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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die andere Betrachtung.


dern sich selbst so hoch gesetzet hätte. Sondern
so hoch er ietzt ist/ so hoch ist er gewesen von alle
ewige Ewigkeit/ durch seine ewige Natur/ und
unveränderliches Wesen. So sehe nun zu/
du Hochmüthiger/ wie gleich du GOtt werdest/
wenn du nichts bist/ und wilst dich selbst hoch
machen. Zum 3. weistu auch gar wohl/ wie
GOtt sich erniedriget hat. Christus JEsus
war ja in göttlicher Gestalt/ und euserte sich doch
seiner Herrligkeit/ und nam an Knechts Ge-
stalt/ Phil. 2, 6.

Darum ein ieglicher sey gesinnet/ wie JE-
sus Christus auch war. Hüte dich/ daß du dich
selbst nicht erhebest. Wer sich selbst erhebet/
soll erniedriget werden/ Luc. 14, 11. GOtt wird
seine Gnaden-Augen nicht zu ihm wenden;
GOtt sitzet hoch im Himmel. Wilst du/ daß er
sich zu dir nahe/ so erniedrige dich. Denn weil
er so hoch sitzet/ so sihet er mit seinen Gnaden-
Augen nicht über sich/ noch neben sich/ sondern
unter sich. Je höher du dich erhebest/ ie weiter
du von GOtt kommst. Du aber/ du niedrige
Seele/ freue dich. Der HErr ist dir nahe/ er
ist so hoch als kein Mensch seyn kan/ doch ver-
achtet er dich in deiner Niedrigkeit nicht/ er sihet
auff das Niedrige. Ach was für einen herrli-
chen Trost hast du hie!

Aber

Die andere Betrachtung.


dern ſich ſelbſt ſo hoch geſetzet hätte. Sondern
ſo hoch er ietzt iſt/ ſo hoch iſt er geweſen von alle
ewige Ewigkeit/ durch ſeine ewige Natur/ und
unveränderliches Weſen. So ſehe nun zu/
du Hochmüthiger/ wie gleich du GOtt werdeſt/
wenn du nichts biſt/ und wilſt dich ſelbſt hoch
machen. Zum 3. weiſtu auch gar wohl/ wie
GOtt ſich erniedriget hat. Chriſtus JEſus
war ja in göttlicher Geſtalt/ und euſerte ſich doch
ſeiner Herrligkeit/ und nam an Knechts Ge-
ſtalt/ Phil. 2, 6.

Darum ein ieglicher ſey geſinnet/ wie JE-
ſus Chriſtus auch war. Hüte dich/ daß du dich
ſelbſt nicht erhebeſt. Wer ſich ſelbſt erhebet/
ſoll erniedriget werden/ Luc. 14, 11. GOtt wird
ſeine Gnaden-Augen nicht zu ihm wenden;
GOtt ſitzet hoch im Himmel. Wilſt du/ daß er
ſich zu dir nahe/ ſo erniedrige dich. Denn weil
er ſo hoch ſitzet/ ſo ſihet er mit ſeinen Gnaden-
Augen nicht über ſich/ noch neben ſich/ ſondern
unter ſich. Je höher du dich erhebeſt/ ie weiter
du von GOtt kommſt. Du aber/ du niedrige
Seele/ freue dich. Der HErr iſt dir nahe/ er
iſt ſo hoch als kein Menſch ſeyn kan/ doch ver-
achtet er dich in deiner Niedrigkeit nicht/ er ſihet
auff das Niedrige. Ach was für einen herrli-
chen Troſt haſt du hie!

Aber
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[795/0818] Die andere Betrachtung. dern ſich ſelbſt ſo hoch geſetzet hätte. Sondern ſo hoch er ietzt iſt/ ſo hoch iſt er geweſen von alle ewige Ewigkeit/ durch ſeine ewige Natur/ und unveränderliches Weſen. So ſehe nun zu/ du Hochmüthiger/ wie gleich du GOtt werdeſt/ wenn du nichts biſt/ und wilſt dich ſelbſt hoch machen. Zum 3. weiſtu auch gar wohl/ wie GOtt ſich erniedriget hat. Chriſtus JEſus war ja in göttlicher Geſtalt/ und euſerte ſich doch ſeiner Herrligkeit/ und nam an Knechts Ge- ſtalt/ Phil. 2, 6. Darum ein ieglicher ſey geſinnet/ wie JE- ſus Chriſtus auch war. Hüte dich/ daß du dich ſelbſt nicht erhebeſt. Wer ſich ſelbſt erhebet/ ſoll erniedriget werden/ Luc. 14, 11. GOtt wird ſeine Gnaden-Augen nicht zu ihm wenden; GOtt ſitzet hoch im Himmel. Wilſt du/ daß er ſich zu dir nahe/ ſo erniedrige dich. Denn weil er ſo hoch ſitzet/ ſo ſihet er mit ſeinen Gnaden- Augen nicht über ſich/ noch neben ſich/ ſondern unter ſich. Je höher du dich erhebeſt/ ie weiter du von GOtt kommſt. Du aber/ du niedrige Seele/ freue dich. Der HErr iſt dir nahe/ er iſt ſo hoch als kein Menſch ſeyn kan/ doch ver- achtet er dich in deiner Niedrigkeit nicht/ er ſihet auff das Niedrige. Ach was für einen herrli- chen Troſt haſt du hie! Aber

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 795. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/818>, abgerufen am 22.11.2024.