Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.über den 138. Psalm Wunder! möchtestu sagen/ daß GOtt kein dern
über den 138. Pſalm Wunder! möchteſtu ſagen/ daß GOtt kein dern
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über den 138. Pſalm
Wunder! möchteſtu ſagen/ daß GOtt kein
Hohes leiden mag/ iſt Gott ſelbſten nicht hoch?
warum haſſet er denn das Hohe? Iſt denn das
Gott nicht zuwidern/ dz ſich iemand Gott gleich-
förmig halte? Ich meinete/ ie gleicher Gott/ ie
beſſer Menſch. Wiſſe hie/ daß ein Chriſt ſoll ſich
Gott gleichförmig machen in Heiligkeit und Ge-
rechtigkeit/ denn dazu iſt er in Chriſto wiederge-
boren. Aber doch muß er Gott die Ehre laſſen/
die er keinem andern geben wil. Zum andern
kan keine Creatur GOtt gleich werden in der
Hoheit/ daß ſie bey ihr ſelbſt gleich wie Gott wol-
te hoch ſeyn. Gott iſt alleine hoch und alleine gut/
und alles was er hat/ das hat er von ſich ſelbſt.
Die Creatur aber iſt von ihr ſelbſt nicht/ was ich
bin/ das bin ich nicht von mir ſelbſt/ ſondern bin
es nur durch den Willen deß HErrn. Was ich
habe/ das habe ich nicht von mir ſelbſt/ ſondern
nur durch den Willen deß HErrn. Darum
ſoll keine Creatur/ wie GOtt/ ſagen/ ich bin
etwas. GOtt alleine mag ſagen/ ich bin/ der
ich bin/ und werde es auch wohl bleiben. Die
Creatur aber ſoll ſprechen: Ach HERR/ ich
bin doch gar nichts/ was ich bin/ das bin ich
durch deinen Willen. Mercks wohl. Gott
iſt hoch von ihm ſelbſt/ nicht in der Meinung/
als wenn er iemahls nicht ſo hoch geweſen/ ſon-
dern
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