine Freude.
Kurtz um/ die Rechte GOttes muß erhöhet ſeyn:
Siehe nur zu/ daß du an der Rechten GOttes
bekleben bleibeſt. Was in der Welt iſt/ daran
haſt du dich nicht zu kehren/ obs ſüſſe oder ſauer
außſehe/ muß dir eins als das ander ſeyn. O wie

wohl
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[721/0744] Die dritte Betrachtung. mich errettet/ ja ich halte mein Creutz für einen geraden Weg zu GOttes Preiß und Ruhm. Das beſte Triumph-Liedlein der Gläubigen wird im Creutz gebohren/ denn Trübſal bringt Erfahrung/ derwegen öffnet mir Trübſal den Mund/ daß ich von Gottes Wercken reden kan. So laß nun trauren/ wer keinen JEſum hat; wir wiſſen/ an wen wir gläuben. Was Fleiſch und Blut dazu ſaget/ wenn ſich ein grauſames Wetter ſehen läſſet/ weiß ich wohl. Dem Flei- ſche nach fühle ich wohl/ was ich fühle/ ich muß aber auch wiſſen/ wo ich anders ein Chriſt bin/ daß ich mehr habe als Fleiſch und Blut. Macht mich das Fleiſch traurig/ ſo muß mich der Geiſt frölich machen/ auff daß auch an uns wahr werde/ was geſchrieben ſtehet in der andern an die Co- rinth. am 4. c. v. 8: Wir haben allenthalben Trübſal/ aber wir ängſten uns nicht. Uns iſt bange/ aber wir verzagen nicht. Unſer Glaube findet in allem Creutz eine Herrligkeit/ in der Schmach eine Ehre/ in der Armuth einen Reichthum und in der Traurigkeit eine Freude. Kurtz um/ die Rechte GOttes muß erhöhet ſeyn: Siehe nur zu/ daß du an der Rechten GOttes bekleben bleibeſt. Was in der Welt iſt/ daran haſt du dich nicht zu kehren/ obs ſüſſe oder ſauer außſehe/ muß dir eins als das ander ſeyn. O wie wohl Z z

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/744>, abgerufen am 22.11.2024.